Fundierte Empfehlungen zur Wirkung von Heilpflanzen bei gynäkologischen Beschwerden wie PMS oder Hitzewallungen veröffentlichte vor kurzem der „Kurier“.

Hier eine überarbeitete Zusammenfassung mit anschliessender Ergänzung:

Rund 150 Symptome werden unter dem Begriff “Prämenstruelles Syndrom” (PMS) zusammengefasst. Gemeint sind damit körperliche und psychische Beschwerden kurz vor der Menstruation. Früher auch von Gynäkologen oft als nicht behandlungswürdig abgetan, wird PMS heute akzeptiert – zumal es auch gut therapierbar ist.

”PMS ist eine Veränderung, die Frauen wirklich belastet”, erklärt Univ.-Prof. Doris Gruber von der Universitäts-Frauenklinik am Wiener AKH. Ein sehr typisches Symptom seien etwa Stimmungsschwankungen. Aber auch Kopfschmerzen, schmerzhaftes Brustspannen (Mastodynie) sowie Schlafstörungen können den Alltag vor der Monatsblutung stark trüben.

“Manche Frauen mit Beschwerden sind froh, wenn sie hören, dass es so etwas wie ein Krankheitsbild gibt und man etwas dagegen tun kann”, stellt auch die Wiener Gynäkologin Silvia Artner fest. Mehr als die Hälfte der Frauen im fruchtbaren Alter leiden an PMS-Beschwerden, am häufigsten treten sie im Alter zwischen 30 und 45 Jahren auf. Bei rund zwei bis zehn Prozent der betroffenen Frauen wird eine sehr starke Form, die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS), diagnostiziert. Silvia Artner: “In meiner Praxis erlebe ich auch Frauen, die im Alltag völlig außer Gefecht gesetzt sind.”

Es gibt verschiedene Erklärungsmodelle für diese monatlich wiederkehrende Störung.

Als eine Ursache wird heute der zyklusbedingte Mangel des Gelbkörperhormons (Progesteron) nach dem Eisprung vermutet. “Das könnte auch Reizbarkeit und depressive Verstimmungen erklären, da Progesteron im Gehirn eine stimmungsaufhellende Wirkung hat, die in der zweiten Zyklushälfte eben fehlt”, sagt Prof. Doris Gruber.

Früher verschrieben Ärzte auch bei PMS oft Hormonpräparate. Gruber erklärt dazu: “Damit ist man heute deutlich zurückhaltender. Die Verordnung der Pille kann aber tatsächlich zu günstigen Ergebnissen führen.”
In den vergangenen Jahren setzen zahlreiche Gynäkologen verstärkt auf Präparate aus Heilpflanzen (Phytopharmaka), weil Hormonpräparate wegen der möglichen Gefahr, Brustkrebs auszulösen, ins Gerede gekommen sind.

Mönchspfeffer bei PMS

Mönchspfefferextrakte (in Kapselform erhältlich) zum Beispiel fördern die Progesteronbildung. “In Studien erzielte Mönchspfeffer eine gleich gute Wirksamkeit wie Verhütungsmittel – sowohl gegen körperliche als auch psychische PMS-Symptome.” Artner setzt in ihrer Praxis neben Mönchspfeffer auch auf Yamswurzel und Nachtkerzenöl, die beide ähnlich wirken. “Bei jeder Patientin steht ein anderes Symptom im Vordergrund. Darauf wird die Behandlung abgestimmt. Eine Wirkung ist dann meistens nach drei Monaten erkennbar.”

Bei leichtem PMS hilft häufig schon eine Umstellung der Lebensgewohnheiten. “Eine kohlehydratreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, Gemüse und Obst ist wesentlich besser als rotes Fleisch, viel Kaffee und Alkohol”, erklärt Artner. Stress sollte wenn möglich in der zweiten Zyklushälfte vermindert werden. Und auch Bewegung wirke bei PMS wie ein Medikament: “Es ist wissenschaftlich belegt, dass PMS bei Frauen, die zwei Mal pro Woche Sport betreiben, wesentlich seltener auftritt, als bei anderen. Der Unterleib wird besser durchblutet, deshalb kommt es seltener zu Krämpfen. Auch Endorphine werden ausgeschüttet. Sport ist also eine sehr gute PMS-Prophylaxe.”

