Immer mehr Menschen suchen bei einer Erkrankung eine Alternative aus dem Bereich der Komplementärmedizin. Doch welche Verfahren sind wirksam?
Manche Menschen misstrauen der “Schulmedizin” und suchen nach Methoden im Bereich der Alternativmedizin. Leider fehlt in diesem Bereich über weite Strecken jegliche Qualitätskontrolle. So bleibt oft ungeklärt, welche Methoden wirksam sind und welche nicht.
Es braucht darum dringend mehr Auseinandersetzung mit dieser Frage.
Im der April-Ausgabe von Men’s Health nimmt der Spezialist Professor Edzard Ernst, Gründer der Fachabteilung Komplementärmedizin an der University of Exeter in England, zu den Tops und Flops der Alternativmedizin Stellung. Die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) beurteilt er durchaus positiv, weil sie „zum Teil hochwirksam ist“, und schließlich auch viele moderne Medikamente aus Pflanzen entwickelt worden seien. Auch die Hypnose-Therapie kann nach den Erfahrungen des Experten „allein oder in Kombination mit anderen Verfahren physische, psychische oder psychosomatische Störungen“ beheben. „Gut belegt ist die Wirksamkeit der Hypnotherapie etwa bei Dickdarmreizung“, erklärt Ernst. Er ist der erste Professor für Alternativmedizin in Großbritannien.
Autogenen Training
Eine positive Beurteilung gibt er darüber hinaus dem so genannten Autogenen Training, das zwar wenig erforscht sei, aber beispielsweise bei Bluthochdruck hilfreich sein könne, wie der Mediziner betont. Anerkennung findet bei ihm zudem das „Biofeedback“, bei welchem die Patienten mit akustischen oder optischen Signalen ihres Körpers behandelt werden. „Diese Methode ist bei einer Reihe von Erkrankungen wirksam, etwa bei Inkontinenz“, stellt Professor Ernst fest.
Nicht überzeugt ist der Spezialist dagegen von der Homöopathie: „Es handelt sich hier um eine nicht plausible Therapie, die in etwa 200 Studien überprüft wurde. Insgesamt wurde dabei die Wirksamkeit nicht bestätigt“, betont Edzard Ernst. Dasselbe gilt nach seinen Untersuchungen auch für die so genannte Bachblütentherapie, die angeblich mit der gebundenen Energie von Blüten psychische und körperliche Beschwerden lindern kann.
Deutliche Skepsis ist nach Ansicht des Mediziners auch bei den verschiedenen Methoden der „Geistheilung“ angebracht: „Es liegen dazu rund 80 kontrollierte Studien vor. Die große Mehrzahl bestätigt die Wirksamkeit dieser Verfahren nicht“, erklärt Ernst. Ganz hart ins Gericht geht der Professor mit der „Detox-Methode“, welche den Körper mit speziellen Shampoos, Duschgels, Tees und Nahrungsergänzungsmitteln entgiften will. „So wie es in der alternativen Szene eingesetzt wird, ist es reine Geldschneiderei. Niemand konnte bisher zeigen, dass irgendein Gift dadurch eliminiert wird“, betont der Mediziner.
Quelle:
http://www.menshealth.de/health/allg-gesundheit/alternativmedizin-nicht-alle-methoden-helfen.117845.htm
Kommentar: Komplementärmedizin – welche Methoden helfen?
Professor Ernst hat sich schon verschiedentlich positiv zu Pflanzenheilkunde bzw. Phytotherapie geäussert. Allerdings gibt es in der traditionellen Pflanzenheilkunde neben Wertvollem auch viele Irrtümer. Eine sorgfältige und kritische Auseinadersetzung und Differenzierung ist deshalb wichtig.
Die harte Kritik von Professor Ernst an den Entgiftungs- und Entschlackungsmitteln teile ich vollumfänglich. Hier wird den Leuten wirklich für unnütze “Therapien” das Geld aus der Tasche gezogen.
Bei der Homöopathie ist die Studienlage tatsächlich desolat. Das schliesst nicht aus, dass Menschen bei manchen Beschwerden durch homöopathische Behandlung Linderung verspüren. Die Studien deuten aber insgesamt eher darauf hin, dass diese Wirkungen nicht vom homöopathischen Medikament, sondern vom therapeutischen Kontext herkommen (therapeutische Beziehung, Erwartungshaltung von Patientin und Behandlerin).
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Klinik, Palliative Care
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch