Beim Bau der ägyptischen Pyramiden sollen die Arbeiter mit Zwiebeln und Rettich versorgt worden sein, um die Schwerstarbeit leisten zu können. Denn Zwiebeln galten und gelten zum Teil bis heute als Geheimnis der Vitalität und Stärke. Und bis in die Gegenwart hat sich der Ruf der Zwiebel als Lebenselixier erhalten.

Allium cepa, die Küchenzwiebel, zählt wie der Spargel zu den Liliengewächsen. Die Lauchgewächse, zu denen auch Knoblauch, Porrée, Schnittlauch oder Bärlauch gehören, enthalten ein Lauch- und Senföl mit organisch gebundenem Schwefel, außerdem: schwefelhaltige Aminosäuren. Aus diesen entstehen, bei Zerkleinerung, durch Enzymeinwirkung Stoffe mit bakterienhemmender Wirkung. Darüber hinaus enthalten Zwiebeln Rhodanverbindungen, Phosphor, Fluor, Kalium, Kieselsäure, Glukokinine sowie die Vitamine B und C.

Reizwirkung auf das Verdauungssystem

Zwiebeln üben eine starke Reizwirkung auf das Verdauungssystem aus, vor allem auf Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Sie enthalten jedoch auch selbst den pflanzlichen Wirkstoff Glucokinin, der ähnlich wie das Insulin der Bauchspeicheldrüse den Zuckerstoffwechsel fördert und so den Zuckergehalt im Blut reduziert.

Die desinfizierende Wirkung der Zwiebel wurde schon im Mittelalter zum Schutz gegen Pest und Cholera genutzt.

Aber auch heute noch sind die Zwiebel und ihre würzig schmeckenden Verwandten für medizinische Überraschungen gut:

* Die schwefelhaltigen Wirkstoffe aus Zwiebel und Knoblauch schützen Zellwände und Cholesterin vor dem Angriff Freier Radikale und vermindern so das Risiko von Gefäßverschlüssen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

* Knoblauch und Zwiebeln entfalten durch ihre Inhaltsstoffe Allicin und Ajoen eine ähnliche Wirkung wie Acetylsalicylsäure, die heute von vielen Menschen in geringer Dosierung als Vorbeugung gegen Thrombosen und Herzinfarkt eingenommen wird.

* Zwiebeln oder Knoblauch sollen auch helfen, radioaktive Strahlung besser zu verkraften. Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl hatten russische Forscher festgestellt, dass schon relativ geringe Strahlendosen Veränderungen in den Blutgefäßen wie Arteriosklerose und Störungen im Fettstoffwechsel zur Folge haben. Sie empfahlen dagegen Zwiebel und Knoblauch, weil deren Inhaltsstoffe die Fließfähigkeit des Blutes steigern und die Cholesterinwerte reduzieren.

* Die schwefelhaltigen Zwiebelwirkstoffe wirken in der Leber direkt auf die Cholesterinbildung: Sie hemmen die Bildung des „schlechten” LDL und fördern das „gute” HDL.

* Forscher vom East Birmingham Krankenhaus in England sind der Meinung, dass Zinkmangel ein Mitgrund für das Entstehen der Altersflecken ist. Bei Verzehr zinkreicher Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Zwiebeln, könnten solche Flecken wieder verschwinden.

* Zwiebel-Wirkstoffe sorgen für unauffällige Narben nach Verletzungen oder Operationen. Ab der 9. Woche nach der Wundversorgung muss regelmäßige Narbenpflege mit einem Gel aus Zwiebelextrakt durchgeführt werden. Das Gel wird zweimal pro Tag für 10 bis 20 Minuten in die Narbenregion einmassiert.

Anwendungsbeispiele für die Zwiebel als Heilpflanze:

Zwiebelsirup zur Behandlung von Husten und Erkältung: Mehrere große Zwiebeln werden in Scheiben geschnitten, mit braunem Zucker vermischt und zwölf Stunden ziehen gelassen. Der Saft, der sich dabei bildet, wird mehrmals täglich esslöffelweise eingenommen. Alternative: Die Zwiebeln werden mit Kandiszucker gedämpft und der entstehende Sirup teelöffelweise stündlich eingenommen.

Zwiebelbrei zur äußerlichen Anwendung (bei Entzündungen, Hämorrhoiden, Abszessen): Gehackte Zwiebeln roh mit etwas Wasser zu einem Brei anrühren und auf die betreffenden Körperregionen auftragen.

Quelle:

http://derstandard.at

Kommentar & Ergänzung: Knoblauch, Bärlauch, Zwiebel & Co

Knoblauch gehört tatsächlich zu den ältesten  und interessantesten Heilpflanzen. Medizinisch gut dokumentiert sind antimikrobielle Wirkungen, ebenso günstige Effekte auf den Cholesterinspiegel, den Blutdruck und die Fliesseigenschaften des Blutes. Für die letzteren drei braucht es allerdings die Einnahme von relativ hohen Dosierungen über längere Zeit, was dann zu „sozialen Nebenwirkungen“ führen kann.

Fraglich scheinen mir die im Artikel des „Standards“ erwähnten Effekte gegen die Auswirkungen von Radioaktivität und gegen Altersflecken. Hier sind die Begründungen doch eher schwach bis sehr schwach.

Bei der Zwiebel macht ihre grosse Bedeutung als Hausmittel bei Erkältungskrankheiten Eindruck, zum Beispiel als Zwiebelsirup oder Zwiebelwickel.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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