Es kommt immer wieder einmal vor, dass mich jemand fragt, ob denn die Durchführung von Heilpflanzen-Exkursionen nicht den Raubbau fördere.
Dies geschieht meistens verbunden mit der Vorstellung, dass Teilnehmende während oder nach der Exkursion massenhaft Heilpflanzen plündern.
Ob solche Befürchtungen berechtigt sind oder nicht, hängt meiner Ansicht nach stark vom Stil der Exkursion ab.
Wichtig scheint mir, dass Heilpflanzen-Exkursionen nicht ausschliesslich auf den menschlichen Nutzen ausgerichtet sind.
Gegen welche Krankheit hilft mir diese Heilpflanze?
Kann man diese Pflanze essen?
Solche Fragen sollen natürlich Thema sein an einer Heilpflanzen-Exkursion. Wenn es aber fast nur um diese Aspekte geht, wird es mir ein bisschen zu utilitaristisch.
Damit meine ich eine überwiegend am menschlichen Nutzen orientierte Grundhaltung.
Wenn sich die Naturbeziehung auf den menschlichen Nutzen verengt, gehen wichtige und wertvolle Aspekte der Naturbeziehung verloren. Zum Beispiel das ästhetische Naturerlebnis, die Freude an Pflanzen oder Tieren, die keinen unmittelbaren Nutzen für uns haben, das sinnliche Erlebnis beim Entdecken der kleinen Wunder am Wegrand.
Wenn solche nicht unmittelbar nutzenorientierte Aspekte bei Heilpflanzen-Exkursionen einbezogen werden, kann auch mehr Respekt und Achtung entstehen gegenüber der Pflanzenwelt und dem Tierreich.
Heilpflanzen-Exkursionen sollen nicht zuletzt dazu dienen, Kontakt zu schaffen zu diesen kleinen und grösseren Naturschönheiten
Heilpflanzen sollen meines Erachtens auch nicht als auf den Menschen hin ausgerichtete Lebewesen dargestellt werden. In esoterischen Varianten der Pflanzenheilkunde begegnet man oft Vorstellungen, wonach der Sinn und Zweck von Heilpflanzen darin liegt, uns zu heilen. Das wird zwar selten so direkt ausgesprochen, liegt aber oft den entsprechenden Vorstellungen zu Grunde, zum Beispiel wenn vom “Wesen der Heilpflanzen” gesprochen wird, welches dann völlig unreflektiert mit den heilenden Fähigkeiten der Pflanzen gleichgesetzt wird. Oder wenn die Überzeugung dominiert, dass Heilpflanzen uns durch Farbe und Form, durch “Signaturen”, zeigen wozu sie für uns gut sind.
Auch dies sind meines Erachtens letztlich sehr nutzenorientierte Naturkonzepte, in denen der Mensch sich zudem in den Mittelpunkt der Naturveranstaltung fantasiert.
Heilpflanzen sind meines Erachtens in allererster Linie für sich selber da. Wir können uns an ihnen freuen und sie auch für unsere Gesundheit nutzen.
Den Rahmen des Verständnisses sollten wir an Heilpflanzen-Exkursionen aber weiter stecken – über den reinen Utilitarismus hinaus. Es geht meiner Ansicht nach beispielsweise auch um ein Kennenlernen der Lebensräume, in denen wir Heilpflanzen und Wildblumen finden:
Mit welchen anderen Pflanzen und Tieren leben sie zusammen? Welchen Boden brauchen sie? Wem dienen sie als Nahrung, wenn man mal vom Menschen absieht?
So kommt man von einer rein utilitaristischen Haltung gegenüber der Natur weg
Die Heilpflanzen nicht einseitig auf den Menschen ausgerichtet darstellen – das scheint mir auch ein wichtiger Schutz gegen Raubbau zu sein.
Auf Heilpflanzen-Exkursionen sollte man meines Erachtens die Pflanzen zeigen, entdecken, mit ihren Merkmalen vorstellen – aber sie nicht zugleich sammeln.
Wenn eine ganze Gruppe gleichzeitig sammelt, kommt es oft zu drastischen Dezimierungen der Bestände. Die Teilnehmenden sollen die Heilpflanzen aber so gut und sicher kennen lernen, dass sie sie danach an anderen Orten wieder finden und dort massvoll selber sammeln können.
Und nicht zuletzt soll der Leiter oder die Leiterin einer Heilpflanzen-Exkursion selber respektvoll mit den Pflanzen umgehen. Eine solche Haltung überträgt sich nämlich ziemlich sicher auf die Teilnehmenden.
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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