Wirkung durch Salicin und entzündungswidrige Polyphenole
Weidenrinde wird in der traditionellen Pflanzenheilkunde zur Behandlung bei entzündlichen Schmerzzuständen verwendet. Die Phytotherapie-Forschung hat die Wirksamkeit von Weidenrinden-Extrakten inzwischen durch mehrere Studien belegt.
Laut Aussagen von Professor Jürgen Metz von der Uni Heidelberg haben standardisierte Weidenrinden-Gesamtextrakte seit 1996 in mehreren kontrollierten klinischen Studien und Anwendungsbeobachtungen bei schmerzhaften entzündlichen Gelenkbeschwerden eine gute entzündungswidrige und schmerzstillende Wirksamkeit gezeigt – und das auch noch bei guter Verträglichkeit.
Entzündungshemmende Polyphenole
Inzwischen gelte es als gesichert, dass nicht nur das ursprünglich als wirksamer Hauptbestandteil betrachtete Phenolglykosid Salicin, sondern mehrere Polyphenole zum entzündungswidrigen Effekt beitragen.
Polyphenole sind eine sehr vielfältige Stoffgruppe. Sie kommen in Pflanzen zum Beispiel als Farb- und Geschmacksstoffe sowie als Gerbstoffe vor.
Das Phenolglykosid Salicin wird im Körper genauso wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) zu Salicylsäure umgewandelt. Salicin wirkt daher genauso wie Acetylsalicylsäure schmerzstillend und entzündungswidrig.
Salicin vs. Acetylsalicylsäure
Die Salicinumwandlung dauert zwar länger, dafür hält der entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekt aber länger an. Metz präsentierte bei einer Veranstaltung des Komitees Forschung Naturmedizin e.V. in München Resultate von In-vitro-Versuchsreihen: In Kulturen mit aktivierten humanen Monozyten hemmte ein standardisierter wässriger Weidenrinden-Extrakt typische Vorgänge der Entzündungskaskade. Er wirkte dabei auf die Aktivität der TNF-alfa- und Cox-2-Gene und so auf die Syntheserate dieser Proteine oder auf die NO-Freisetzung so effektiv wie die Vergleichssubstanz Diclofenac. Wurde anstelle des Gesamtextraktes eine polyphenolreiche, aber salicinfreie Extraktfraktion verwendet, war die Hemmung der Entzündungsprozesse ähnlich gut. Metz bezeichnete standardisierte Weidenrinden-Extrakte als gut verträgliche Option, welche bei unterschiedlichen schmerzhaften Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Arthrose, Arthritis oder Weichteilrheumatismus allein oder auch kombiniert mit NSAR immer einen Versuch Wert seien.
Für die Dauertherapie geeignet
Speziell in der Dauertherapie und bei NSAR-Risikopatienten wie Älteren, Diabetikern, Hypertonikern, Magen-Darm-, Herz- oder Nierenpatienten sollte eine solche NSAR-sparende Behandlungsmöglichkeit genutzt werden, empfahl Metz.
Quelle: www.aerztewoche.at
Kommentar: Weidenrinden-Extrakte lindern Arthritis
Traditionelle Pflanzenheilkunde und neuere Phytotherapie kennen eine ganze Anzahl von Heilpflanzen, die im Bereich von rheumatischen Erkrankungen empfohlen werden. Nicht alle dieser Heilpflanzen haben einer kritischen Überprüfung Stand gehalten. Die Wirkung der Weidenrinde dagegen konnte zunehmend besser auch durch Studien mit Rheuma-Patienten geklärt und belegt werden. Auch Heilpflanzen-Präparate aus Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) und Weihrauch (Olibanum) sind Gegenstand der Phytotherapie-Forschung und zeigen interessante Wirkungen.
Bei den äusserlichen Anwendungen gibt es neuere Forschungen mit Arnika-Gel und Beinwell-Salbe, die beide gute Resultate zeigten.
Wichtig ist allerdings, dass bei der Anwendung von Heilpflanzen im Bereich Rheuma differenziert vorgegangen wird. Wenn in einem Kräuterbuch einfach steht, dass eine bestimmte Heilpflanze gegen Rheuma hilft, dann ist das genau genommen viel zu pauschal. Arthrose, chronische Polyarthritis, Gicht, Weichteilrheumatismus – das sind sehr unterschiedliche Erkrankungen, die nicht einfach in den Sammeltopf “Rheuma” geworfen werden dürfen. Es stellt sich dann die Frage, welche der Rheuma-Heilpflanzen denn nun am besten bei Arthrose wirkt, welche bei Polyarthritis etc.
Wichtig ist zudem, in welcher Form die Heilpflanzen angewendet werden, z. B. als Tee, Tinktur oder Extrakt. Hier gibt es grosse Unterschiede in der Wirksamkeit.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch