Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) und die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) warnen in einer Pressemitteilung vor Geldverschwendung und gesundheitlichen Risiken durch Nahrungsergänzungsmittel (NEM).
DGAV und DGVS beziffern die Menge der verkauften Packungen nach Erhebungen des Lebensmittelverbands auf 225 Millionen im Jahr 2018. Der Umsatz mit NEMs sei von 1,31 Milliarden Euro im Jahr 2017 auf 1,44 Milliarden angewachesen. »Der Trend steht in deutlichem Gegensatz zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen«, erklären DGVS und DGAV in ihrer Pressemitteilung. Hochrangig veröffentlichte Studien legten nahe, dass NEM ohne Nutzen für die Primärprävention seien und eine langfristige Einnahme sogar mit Risiken einhergehe. Gleiches gelte für rezeptfreie Medikamente wie ASS (Acetylsalicylsäure, Aspirin).
Die Viszeralmediziner verweisen auf eine Metaanalyse aus dem Jahr 2017, in der Wissenschaftler 49 Studien mit 290 000 Teilnehmern analysiert hatten (DOI: 10.3945/an.116.013516). »Die Einnahme von Vitamin-C-, Vitamin-D- , Vitamin-K-, Magnesium-, Selen-, oder Zink-Präparaten ebenso wie Omega-3-Fettsäure-Kapseln hat keinen positiven Einfluss auf die Vermeidung von Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Leiden und bewirkt keine Lebensverlängerung«, heisst es in der Zusammenfassung.
»In manchen Untersuchungen zeigen sich sehr geringfügige positive Effekte für Nahrungsergänzungsmittel-Präparate, die man jedoch abwägen muss gegen die Risiken, die diese auch haben«, unterstreicht Professor Dr. Jürgen Schölmerich, Gastroenterologe und ehemaliger ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Frankfurt am Main. Als Beispiel erwähnt er hoch dosierte Vitamin-A- beziehungsweise Betacarotin-Präparate, da sie bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko steigern.
Die Werbeaussage, wonach jeder Mensch eine Extraportion Vitamine oder Mineralstoffe zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit und Gesundheit brauche, sei schlicht und einfach falsch, erklärt Schölmerich. Nur für wenige Personengruppen, zum Beispiel Schwangere oder Veganer, seien bestimmte NEM tatsächlich empfohlen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen, ob sie ein solches Präparat brauchen und wenn ja, welches.
Quelle:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/fileadmin/jahrgangspdf/2019/PZ_38_2019.pdf
Kommentar & Ergänzung:
Mit Nahrungsergänzungsmitteln machen Internetshops, Apotheken und Drogerien sehr gute Geschäfte. Uns wird kontinuierlich eingeredet, was uns alles fehlt, damit wir entsprechende Produkte kaufen. Die Angst vor Krankheiten wird für Marketingzwecke ausgenutzt. Auch Heilpflanzen werden als NEM mit fragwürdigen Versprechungen vermarktet.
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