Die Zeitschrift «Spektrum der Wissenschaft» hat einen Artikel veröffentlicht zur Wirkung von Pestwurz gegen Migräne. Die Beschreibung ist phytotherapeutisch nachvollziehbar, doch muss man einiges wissen darüber, welches Präparat zur Anwendung geeignet ist.
Präparate mit Pestwurz-Extrakt sollen helfen, Migräne-Attacken zu lindern. Sie werden zur Vorbeugung empfohlen. Unerwünschte Nebenwirkungen sind zumeist harmlos.
Wie wirkt der Pestwurz-Extrakt?
Der Artikel fasst das so zusammen:
«Pestwurz-Extrakt stammt aus dem Wurzelstock der Heilpflanze, die schon die alten Griechen gekannt haben. Die enthaltenen Terpene hemmen die Enzyme Lipoxygenase und Cyclooxygenase. Weil die »Wirksamkeit in zwei placebokontrollierten Studien belegt« wurde, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie Pestwurz-Extrakt in ihren Behandlungsleitlinien zur Vorbeugung gegen Migräne.»
Die Nebenwirkungen beschreibt die Autorin so:
«Die häufigsten Pestwurz-Nebenwirkungen sind harmlos: In Studien mussten Patienten lediglich öfter aufstoßen als die Teilnehmer der Placebogruppe, manche klagten über Bauchschmerzen. Wie alle Korbblütler enthält die Heilpflanze jedoch Alkaloide, die der Leber schaden. Nach der Einnahme von Pestwurz-Extrakt kam es in seltenen Fällen tatsächlich zur Hepatitis, bewiesen wurde der direkte Zusammenhang aber nie.»
Quelle:
Pestwurz soll Migräne vorbeugen (Spektrum Wissenschaft)
Kommentar & Ergänzung:
☛ Zur Wirksamkeit von Pestwurz
Die erfolgreichen Studien wurden mit einem hochkonzentrierten Pestwurz-Extrakt gemacht. Die Ergebnisse können deshalb nicht auf andere Pestwurz-Präparate übertragen werden. Es handelt sich um Petadolex. Dieses Präparat ist nur im Internet erhältlich. Es handelt sich um ein Herbal Supplement, das in den USA frei verkäuflich ist. Es hat aber bei uns keine Zulassung als Arzneimittel. Beim Kauf pflanzlicher Präparate im Internet ist sehr grosse Zurückhaltung zu empfehlen, weil es viel Fälschungen gibt und kaum Qualitätskontrolle. Petadolex ist aber in Phytotherapie-Fachkreisen anerkannt (www.petadolex.eu). Stand Februar 2021 ist das Präparat laut Mitteilung auf der Website gerade nicht lieferbar. Der Grund dafür ist mir nicht bekannt.
☛ Bei den erwähnten Alkaloiden handelt es sich um Pyrrolizidinalkoloide. Entgegen den Angaben im Artikel enthalten nicht alle Korbblütler Pyrrolizidinalkaloide, aber doch eine ganze Reihe (zum Beispiel auch Huflattich und Senecio-Arten). Sie kommen auch in Heilpflanzen aus anderen Pflanzenfamilien vor (zum Beispiel in Beinwell / Wallwurz). Bei diesen Heilpflanzen gilt es Einschränkungen und Vorsichtsmassnahmen zu beachten. Bei Pestwurz dürfen nur Präparate verwendet werden, bei denen im Herstellungsprozess Pyrrolizidinalkoloide entfernt wurden (nur Spezialextrakte, keine Pestwurztinktur, kein Pestwurztee).
Wer sich vertieftes Wissen über Heilpflanzen-Anwendungen erwerben möchte, kann das an meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.