Broschüre: Phänomen Haut
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Einleitung
Unsere Haut ist ein faszinierendes Phänomen. Robert Musil nannte sie im «Mann ohne Eigenschaften» den «Reisesack des Lebens». In diesem kleinen Werk zum Thema «Phänomen Haut» stehen nicht die anatomischen und physiologischen Aspekte der Haut im Zentrum. Dazu gibt es eine grosse Fülle exzellenter Fachliteratur. Viel weniger bekannt, aber mindestens so faszinierend, sind die geschichtlichen, philosophischen und psychologischen Facetten der Haut. Aus einer langjährigen und intensiven Auseinandersetzung mit diesen Bereichen entstand schliesslich die nun vorliegende Publikation zum «Phänomen Haut». Für mich war diese Arbeit eine spannende und ausserordentlich interessante Entdeckungsreise und ich hoffe, dass es Ihnen beim Lesen genauso geht.
Anregend und nützlich scheint mir die Auseinandersetzung mit diesen wenig bekannten Seiten unserer Haut für alle Heil- und Pflegeberufe, sei es aus Medizin oder Naturheilkunde.
Menschen mit Hautkrankheiten ergibt sich dadurch vielleicht die Gelegenheit, ihre Haut aus ganz anderen Perspektiven zu betrachten.
Aber schlussendlich tragen wir ja alle unsere Haut mit uns – oder sind eine Haut, wie Teil A zeigt. So geht die Haut uns alle etwas an.
Teil A beschreibt die lange Geschichte der Haut als Grenze. Die Haut wurde in früheren Zeiten viel offener erlebt als heute. Wir verfolgen die Entwicklung von der offenen Körperkonzeption der Antike bis zur geschlossenen Körperkonzeption der Neuzeit. Diese funda¬mental unterschiedlichen Vorstellungen über die Haut beeinflussen die Art, wie der Mensch sich selber sieht und wie er den Kontakt zur Aussenwelt empfindet. Die wichtigste Quelle für diesen Teil war das Werk von Claudia Benthien, Haut – Literaturgeschichte – Körperbilder – Grenzdiskurse, rororo 1999.
Teil B stellt Zusammenhänge zwischen Haut und Psyche vor. Dabei steht nicht wie so oft die ursächliche Frage im Vordergrund. Es geht also nicht um die sehr spekulative Suche nach allfälligen psychischen Ursachen einer Hauterkrankung. Die Aufmerksamkeit gilt vielmehr den oft vernachlässigten Auswirkungen der Hauterkrankung auf die psychosoziale Situation des hautkranken Menschen und den Möglichkeiten einer optimalen Krankheitsbewältigung.
Teil C ist ganz dem faszinierenden Thema «Berührung» gewidmet. Erzählt wird hier die Geschichte der Berührung und des Tastsinnes. Dargelegt wird zudem die vielfältige Bedeutung der Berührung, ihre Wirkung auf den Menschen und ihr Einfluss in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Martin Koradi
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
A Die Haut im Wandel der Zeit
Einleitung: Die Haut als biologisch-kulturelles Phänomen
1 Die Haut als Grenze zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos
1.1 Antike: Die Haut als poröse Grenzmembran
1.1.1 Die Haut verwehrt den Blick nach innen – Der Körper als «black box»
1.1.2 Das Mikrokosmos-Makrokosmos-Modell rechtfertigt gesellschaftliche Verhältnisse
1.2 Im Mittelalter: Die Haut als Haus des Leibes
1.3 Paracelsus am Übergang zur Neuzeit
2 Die Haut als Mauer im Zeitalter der Aufklärung (18. Jahrhundert)
3 Die Haut in der Sprache
3.1 Das Selbst als Haut
3.2 Das Selbst in der Haut
4 Die offene Körperkonzeption der «Groteske» (Antike, Mittelalter)
5 Die geschlossene Körperkonzeption der Neuzeit
5.1 Kollektiver Vorstellungswandel in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
5.1.1. Wandel in medizinischer Diagnose und Therapie
5.1.2. Wandel im Hygienekonzept
5.2 Bürden und Würden der Moderne
5.2.1 Das Individuum entsteht
5.2.2 Stärkere Geschlossenheit entlastet
B Haut und Psyche
Einleitung / Überblick
6 Die ursächliche Frage: Welche psychischen Störungen sind Auslöser der Hautkrankheit?
6.1 Zur Problematik einseitiger Deutungen
6.2 Heteronome Hermeneutik entmündigt
6.3 Autonome Hermeneutik fördern
7 Die finale Frage: Wie wirkt die Hautkrankheit auf die psychosoziale Situation?
7.1 Hauterkrankungen sind meist sichtbar
7.2 Schwierigkeiten beim Verständnis eines möglichen psychosomatischen Zusammenhangs Phänomen Haut
7.3 Oft Wechsel zwischen Hoffnung und Verzweiflung
7.4 Hautkrankheiten sind selten lebensbedrohlich
7.5 Hoher Zeitaufwand für die individuelle Behandlung
8 Krankheitsmodelle und Krankheitsbewältigung
8.1 Welches Krankheitsmodell hat die betroffene Person entwickelt?
8.1.1 Kognitive Ebene
8.1.2 Sinnesebene
8.1.3 Motivationale Ebene
8.1.4 Emotionale Ebene
8.2 Weitere Fragen zur Anamnese
8.3 Anmerkungen zum Umgang mit Scham, Peinlichkeit und Entstellungsgefühl
8.3.1 Zu Charakter und Merkmalen der Scham
8.3.2 Zum Umgang mit Scham in der therapeutischen Situation
C Berührung
9 Der Tastsinn und seine Kulturgeschichte
9.1 Die ursprüngliche Verbindung von Fühlen und Tasten… oder: Von der Entkörperlichung und Verseelung der Gefühle
9.2 Anatomisch-physiologisches zum Tastsinn
9.3 Fragmente aus der Geschichte des Tastsinns
10 Facetten der Berührung
10.1 Berührung und Sprache
10.2 Berührung und Zeit: Vergänglichkeit und Dauer
10.3 Berührung als Grenzphänomen
10.4 Berührung im Kontext betrachtet
10.4.1 Anthropologischer Raum
10.4.2 Gesellschaftlicher und kultureller Raum
10.4.3 Persönlicher Raum
10.4.4 Beziehungsraum
10.5 Berührung und Macht
10.6 Berührungszauber
10.7 Berührungsfurcht
10.8 Erkenntnis durch Berührung
10.9 Erotische Berührung
10.10 Professionelle Berührung
10.11 Die heilende Berührung
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