Wer jeden Tag mehrere Tassen Tee trinkt, reduziert sein Apoplexie-Risiko. Offenbar existiert sogar ein linearer Zusammenhang. Dabei ist es gleichgültig, ob Grüntee oder Schwarztee konsumiert wird.
Zu diesem Ergebnis kommen Dr. Lenore Arab und Kollegen von der University of California, Los Angeles (USA) in einer aktuellen Meta-Analyse. Die Wissenschaftler hatten neun Studien mit total 194.965 Teilnehmenden ausgewertet.
Dabei wiesen sie einen linearen Zusammenhang zwischen Tee-Konsum und Schlaganfall-Risiko nach. Personen, die täglich drei Tassen Grüntee oder Schwarztee tranken, waren um 21 Prozent weniger gefährdet. Diese Wirkungen zeigten sich aber nur bei Aufgüssen aus der Teepflanze Camellia sinensis, Kräuter- und Früchtemischungen waren in dieser Hinsicht ohne Effekt.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass entweder das Antioxidans Epigallocatechingallat (EGCG) für die positive Wirkung verantwortlich ist – oder auch Theanin, eine in Teeblättern enthaltene Aminosäure. Theanin zeigt strukturelle Ähnlichkeiten mit Glutamat und kann die Blut-Hirn-Schranke passieren. Im Gehirn könnte es mit Glutamat-Rezeptoren interagieren, vermuten die Forscher.
Die Resultate müssten allerdings noch in randomisierten und kontrollierten Studien reproduziert werden, schränkt Arab ein. Dennoch sei von einem signifikant protektiven Effekt durch Trinken von Grüntee oder Schwarztee auszugehen
Quelle: http://www.aerztlichepraxis.de/artikel_neurologie_apoplex_tee_123539272984.htm, 23.02.2009
Originalpublikation:
Stroke 2009, online vorab (doi: 10.1161/STROKEAHA.108.538470)
http://stroke.ahajournals.org/cgi/content/abstract/STROKEAHA.108.538470v1
Kommentar: Grüntee und Schwarztee
Dem Grüntee werden seit Jahren aussergewöhnliche Wirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben. Dabei blieben aber auch immer zahlreiche Fragen offen. Unter anderem lagen die Dosierungen, bei denen sich beispielsweise gewisse Schutzeffekte gegen Tumorerkrankungen zeigten, in vielen Studien mit etwa zehn (japanische) Tassen pro Tag ziemlich hoch.
Viele Berichte stellten den Grüntee verglichen mit dem Schwarztee als weit wertvoller für die Gesundheit dar. Die Meta-Analyse der University of California ist nicht die erste Studie, welche diese Bevorzugung in Frage stellt. Vielleicht sind Grüntee und Schwarztee in vielerlei Hinsicht gleichwertiger, als dies gegenwärtig dargestellt wird.
Schwarztee wird sowieso unterschätzt, wenn man ihn nur als Genusstee betrachtet. Er wirkt – wenn er korrekt zubereitet und dosiert wird – innerlich gegen Durchfall und äusserlich gegen Hautentzündungen, Schleimhautentzündungen und nässende Ekzeme. Schwarztee gehört also durchaus zu den Heilpflanzen und nicht nur zu den Genussmitteln.
Positiv an der Studie von Lenore Arab ist, dass wir entsprechend unseren Vorlieben Schwarztee oder Grüntee trinken können, und dass die Dosierung von drei Tassen täglich erreichbar ist.
Ich würde diese Prophylaxe allerdings nur machen, wenn mir der ausgewählte Grüntee oder Schwarztee auch schmeckt. Im Moment finde ich Verveine-Tee aber noch deutlich attraktiver.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch