Die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) hat einen lesenswerten Artikel publiziert über Cranberry-Präparate und ihre Wirksamkeit zur Rückfallprophylaxe gegen Blaseninfektionen. Darin wird ein umfangreiches Cochrane-Review zusammengefasst (Übersichtsstudie, Metaaanalyse).
Cranberry-Präparate werden häufig und gerne zur Vorbeugung von Blaseninfektionen angewendet. Sie sollen die Anheftung der Bakterien an die Blasenwand hemmen, so dass diese leichter ausgeschwemmt werden.
Die Wirksamkeit von Cranberry-Präparaten wird allerdings immer wieder kontrovers diskutiert. Die Studienlage ist komplex und widersprüchlich. Das liegt auch daran, dass es sehr unterschiedliche Cranberry-Präparate im Handel gibt, die sich im Wirkstoffgehalt stark unterscheiden.
Dem aktualisierten Cochrane-Review zufolge könnten Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen von Cranberry-Produkten aber profitieren. Die Effekte waren jedoch nicht durchgehend erkennbar und es bleiben Zweifel sowie offene Fragen.
Für die Aktualisierung des Cochrane-Reviews «Cranberries zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen» wurden insgesamt 50 Studien mit 8857 randomisierten Teilnehmenden ausgewertet.
Cranberry-Präparate: Wer profitiert von ihnen – und wer nicht?
Cranberry-Produkte vermindern laut der Auswertung möglicherweise das Risiko von symptomatischen, kulturverifizierten Harnwegsinfektionen bei Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen, bei Kindern und bei Erwachsenen mit einer Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen aufgrund eines medizinischen oder chirurgischen Eingriffs.
Dagegen besteht möglicherweise nur ein geringer oder kein Nutzen von Cranberry-Präparaten bei betagten Menschen in Pflegeeinrichtungen, bei Schwangeren und bei Erwachsenen mit neuromuskulärer Blasenentleerungsstörung.
Ob es Unterschiede bei der Wirksamkeit zwischen Cranberry-Saft und -Tabletten oder zwischen verschiedenen Dosierungen der Wirkstoffe (Proanthocyanidine) gibt, konnte in diesem Cochrane-Review nicht klären.
Schwierig zu interpretieren ist folgende Aussage:
«Es gab keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Therapietreue und dem Risiko für wiederkehrende Harnwegsinfektionen. Es konnte kein Unterschied im Risiko für Harnwegsinfektionen zwischen niedrigen, moderaten und hohen Dosierungen von Proanthocyanidinen nachgewiesen werden.»
In dem besprochenen Cochrane-Review geht es um Vorbeugung von Blaseninfektionen (Rückfallprophylaxe) durch Cranberry-Präparate. Hier zeigte sich wie erwähnt in machen Anwendungsgebieten ein Nutzen.
Der DAV-Artikel weist abschliessen darauf hin, dass in einem kürzlich aktualisierten Cochrane-Review zur Behandlung von Harnwegsinfektionen nach wie vor keine Evidenz für Cranberry-Präparate gefunden wurden.
Quelle:
HARNWEGSINFEKTEN VORBEUGEN:
Cochrane-Review zeigt Benefit von Cranberry-Präparaten in der Rezidivprophylaxe (DAZ online)
Anmerkung:
Diese Ergebnisse passen dazu, dass wir auf dem Boden der Phytotherapie-Fachliteratur in unseren Lehrgängen Cranberry-Präparate zur Vorbeugung und Rückfallprophylaxe empfehlen, aber nicht bei akuten Blaseninfektionen. Bei letzteren stehen Bärentrauben-Präparate und/oder Meerrettichwurzel im Vordergrund. Und natürlich gibt es Situationen, in denen eine Harnwegsinfektion ärztliche Diagnostik und Therapie notwendig macht.
Siehe auch:
Heilpflanzen bei Blasenentzündung
Phytotherapeutika bei Harnwegsinfektionen / Blasenentzündungen
D-Mannose zur Vorbeugung von Blasenentzündung
(D-Mannose ist eine Alternative zu Cranberry-Präparaten)