Phytohormone vermindern Hitzewallungen

Die Beschwerden zahlreicher Frauen während der Menopause, auch Wechseljahre oder Klimakterium genannt, sind wie beim PMS hormonell bedingt. Allerdings ausgelöst durch einen starken Östrogenmangel, weil die Eierstöcke ihre Produktion einstellen. Betroffene Frauen klagen oft über Hitzewallungen und depressive Verstimmungen, aber auch über Schmerzen beim Sex. “Das geht bis zu massiven Einbußen in der Lebensqualität. Manche Patientinnen haben bis zu 80 Hitzewallungen pro Tag”, erklärt die Wiener Gynäkologin Silvia Artner.

Diese Beschwerden durch Hormonpräparate auszugleichen wird heute differenzierter gesehen: “Ein Zusammenhang zwischen Brustkrebs und einer Hormonersatztherapie besteht. Wenn schon, dann so gering und so kurz wie möglich einsetzen. Früher wurde sie teilweise zehn Jahre durchgehend verordnet. Aufklärung und eine gute Brustkrebsvorsorge sind ebenso wesentlich.

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Sehr bewährt hätten sich jedoch sogenannte Phytohormone mit ähnlicher Wirkung, aber auf pflanzlicher Basis und dadurch ohne Nebenwirkungen. Artner erklärt dazu: “Hier gibt es mittlerweile eine Menge an Präparaten im Apothekenhandel.”
Ob also Soja-, Rotklee- oder Traubensilberkerzenextrakt – Artner hält sie für wirksam: “Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sie alle gute Wirkungen zeigen. Hitzewallungen können etwa ganz verschwinden oder zumindest um 20 bis 30 Prozent reduziert werden.”
Quelle:
www.kurier.at

Kommentar & Ergänzung: Heilpflanzen-Präparate bei Frauen-Beschwerden wirksam

Im Bereich der Gynäkologie hat die Phytotherapie-Forschung in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht. Vor allem die Wirkung von Mönchspfeffer und Traubensilberkerze sind inzwischen gut belegt.

Fundierte Beiträge zu Themen aus dem Bereich Phytotherapie / Pflanzenheilkunde sind in der Presse allerdings ausgesprochen selten. Dieser Artikel im „Kurier“ ist erfreulicherweise wieder einmal ein solcher Text.
Ergänzt werden könnte nur noch:

– Bei PMS ist die Wirkung von Mönchspfeffer ( = Keuschlamm, = Vitex agnus-castus) deutlich besser dokumentiert als die Wirkung von Nachtkerzenöl und Yamswurzel.

– Bei Hitzewallungen scheint mir die Wirkung von Extrakten aus der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) besser dokumentiert als die Wirkung von Rotklee-Extrakt oder Soja-Extrakt. Auch könnte grundsätzlich auch die Anwendung von Phytohormonen bzw. Phytoöstrogenen mit einem Risiko bezüglich Förderung von Brustkrebs verbunden sein. Extrakte aus Taubensilberkerze gelten in der Phytotherapie-Fachliteratur in dieser Hinsicht als sicher.
– Im Frühklimakterium ist statt Traubensilberkerze Mönchspfeffer sinnvoll, wenn zuerst die Progesteron-Werte sinken und dadurch ein relativer Östrogenüberschuss entsteht, zum Beispiel bei Stimmungseinbrüchen und PMS-ähnlichen Symptomen. Wenn Hitzewallungen auftreten, steht allerdings wieder klar die Traubensilberkerze im Vordergrund.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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