Heuschnupfen beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich.
Kein Wunder, dass es viele Therapie-Angebote gibt, auch im Bereich von Naturheilkunde bzw. Komplementärmedizin.
Bei Heuschnupfen ist es allerdings generell sehr schwierig, die Wirksamkeit einer Behandlung einzuschätzen.
Nicht nur weil bei jeder Behandlung ein Placeboeffekt mit beteiligt ist. Auch Schwankungen im auslösenden Pollenflug und in der Reaktion des Organismus beeinflussen den Verlauf.
Wer während einer Behandlung eine Besserung verspürt, kann daher noch nicht davon ausgehen, dass diese Besserung auch von der Therapie bewirkt wurde.
Diese Schwierigkeit in der Beurteilung der Wirksamkeit hat zur Folge, dass sich im Bereich der Naturheilkunde neben wirksamen Therapien auch sehr fragwürdige Produkte halten können.
Wie also kann man den Nutzen einer Heuschnupfen-Therapie beurteilen?
Drei Fragen stehen dabei im Vordergrund:
1. Existiert ein plausibler, dokumentierter Wirkungsmechanismus?
2. Hält die zu prüfende Heuschnupfen-Therapie dem Vergleich mit einer Standard-Behandlung stand?
3. Wirkt die zu prüfende Heuschnupfen-Therapie in einer sorgfältigen Vergleichsstudie besser als ein Scheinmedikament (Placebo)?
Das einzige Naturheilmittel, das bei diesen drei Punkten überzeugt, kommt aus dem Bereich der Phytotherapie. Es handelt sich um einen Pestwurz-Extrakt, der von der Firma Zeller in Romanshorn entwickelt wurde.
1. Zum Wirkungsmechanismus
Die antiallergische Wirkung der Pestwurz basiert auf den so genannten Petasinen, welche die Produktion von Leukotrienen reduzieren. Leukotriene sind Botenstoffen, die bei der Entzündungsreaktion gegen Allergene eine große Rolle spielen.
2. Vergleich mit einer Standardbehandlung
Pestwurz-Extrakt hat sich in Studien als ebenbürtig wirksam gezeigt im Vergleich mit den Heuschnupfen-Mitteln Fexofenadin und Cetirizin (Zyrtec®).
In der Vergleichsstudie mit dem häufig verwendeten Antihistaminikum Fexofenadin untersuchten die Forscher an insgesamt 330 Patienten aus 11 Gesundheitszentren die Auswirkungen der Medikamente auf Symptome wie eine laufende Nase, Niesen sowie Juckreiz in Augen und Nase. Das Resultat: Der aus den Blättern der Pestwurz gewonnene Extrakt war nicht nur genauso wirksam wie das Antihistaminikum. Er führte im Gegensatz zum althergebrachten Medikament auch nicht zu Benommenheit und Müdigkeit.
3. Vergleich mit Placebo
Ebenso hat sich der Pestwurz-Extrakt in mehreren Studien im Vergleich zu Placebo als wirksamer gezeigt.
Quelle: Schilcher / Kammerer / Wegener; Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer Verlag 2007
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Kommentar: Naturheilmittel gegen Heuschnupfen – was ist wirksam?
1. Der Pestwurz-Extrakt ist das einzige pflanzliche Heilmittel, welches alle drei Prüfpunkte erfüllt. Er ist zurzeit noch rezeptpflichtig, weil es sich um eine Neuentwicklung handelt, und als Tesalin® im Handel.
2. Pestwurz enthält in Blättern und Wurzeln Pyrrolizidinalkaloide, welchen aufgrund von Erkenntnissen aus Tierversuchen eine potentiell Krebs fördernde Wirkung zugeschrieben wird. Deshalb soll Pestwurz nicht als Tee oder Tinktur angewendet werden. Für den Extrakt im Tesalin® wird eine speziell gezüchtete, petasinreiche und sehr pyrrolizidinarme Pestwurzsorte verwendet. Ein spezielles Extraktionsverfahren eliminiert zudem allfällige Reste an Pyrrolizidinalkaloiden bis auf minimalste, unbedenkliche Spuren.
Die Entwicklung und Erforschung von Pestwurz-Extrakt gegen Heuschnupfen ist eine Innovation im Bereich der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde), weil für diesen Anwendungsbereich bisher keine überzeugenden Heilpflanzen-Präparate zu Verfügung standen. Auch im Vergleich mit den verschiedensten Empfehlungen aus Naturheilkunde bzw. Komplementärmedizin zur Behandlung von Heuschnupfen ist der Pestwurz-Extrakt mit Abstand die am besten belegte Therapiemöglichkeit.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch