Zimt ist ein beliebtes Weihnachtsgewürz und wirkt zudem verdauungsfördernd. Seit rund 20 Jahren wird Zimt aber auch als Heilpflanze bei Diabetes empfohlen.
Das Portal «Apotheke adhoc» greift dieses Thema auf unter dem Titel:
«Zimt: Gesundes Weihnachtsgewürz»
Zur Wirkung von Zimt bei Diabetes schreibt «Apotheke adhoc»:
«Wissenschaftlich bestätigt wurde die blutzuckersenkende Wirkung. Eine Studie mit 60 Typ-2-Diabetikern brachte positive Ergebnisse: In der Studie erhielten die 60 Teilnehmer:innen entweder ein, 3 oder 6 g Zimt oder ein entsprechendes Placebo. Bereits ein Gramm Zimt als Tagesdosis konnte den Blutzuckerspiegel um bis zu 29 Prozent senken. Innerhalb der Placebo-Gruppe ließen sich dagegen keine signifikanten Veränderungen feststellen. Positiver Nebeneffekt: eine Senkung des Gesamtcholesterins um 12 bis 26 Prozent, der Blutfette um 23 bis 30 Prozent und des LDL-Cholesterins um 7 bis 27 Prozent.»
Quelle:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pta-live/zimt-gesundes-weihnachtsgewuerz/
Tönt sehr gut, oder?
Wir sollten jedoch immer genau hinschauen, wenn es heisst
«Wissenschaftlich bestätigt wurde….» oder
«Studien zeigen, dass….».
Es ist auch für Laien sinnvoll, wenn sie ein Grundverständnis davon haben, wie solche Aussagen eingeordnet und fürs Erste beurteilt werden können.
Eine der Fragen, die wir an das oben stehende Zitat stellen können, lautet:
Ist das der aktuelle Stand des Wissens oder präsentiert uns hier jemand nur einen Ausschnitt davon?
Die beschriebene Studie wurde in Pakistan durchgeführt, stammt aus dem Jahr 2003 und wurde in der renommierten Zeitschrift „Diabetes Care“ publiziert. Sie stand am Anfang der Empfehlungen von Zimt als Mittel bei Diabetes.
Inzwischen sind mehr als 10 relevante und grössere Studien publiziert worden, die weniger gute Resultate für Zimt zeigen.
Die Plattforma medizin-transparent hat elf einigermaßen aussagekräftige Studien zusammengefasst und kommt zum Schluss: Zimt kann den Blutzuckerspiegel von Diabetes-Betroffenen wahrscheinlich nicht günstig beeinflussen, also senken.
Quelle:
https://medizin-transparent.at/zimt-wirkung-diabetes/
«Apotheke-adhoc» liefert also nicht den aktuellen Stand des Wissens, sondern macht «Cherry picking» (Rosinenpicken). Aus dem gesamten Wissensstand wird das Ergebnis rausgepickt, das am besten aussieht und dadurch wohl auch auf das grösste Interesse stösst.
Die Aussage «Zimt ist wirksam bei Diabetes» ist für das Publikum interessanter als die Aussage «Zimt kann den Blutzuckerspiegel von Diabetes-Betroffenen wahrscheinlich nicht günstig beeinflussen». Darum wird sich die erste Aussage durchsetzen, auch wenn sie sehr fragwürdig ist.
Hier geht’s zu meinem Kommentar zum Thema:
https://phytotherapie-seminare.ch/2018/12/02/zimt-diabetes-studienlage/
In meinen Lehrgängen können Sie ein Grundverständnis erwerben, wie sich solche Aussagen über Studien einordnen lassen.