Auch wenn nicht gerne darüber geredet wird: Rund die Hälfte der Bevölkerung leidet an Hämorrhoiden. Dabei handelt es sich bei den Betroffenen im Gegensatz zur chronisch venösen Insuffizienz (CVI, Venenschwäche) in der Mehrzahl um Männer.

Gute Erfahrungen mit dem Einsatz eines Venenpräparats bei Hämorrhoidalleiden und Perianalthrombosen hat Dr. Brita Larenz in ihrer Praxis gesammelt.

Aus ihrer Praxis berichtet Brita Larenz über mehrere Fälle, in denen Patienten aufgrund ihres Venenleidens ein Venenmittel bekamen und im Laufe der Behandlung — eher beiläufig — von einer Besserung ihrer Hämorrhoiden-Beschwerden berichteten.

So nahm zum Beispiel ein 48-jähriger Mann mit rechtsseitiger Seitenastvarikosis, Hämorrhoidenverödung und wiederkehrenden Analfissuren auf Anraten seiner Ehefrau vor einer erneut anstehenden Hämorrhoiden-Operation täglich 2 x 1 Tablette eines Weinlaubpräparates ein. Der Patient hatte schon bei einer Analfissur-Operation gute Erfahrungen mit diesem OTC-Präparat gemacht. Nach der aktuellen Operation hatte er ebenfalls weniger Beschwerden.

Perianalthrombosen

Bei Perianalthrombosen, von denen oft auch jüngere Patienten betroffen sind, die noch nie unter Hämorrhoidalbeschwerden litten, hat die Ärztin ebenso gute Erfahrungen gemacht. Ein Beispiel dafür sei eine 40-jährige, hypertone Patientin mit Diabetes mellitus Typ 2, mit linksseitiger Stammvarikosis und wiederkehrenden Perianalthrombosen. Sie trage nach Doppler-Untersuchung regelmäßig Kompressionsstrümpfe und nehme seit einem Jahr ebenfalls ein pflanzliches Venenmittel. Perianalthrombosen seien seitdem nicht mehr aufgetreten.

Diese Beobachtungen aus der Praxis seien alleine sicher nicht repräsentativ, so die Ärztin, auch wenn alle danach befragten Patienten einmütig von einer subjektiven Besserung ihrer Hämorrhoiden-Beschwerden berichteten. Sie fragt daher ihre Fachkollegen, ob es sich dabei tatsächlich nur um Einzelfälle handele, oder ob es hier einen Zusammenhang gebe, der wissenschaftlich genauer untersucht werden sollte, da er von Nutzen für die Therapie sein könnte.

Dr. Brita Larenz schildert dann, wie sich solche positiven Effekte von Venenmitteln auf Hamorrhoidenleiden erklären lassen:

„Die in pflanzlichen Venenmitteln enthaltenen bioaktiven Wirkstoffe, z. B. die Flavonoide aus dem Extrakt des Roten Weinlaubs oder die Saponine der Rosskastanie. Sie haben bekanntermaßen antiinflammatorische (entzündungshemmende, M.K.), ödemprotektive und das Endothel stabilisierende Eigenschaften. Das wurde in klinischen Studien belegt. Auch ein direkter, stärkender Effekt auf die Mikrozirkulation wurde nachgewiesen. Warum sollten sich diese Wirkungen auf das Venengewebe der Beine beschränken? Schließlich handelt es sich auch beim Hämorrhoidalleiden um ein chronisch entzündliches Geschehen, das von antiinflammatorischen Stoffen profitieren könnte. Mikrothromben entstehen, wenn die Mikrozirkulation gestört ist. Auch die CVI entsteht nicht durch Degeneration der großen Venen, sondern die Erkrankung beginnt in den kleinen Körpervenen. Genau dort setzt die Wirkung dieser Pflanzenextrakte an.“

Quelle:

Zeitschrift: Der Hausarzt 2011; 48 (2): 39

http://www.springermedizin.de/mit-venenmitteln-gegen-haemorrhoiden/334544.html

Kommentar & Ergänzung: Venenpräparaten auf Hämorrhoidenleiden

Über einen möglichen positiven Effekt von Venenpräparaten auf Hämorrhoidenleiden wird in der Phytotherapie immer  wieder nachgedacht und es werden auch entsprechende Therapieversuche gemacht, obwohl der Nutzen nicht nachgewiesen ist.

Dr. Brita Larenz weißt zurecht darauf hin, dass Einzelfallbeobachtungen nur beschränkte Aussagekraft haben. Ihr Vorgehen ist dabei absolut vorbildlich:

Wer interessante Einzelfallbeobachtungen macht, soll diese anderen Fachleuten mitteilen und fragen, ob sie ähnliche Erfahrungen kennen. Verdichten sich so die Hinweise auf eine positive Wirkung, so können wissenschaftliche Untersuchungen aufgegleist werden, um eine allfällige Wirksamkeit oder Unwirksamkeit zu dokumentieren, und damit die Frage so gut wie möglich genauer zu klären.

Allzu oft werden nämlich Einzelbeobachtungen vorschnell als Tatsachen dargestellt und in die Welt hinaus posaunt.

Daher nehme ich diesen Bericht sehr interessiert zur Kenntnis. Er stützt meine eigene Ansicht betreffend einer positiven Wirkung von Venenpräparaten auf der Basis von Rosskastanien-Extrakt oder Weinlaub-Extrakt (oder von Buchweizenkraut) zur Linderung von Hämorrhoidenleiden. Und ich bin mir dabei aber auch bewusst, dass dieser Effekt noch weiter untersucht werden muss, bis er als gesichert gelten kann.

Auch wenn die Beschreibung von möglichen Wirkungsmechanismen, welche Dr. Brita Larenz am Schluss des Textes gibt, fachlich sehr fundiert und plausibel ist.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
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