Phytotherapie ist ein (randständiger) Teil der Medizin.

Siehe dazu: Was ist Phytotherapie?

Aus Gründen politischen Lobbyings wird Phytotherapie in der aktuellen Gesundheitspolitik zur Komplementärmedizin gerechnet. Überzeugende fachliche Argumente für diese Zuordnung fehlen allerdings.

Siehe dazu: Gehört Phytotherapie zur Komplementärmedizin?

Einordnen könnte man die Phytotherapie allenfalls in die klassische Naturheilkunde, wozu neben Heilpflanzen-Anwendungen noch Hydrotherapie, Bewegung, Ernährungslehre und Lebensordnung zählen. Diese Methoden der klassischen Naturheilkunde sind allesamt medizinkompatibel und wissenschaftlicher Forschung zugänglich.

Siehe auch: Naturheilkunde – was ist das?

Weshalb sollen Ärztinnen und Ärzte sich in Phytotherapie weiterbilden?

Ärztinnen und Ärzte nehmen ein verbreitetes Bedürfnis nach „natürlichen Ergänzungen“ auf,  wenn sie über Kenntnisse der Phytotherapie verfügen – und beantworten es mit einem fundierten, professionellen Angebot.

Hausarztmedizin, Pädiatrie, Gynäkologie und Gerontologie sind Fachbereiche, in denen Patientinnen und Patienten besonders empfänglich sind für Phytotherapeutika und auch danach fragen, wenn sie wissen, dass ihr Arzt oder ihre Ärztin damit vertraut ist.

Es gibt aber kaum einen Bereich der Medizin, in welchem nicht ergänzend und punktuell Heilpflanzen-Anwendungen sinnvoll eingesetzt werden können, beispielsweise in der Psychiatrischen Klinik und selbst auf der Intensivstation.

Bei leichten Krankheitsverläufen ist die initiale Behandlung mit Phytotherapeutika oft sinnvoll. Bei schweren Erkrankungen lassen sich ergänzend mit Heilpflanzen-Anwendungen Beschwerden lindern, zum Beispiel in Onkologie und Palliative Care.

Was bringt Phytotherapie der Medizin?

– Phytotherapie bietet eine ideale Brücke zu Patientinnen und Patienten, die nach ergänzenden „natürlichen Behandlungsformen“ suchen, ohne dass Sie als Mediziner/in den Boden einer argumentgestützten, sciencebasierten Therapie verlassen müssen.

– Phytotherapie nimmt die alte Tradition der Hausmittel auf und bringt sie in eine fundierte, erneuerte Form. Das ermöglicht den sinnvollen Einbezug der Patientinnen und Patienten sowie ihrer Angehörigen in ein Behandlungskonzept. Diese Mitwirkung  und Mitbeteiligung wirkt sich positiv auf die therapeutische Beziehung, die Compliance und den Heilungsprozess aus.

– Heilpflanzen-Anwendungen ermöglichen die „Verabreichung“ von Zuwendung und die Integration von ritualhaften Elementen in die Behandlung. Diese wertvollen „Kräfte“ zu erschliessen, ohne in esoterischen Hokuspokus abzudriften, ist eine Stärke der Phytotherapie.

– Im Gegensatz zu vielen Methoden der Komplementärmedizin ist die Phytotherapie nicht mit einem quasireligiösen Sinnsystem verknüpft. Phytotherapie ist von sich aus gesehen weltanschaulich neutral und daher auch kompatibel mit dem staatlichen Gesundheitssystem.

– Obwohl Phytotherapie kein Sinnsystem impliziert, bietet sie etwas über eine rein naturwissenschaftliche Betrachtung hinaus durch die Schaffung von Gelegenheiten für Naturkontakt und ästhetische Naturerlebnisse. Und eine gute Naturbeziehung ist eine gesundheitliche Ressource – präventiv und vor allem auch in Zeiten persönlicher Krisen.

– Phytotherapie bietet Einblicke auch in die traditionelle Pflanzenheilkunde. Eine fundierte Phytotherapie übernimmt diese Tradition aber nicht einfach, sondern reflektiert und prüft sie. Wer sich auseinandersetzt mit den kulturgeschichtlichen Zusammenhängen rund um die alten Heilmethoden versteht die verschiedenen Vorstellungen besser, die im Laufe der Zeit mit Krankheit und Heilung verbunden waren – und eben auch heute noch sind (z. B. magische Vorstellungen, Analogiedenken). Für Medizinerinnen und Mediziner kann es wertvoll sein, wenn sie mit solchen traditionellen Theorien über Krankheit und Heilen vertraut sind, weil sie ihre Patientinnen und Patienten dann dort besser erreichen können.

 

Aus diesen Gründen wäre es auch sinnvoll, wenn die Phytotherapie im Medizinstudium und in der Ärzteweiterbildung mehr Bedeutung bekommen würde.

Eine Phytotherapie-Ausbildung mit dem Bestreben, wissenschaftlichen, kulturhistorischen und naturkundlichen Aspekte zu integrieren, finden Sie hier.

Tagesseminare sind im Kursprogramm aufgeführt und dienen der Weiterbildung zu einzelnen Themenbereichen der Phytotherapie.