Der Fenchel spielt in der Kinderheilkunde eine bedeutende Rolle. So wie er sind auch andere Heilpflanzen wegen ihrer milden Wirkung gerade für Kinder speziell gut geeignet. Darauf weisen Wissenschaftler der Universität Würzburg hin. Sie wählten den Fenchel zur Arzneipflanze des Jahres 2009.
Viele Eltern wissen es aus Erfahrung: Wenn die Ernährung von Säuglingen umgestellt wird, kommt es häufig zu Blähungen. Zur Linderung dieser Beschwerden bekommen die Kinder dann Fencheltee.
Fenchel ist deshalb sehr oft das erste Arzneimittel, mit dem der Mensch in seinem Leben in Kontakt kommt. Das ist in Europa so und auch in vielen anderen Gegenden der Welt, beispielsweise in Australien und China. Der Fenchel dürfte darum eine der bekanntesten Heilpflanzen sein.
In der Phytotherapie werden ausschließlich die Früchte des Fenchel verwendet, die umgangssprachlich auch als Samen bezeichnet werden. Als wirksamer Inhaltstoff gilt im Wesentlichen das ätherische Öl. Dieses sollte zu mindestens 60 Prozent aus dem süßlich schmeckenden trans-Anethol bestehen, aber auch das eher bittere Fenchon enthalten.
Die Wirkstoffe des Fenchels steigern die Peristaltik des Magen-Darmtraktes und sind in höherer Konzentration krampflösend. Für Anethol und Fenchon ist zudem ein schleimlösender Effekt nachgewiesen.
Fenchel wird medizinisch eingesetzt gegen unspezifische Verdauungsprobleme, wie etwa leichte krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl und Blähungen. Zur Anwendung kommt er auch bei Entzündungen von Hals und Rachen. Haben Kinder diese Beschwerden, gibt es dafür den traditionellen Fenchelhonig.
Botanik und Geschichte
Fenchel zählt wie Anis, Kümmel und Liebstöckel zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die Pflanze stammt aus dem Mittelmeergebiet und hat gerne warme, feuchte, kalkhaltige Böden. Heute wird sie aus Bulgarien, Ungarn, Rumänien, Ägypten und China eingeführt.
Schon die frühen Hochkulturen in Ägypten oder China nutzten den Fenchel als Gemüse und als Heilpflanze. In Deutschland beschrieb erstmals Walahfrid Strabo, Abt des Klosters Reichenau, um das Jahr 840 die Heilwirkungen der Pflanze: Mit Wein oder Ziegenmilch getrunken, soll der Fenchel Blähungen des Magens lösen, eine allzu träge Verdauung verbessern und gegen Husten hilfreich sein.
„Damit lag der Benediktinerabt erstaunlich nahe an den Anwendungen der modernen Phytotherapie“, bestätigen Franz-Christian Czygan, Johannes Gottfried Mayer und Ralf Windhaber vom Würzburger Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“. Dieser wählt seit 1999 die Arzneipflanze des Jahres.
Zum Studienkreis an der Universität Würzburg gehören Medizinhistoriker, Ärzte, Apotheker und pharmazeutische Biologen; teilweise auch Studierende und die Dozierenden der Seminare „Grundlagen der Phytotherapie“ und „Phytotherapie und traditionelle Medizin“.
Die jeweilige Arzneipflanze des Jahres soll sich durch eine interessante Kultur- und Medizingeschichte auszeichnen. Ihre Wirkung soll zudem in gut belegten oder vielversprechenden pharmakologischen und klinischen Studien überprüft sein.
(Quelle: Pressemitteilung Julius-Maximilians-Universität Würzburg)
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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