Das Labor Spiez hat zusammen mit dem Naturheilmittelhersteller A. Vogel bei Untersuchungen in Zellkulturen antivirale Effekte von Echinaforce gegen Coronaviren festgestellt. Grundsätzlich ist es begrüssenswert, dass die Firma A. Vogel als Hersteller des Echinacea-Präparats Echinaforce in die Forschung investiert. Und das Labor Spiez hat einen ausgezeichneten wissenschaftlichen Ruf. Der Medienhype, der gerade um dieses Thema abgeht, ist allerdings absurd. «Blick» titelt: «Naturheilmittel wirkt gegen Corona». Und weiter: «Sensationsstudie des Labors Spiez. Thurgauer Präparat tötet Viren ab. Tropfen wirken auch präventiv.»
Das ist ausschliesslich heisse Luft. Diese Laboruntersuchung sagt nichts aus über eine Wirksamkeit von Echinacea / Echinaforce gegen Coronaviren am Menschen. Es gibt sehr viele pflanzliche Wirkstoffe, die im Labor, im Reagenzglas, in der Petrischale, in Zellkulturen antivirale Wirkungen haben. Aber es ist ein sehr grosser Schritt bis in die Praxis. Laborergebnisse lassen sich nicht einfach auf die Vorbeugung oder Heilung von erkrankten Menschen übertragen. «Blick» verspricht hier eine Wirksamkeit, die nicht annähernd gelegt ist. Dazu wären klinische Studien mit Patientinnen und Patienten nötig.
Stellungnahmen zu Echinacea / Echinaforce gegen Coronaviren
Entsprechend sind heute die Stellungnahmen.
Die Genfer Virologin Isabella Eckerle sagt auf «Watson»:
«Grundsätzlich sagt die Studie nichts darüber aus, ob Echinaforce auch bei Menschen gegen Coronaviren wirkt. Das betont das Labor Spiez in einer Stellungnahme selbst. Die Forscher haben in einer Wirkstoffprüfung einen gewissen Effekt von Echinaforce gegen Coronaviren festgestellt – aber in einer Zellkultur im Labor. Das Ergebnis hat zwar einen gewissen Stellenwert. Eine klinische Relevanz kann man nicht ableiten. Das ist noch ein sehr, sehr langer Weg.»
Der Infektiologe Huldrych Günthard vom Universitätsspital Zürich im «Tages-Anzeiger» auf die Frage, ob die Extrakte aus dem Roten Sonnenhut tatsächlich ein Wundermittel sind:
«Nein, sicher nicht. Zum einen wurden schon viele andere wirksame Substanzen im Labor getestet, die sich klinisch dann aber leider nicht als wirksam erwiesen haben. Zum Beispiel das Anti-HIV-Medikament Kaletra, das aus einer Kombination von Lopinavir und Ritonavir besteht. Dieses Präparat hatte aber nur im Reagenzglas eine antivirale Wirkung gegen Sars-CoV-2 gezeigt. Deshalb bedeutet auch diese aktuelle Studie erst mal gar nichts. Denn wir wissen derzeit nicht, ob es auf der Schleimhaut der Nase und des Rachens genauso gut wirkt wie in der Zellkultur……
Man kann sagen, dass sie in ihrem In-vitro-System einen Effekt gesehen haben. Aber sie haben ihre Substanz nicht mit anderen, im Reagenzglas bereits antiviral wirksamen Substanzen verglichen. Das finde ich sehr schade. Denn ähnlich wie das bereits erwähnte HIV-Mittel Kaletra hat auch das Malariamedikament Hydroxychloroquin im Labor gute Ergebnisse gezeigt, ist aber mittlerweile aufgrund fehlender Wirksamkeit im Menschen für die Therapie wieder aus dem Rennen. Dennoch weiss man, bei welchen Konzentrationen sie bei Zellkulturversuchen eine Wirkung haben. Sinnvoll wäre auch, Echinaforce beispielsweise mit dem klinisch bei kranken Corona-Patienten eingesetzten Remdesivir zu vergleichen. Dies hätte ich jetzt gern gesehen.»
Quellen:
https://www.watson.ch/wissen/schweiz/683187052-echinaforce-virologin-eckerle-zur-wirksamkeit-als-corona-medikament
https://www.tagesanzeiger.ch/hilft-echinaforce-wirklich-gegen-corona-980815698157
Diese Aussagen kann man nur unterstreichen. Schön für die Firma, dass Echinaforce nun in Apotheken und Drogerien ausverkauft ist. Die reisserischen Meldungen kommen natürlich den Wünschen und Bedürfnissen vieler Menschen nach einem sanften Präventions- und Heilmittel gegen Covid-19 entgegen. «Blick» liefert hier aber ein Beispiel für miserablen Journalismus.
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