Bei den ersten Symptomen einer Erkältung schwören viele Menschen auf ein heißes Bad mit ätherischen Ölen als Gegenmittel. Doch abgesehen vom Wohlfühlfaktor hält Öko-Test nicht viel von den Badezusätzen.
Zwanzig solcher Erkältungsbäder hat Öko-Test genauer untersucht. Elf davon fallen mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ durch. Die Gutachter raten von deren Verwendung ab. Denn die Belege zur Wirksamkeit und die versprochenen Effekten sind aus ihrer Sicht nicht ausreichend. So wohltuend die Erkältungsbäder auch sein mögen, die Datenlage zur Wirksamkeit ist ausgesprochen dünn.
Erkältungsbäder können starke Allergene enthalten
Die Gutachter bemängeln zudem auf breiter Front die Inhaltsstoffe. So kann beispielsweise Kampfer gravierende Nebenwirkungen auslösen und bei äußerer Anwendung zu Hautekzemen führen. Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern besteht durch versehentliche orale Aufnahme Vergiftungsgefahr. Kampfer kann bei ihnen aber auch Krampfanfälle oder einen Atemstillstand auslösen..
In manchen Erkältungsbädern enthaltene Polyethylenglykole und chemisch verwandte Stoffe (PEG) können die Durchlässigkeit der Haut für Fremdstoffe steigern. Als problematisch beurteilen die Gutachter das in Nadelholzölen wie Fichtennadelöl, Kiefernnadelöl oder Latschenkiefernöl enthaltene Delta-3-Caren. Dabei handelt es sich zwar um einen natürlichen Bestandteil dieser ätherischen Öle, der aber als starkes Allergen gilt.
Hauptsächlich wegen fehlender Belege zur Wirksamkeit der Präparate schafft es kein Erkältungsbad über ein „befriedigend“ hinaus.
Die Tester betonen zudem, dass bei Fieber, unklaren Hauterkrankungen, hohem Blutdruck, Herzinsuffizienz oder Schwangerschaft ärztlicher Rat eingeholt werden sollte, bevor es mit einem Erkältungsbadezusatz in die Wanne geht. Ganz tabu seien die Erkältungsbäder für Kinder unter zwei Jahren oder Asthmatiker.
Quelle:
https://www.n-tv.de/ratgeber/Erkaeltungsbaeder-helfen-meist-nicht-weiter-article21350437.html
Kommentar & Ergänzung:
Dass ein warmes Bad wohltuend sein kann ist bestimmt unbestritten. Auch das Einatmen von warmem Wasserdampf tut wohl oft gut. Dass die Inhalation von ätherischen Ölen während einem Erkältungsbad darüber hinaus gesundheitlichen Nutzen haben kann, hält Öko-Test für nicht belegt.
Dass es dazu keine ausreichenden Belege gibt, kann ich mir gut vorstellen. Das wäre auch schwierig zu erreichen. Man müsste eine Doppelblind-Studie machen. Das braucht dann eine Erkältungsbad-Gruppe und eine Placebo-Gruppe, die ein Schein-Erkältungsbad bekommt. Das Placebo-Bad müsste genauso aussehen, riechen und sich anfühlen wie das echte Entspannungsbad. Aber wenn etwas reicht, aussieht und sich anfühlt wie ein Erkältungsbad, dann ist es ein Erkältungsbad. Also ist ein Placebo-Erkältungsbad nicht möglich, also gibt es wohl nie ausreichende Belege……
Dass die Inhalation ätherischer Öle ein subjektives Gefühl freierer Atmung bewirken kann, ist jedoch oft zu beobachten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Darum finde ich das negative Urteil der Öko-Test-Gutachter bezüglich Belege für Wirksamkeit nicht so tragisch.
Ernsthafter scheint mir der Hinweis auf allergisierende Eigenschaften von Delta-3-Caren, einem Inhaltsstoff von Nadelholzölen wie Fichtennadelöl, Kiefernnadelöl oder Latschenkiefernöl.
Ätherische Öle sind nicht einfach nur sanfte Natursubstanzen. Sie müssen sorgfältig eingesetzt werden und nur, wenn es auch Sinn macht.
Wer sich vertieftes Wissen über Wirkstoffe und Heilpflanzen-Anwendungen erwerben möchte, kann das in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.