Aloe vera hat als Heilpflanze eine sehr lange Tradition. Nachdem sie bei uns längere Zeit fast in Vergessenheit geriet, erleben wir gegenwärtig einen ausgeprägten Aloe-Boom. Kann die Heilpflanze all die Versprechungen auch halten?
Der eingedickte Blattsaft aus Aloe-Pflanzen wurde über viele Jahrhunderte als rabiates Abführmittel eingesetzt. Da heute sanftere Methoden gegen Verstopfung vorgezogen werden, kommt Aloe als Heilpflanze in diesem Bereich kaum mehr zur Anwendung. Eine lange Tradition hat Aloe aber auch in zahlreichen Ländern als Mittel zur Wundheilung und gegen Verbrennungen. Dieses Anwendungsgebiet ist inzwischen gut erforscht. Aloe-Gel fördert zum Beispiel die Heilung von venösen Unterschenkelgeschwüren (Ulcus cruris). Das zeigen auch Erfahrungen von Phytotherapie-Pflegefachfrauen in Pflegeheimen und in der Spitex.
Aloe vera – ein wichtiges Wundheilmittel der Pflanzenheilkunde
Der Boom mit Aloe vera geht jedoch weit über diesen Bereich hinaus. In grossen Mengen eingenommen wird Aloesaft gegenwärtig in flüssiger Form, wobei von diesen Produkten in der Regel keine abführende Wirkung ausgeht. Problematisch ist hier nur die fast grenzenlose Liste von Heilungsversprechungen auch für schwerste Erkrankungen. Das ist nun einfach viel zu schön, um wahr zu sein. Ein solches Allheilmittel ist eine alte Sehnsucht der Menschheit. Hier werden ganz offensichtlich Illusionen vermarktet. Das gilt auch für die populären Yoghurts mit Aloe vera, wenn der Hersteller den Konsumentinnen und Konsumenten “Harmonie” und “Schönheit” verspricht. Wer Aloe-Yoghurts liebt, der soll sie meinetwegen kaufen. Aber dass man Schönheit und Harmonie mit dem Löffel per Yoghurt einnehmen kann, gehört ins Kapitel Verdummung. Und dass es inzwischen sogar Strumpfhosen – für schöne Beine – und Waschmittel mit Aloe vera gibt, kann nur noch als absurd bezeichnet werden.
Aloe vera als Heilpflanze hat durchaus einen fundierten Platz in der Pflanzenheilkunde – hauptsächlich als Mittel zur Wundheilung und bei leichten Verbrennungen
Das unkritische Hochjubeln der Pflanze zum Wundermittel schadet aber ihrer Glaubwürdigkeit in denjenigen Bereichen, in denen sie tatsächlich gute Wirkungen zeigt.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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