Immer wieder treffe ich auf Empfehlungen für die Anwendung von Heilpflanzen bei Cellulite. In diesem Beitrag möchte ich darauf eingehen. Aber zuerst braucht es ein paar Klärungen.
Was ist Cellulite?
Cellulite ist eine konstitutionell bedingte, nicht entzündliche Veränderung des subkutanen Fettgewebes im Oberschenkel- und Gesäßbereich. Die dellenförmige Hautoberfläche erinnert an die Oberfläche einer Orange, darum spricht man auch von „Orangenhaut“. Fälschlicherweise wird oft auch von „Zellulitis“ gesprochen. Die Endung –itis deutet aber auf eine entzündliche Erkrankung hin. Und tatsächlich handelt es sich bei der Zellulitis um einen durch eine bakterielle Infektion verursachten entzündlichen Prozess des Unterhautgewebes. Cellulite dagegen hat nichts mit einer Entzündung zu tun.
Die Cellulite kommt fast ausschließlich bei Frauen vor, weil Männer eine andere Struktur des Bindegewebes besitzen. Bei Übergewicht oder schwachem Bindegewebe kann die Hauterscheinung bereits in jungen Jahren vorkomme, mit fortschreitendem Alter tritt Cellulite in unterschiedlichem Ausmaß bei 80 bis 90 % der Frauen auf.
Und was hilft gegen Cellulite?
Cellulite ist also ein normales und natürliches Geschehen, das allerdings mit verbreiteten Schönheitsnormen kollidiert. Darum machen viele Frauen grosse Anstrengungen, diesen „Makel“ loszuwerden – und viele Hersteller von entsprechenden Präparaten generieren damit gute Umsätze. Aber kann man Cellulite so einfach loswerden, wie es die Hersteller und Verkäufer versprechen?
Das Magazin der Spiegel (Nr. 34 vom 17. 8. 2019) hat zu den Versprechungen der Kosmetikindustrie eine Titelgeschichte publiziert.
Zitat zum Thema Cellulite:
„Ein Dauerbrenner ist auch die Frage, was gegen wellige Haut auf den Oberschenkeln oder am Po hilft. Die sogenannte Cellulite gehört zu den Hautveränderungen, um die ein eigener Wirtschaftszweig entstanden ist. Vibrationen, Ultraschall, Radiofrequenz, Kryotherapie, Moorschlamm-Wickel, Saugnäpfe, Rollenmassage, Mikroinjektionen, Fettabsaugungen – mit alldem lassen sich Frauen traktieren.
Bereits zweimal wollte die Stiftung Warentest herausfinden, was all das bringt. Zuletzt erprobten die Warentester 2009 einen Massageroller mit Vibrationsfunktion, ein Reizstromgerät sowie acht verschiedene Cremes oder Gele und ein Öl, die gegen die ungeliebten Dellen helfen sollten. Weder 300 Anwenderinnen noch ein Hautarzt konnten einen sichtbaren Einfluss erkennen.
Alles andere wäre auch eine grosse Überraschung gewesen, denn für die Cellulite gibt es eine ganz natürliche biologische Erklärung: Das weibliche Bindegwebe ist generell dehnbarer als das männliche, zudem ist die Oberhaut dünner. Dellen in der Haut mögen Frauen stören, aber sie sind völlig normal und nicht zu vermeiden.
Dennoch – oder gerade deshalb – stellen findige Kosmetikhersteller das Phänomen als behandlungsbedürftig dar. Der verstorbene Hamburger Mediziner Detlef Strathmann hatte schon früh erkannt, welches Potenzial darin liegt. In der Frauenzeitschrift «Brigitte» liess er sich einst über die angebliche Frauenkrankheit aus und erfand sogleich einen fruchtigen Namen dafür: «Orangenhaut». In seinem Beitrag verwies Strathmann auf ein Cellulite-Mittel, das er in Kürze aus eigener Produktion anbieten werde.“
Das ist ziemlich ernüchternd, aber als ehemaliger Drogist ist mein Vertrauen in die Versprechungen der Kosmetikindustrie schon länger nur noch sehr gering.
Und Heilpflanzen gegen Cellulite?
In meiner frühen Drogisten-Zeit waren Efeu-Präparate gegen Cellulite ein Renner. Heute ist davon nichts mehr zu hören. Spricht nicht für Wirksamkeit.
Im Moment macht Weleda mit einem Birke Cellulite Öl wohl gerade das Geschäft. Auch in diesem Fall kommen verkaufsfördernde Schlagworte zum Einsatz. So soll die Birke im Birke Cellulite Öl entschlackend wirken und die Fettverbrennung anregen. Beide Versprechungen sind ohne jede Substanz.
Wikipedia schreibt zu Recht:
„Da Cellulite tiefe Hautstrukturen betrifft, kann durch Cremes, Salben und ähnliche kosmetische Behandlungen kein Erfolg erzielt werden. Eine erkennbare Wirkung ist nur auf das Einmassieren zurückzuführen.“
Das gilt auch für Zusätze von Heilpflanzen gegen Cellulite – wie zum Beispiel der Birke.
Wenn sich schon die Cellulite nicht verändern lässt, wäre es wohl sinnvoller, die Schönheitsnormen in Frage zu stellen. In der Kosmetikindustrie wie auch in der Pharmaindustrie gibt es eine verbreitete Tendenz, möglichst viele alltägliche Lebensphänomene und Befindlichkeitsstörungen als behandlungsbedürftig hinzustellen. Diese Tendenz macht auch vor den Herstellern von „alternativen“ oder „natürlichen“ Produkten nicht Halt.
Darum ist es wichtig, rundum einen kritischen Blick auf solche Angebote zu pflegen und nicht über jedes Stöckchen zu springen, das die Hersteller und Verkäufer uns hinhalten.
Wenn Sie lernen wollen, wie sich seriöse Aussagen von fragwürdigen Versprechungen unterscheiden lassen, dann können Sie das in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.