Zitronensaft hat offenbar eine pilzhemmende Wirkung. Er eignet sich beispielsweise dafür, Mundsoor bei HIV-Patienten zu behandeln. Dies hat eine in der Fachzeitschrift „Phytomedicine“ veröffentlichte Untersuchung gezeigt. An 90 HIV-Patienten mit dem Pilzbefall im Mundraum wurde während elf Tagen die Wirkung des Zitronensaftes mit der einer Zitronengrasinfusion sowie der Wirkung des hauptsächlich in Afrika angewandten Standardmittel Gentianaviolett verglichen. Dabei ergab sich, dass sowohl der Saft der Zitrusfrucht als auch die Infusion mit Extrakten des Zitronengrases gut gegen Soorpilz wirkt. Viele HIV-Patienten lehnen die Behandlung mit Gentianaviolett ab, weil der Farbstoff violette Flecken der Haut bewirkt und die Betroffenen für Außenstehende dadurch als HIV-Infizierte erkennbar sind.
Quelle: http://de.news.yahoo.com/gesundheit-medizin.html
Kommentar: Zitronensaft wirksam gegen Mundsoor
Leider sagt die Meldung nicht, in welcher Ausgabe der “Phytomedicine” der Artikel erschienen ist. Es wäre interessant, mehr über diese Arbeit zu erfahren, ist doch Mundsoor ein bedeutendes Problem in der Krankenpflege und dies nicht nur bei HIV-Patienten.
Ohne nun aber die Originalarbeit konsultiert zu haben, scheint mir doch klar, dass sich in die Meldung eine kleine Übersetzungstücke eingeschlichen hat. Wenn von Zitronengrasinfusion die Rede ist, meint dies wohl nicht eine Infusion im medizinischen Sinn, bei der ein Arzneimittel via Vene in den Körper fliesst. Das englische Wort “infusion” meint auch “Aufguss”, und zwar eben Aufguss von Kräutern. So dürfte wohl ein Aufguss von Zitronengras gemeint sein.
Gentianaviolett
Immer wieder zu Irrtümern Anlass gibt das Gentianaviolett. Weil Gentiana in der Botanik auch der lateinische Fachbegriff für Enzian ist, wird Gentianaviolett oft als pflanzlicher Stoff aufgefasst.
Gentianaviolett ( = Kristallviolett) findet Verwendung als Farbstoff in Farbbändern oder Kopierstiften und vor allem in der mikroskopischen Färbetechnik. Hier bildet es den Hauptbestandteil der sogenannten Gram-Färbung, mit deren Hilfe sich Bakterien grob unterteilen lassen.
Medizinisch wurde Gentianaviolett lange Zeit, bis zur Entdeckung anderer wirksamer Antimykotika, zur Therapie von Hautpilzen, vor allem Fußpilzen, sowie von Mundsoor verwendet. Zu diesem Zweck wird es als sogenannte Pyoktaninlösung (1-2%) aufgepinselt. Heute wird es wegen der lästigen Einfärbung der Haut in der westlichen Welt kaum noch eingesetzt. Nach Empfehlungen der WHO ist Gentianaviolett aber als ein essenzielles Medikament einzustufen. Der Name Gentianaviolett dürfte wohl von der Farbe gewisser Enzianarten abgeleitet worden sein.
Im übrigen gibt es in der Pflanzenheilkunde / Phytotherapie eine ganze Reihe von Heilpflanzen-Anwendungen mit einer günstigen Wirkung bei Pilzerkrankungen: Diverse ätherische Öle (Lavendelöl, Korianderöl, Thymianöl, Teebaumöl), Extrakte aus Myrrhe, Kamille und Salbei, Knoblauch….wobei natürlich auch immer Dosierung und Anwendungsform eine wichtige Rolle spielen und bei Mundsoor beispielsweise andere Mittel zum Einsatz kommen wie bei Fusspilz.
Die Empfehlung von Zitronensaft und dem Aufguss aus Zitronengras scheint mir darüber hinaus aber prüfenswert.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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