Aspirin kann die Fliesseigenschaften des Blutes verbessern und wird daher oft eingenommen zur Vorbeugung gegen Herzinfarkt und Schlaganfall. Eine neue Studie zeigt nun, dass die vorbeugende Einnahme von Aspirin zum Schutz vor Erst-Infarkten nutzlos ist und sogar schaden kann. Das Risiko von Magen- und Darmblutungen und Nierenschäden steigt.
Wissenschaftler um Prof. Jill Belch vom Cardiovascular Research Institute der Dundee University (Schottland) stellten im British Medical Journal eine Studie vor, die den Nutzen von Aspirin zur Infarktpropylaxe untersuchte.
Dazu wurden 1276 Diabetes-Patienten über 40 Jahren mit Arterienerkrankungen untersucht, die bisher noch keinen Herzinfarkt hatten. Sie wurden in Aspirin- und Placebo-Gruppen eingeteilt und acht Jahre beobachtet.
Das Ergebnis:
Von den Patienten in der Aspirin-Gruppe (2 mal täglich 100mg) bekamen 116 einen Infarkt, in der Placebo-Gruppe waren es 117.
Statistisch ist dieser Unterschied irrelevant.
Zusätzlich zeigte die Studie keinerlei vorbeugenden Effekt auf die Verhinderung von Schlaganfällen oder Todesfälle durch Herzerkrankungen. Studienautorin Belch warnt aufgrund ihrer Ergebnisse vor einer eigenmächtigen Vorsorge mithilfe von Aspirin.
Sie weist aber gleichzeitig darauf hin, dass die Therapie nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall mit Aspirin gesichert sei. Insofern wäre es sinnvoll einem zweiten Ereignis mithilfe der Medikation entgegenzuwirken, wohingegen der erste Herzinfarkt oder Schlaganfall durch präventiv gegebenes Aspirin nicht verhindert werden kann.
Quellen:
http://www.scienceblogs.de/medlog/2008/10/aspirin-senkt-herzinfarktrisiko-nicht.php http://www.bmj.com/cgi/content/abstract/337/oct16_2/a1840
P.S.: Ähnliche Wirkstoffe wie im Aspirin kommen auch in einigen Heilpflanzen vor, zum Beispiel in der Weidenrinde. Die Phytotherapie verwendet Extrakte aus der Weidenrinde deshalb als leichtes und gut verträgliches Schmerzmittel. Allerdings unterscheiden sich die Wirkstoffe der Weidenrinde an einem entscheidenden Punkt von der Acetylsalicylsäure im Aspirin. Wegen diesem Unterschied muss man davon ausgehen, dass die Weidenrinde unwirksam ist zur Verbesserung der Fliesseigenschaften des Blutes. Es gibt immer wieder fachlich nicht sattelfeste Leute im Bereich Pflanzenheilkunde / Naturheilkunde, welche Weidenrinde (oder Heilpflanzen mit ähnlichen Wirkstoffen) als Ersatz für Aspirin Cardio empfehlen. Das könnte riskant werden in Fällen, in denen die Aspirin-Therapie nötig ist.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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