Am 7. Berliner Kongress Phytotherapie 2009 berichtete S. Kasper von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Universität Wien vom Stand der Forschung bei der Behandlung von Angststörungen mit peroral zugeführtem Lavendelöl.
Präklinische Forschungsergebnisse bestätigen das angstlösende Potenzial des Heilpflanzen-Präparates. Wichtige Humanstudien in der klinischen Entwicklung des noch nicht im Handel erhältlichen Produktes wurden dargestellt. Insgesamt wurden bisher mehr als 700 Erwachsene in der täglichen Dosis von bis zu 80mg mit dem neuen Anxiolytikum ( = angstlösendes Mittel) der Firma Willmar Schwabe im Rahmen von klinischen Studien mit unterschiedlicher Symptomatik behandelt. Dabei konnte in verschiedenen Studiendesigns die klinisch bedeutsame Überlegenheit gegenüber Placebo ebenso dargestellt werden wie eine vergleichbare angstlösende Wirksamkeit zu Benzodiazepinen (Lorazepam).
Die Verträglichkeit war in diesen klinischen Studien gut. Vereinzelt wurden von den Anwendern reversible milde bis moderate gastrointestinale Symptome wie Übelkeit und Aufstoßen berichtet. Eine sedierende Wirkung trat nicht ein und eine Gewöhnung wurde während der Einnahme ebenfalls nicht beobachtet.
Quelle: Zeitschrift für Phytotherapie, Z Phytother 2009; 30
DOI: 10.1055/s-0029-1239858
Kommentar & Ergänzung: Lavendelöl zur Behandlung von Angststörungen
Lavendelöl ist als Mittel gegen Unruhe und Schlafstörungen gut dokumentiert, wobei es aber fast immer um die inhalative Anwendung im Sinne einer Aromatherapie geht. Die Einnahme von Lavendelöl ist bisher weniger üblich, doch gibt es schon seit einiger Zeit Hinweise auf eine mögliche angstlösende Wirkung bei peroraler Anwendung.
In diesem Sinne ist der Vortrag am Phytotherapie-Kongress eine Bestätigung.
Interessant an diesem Bericht scheint mir unter anderem aber auch der ausbleibende sedierende Effekt. Ob dies wohl mit der Kapselform zusammenhängt, durch welche eine Wirkung via Geruchsbahn verhindert wird?
Ich habe keine konkreten Hinweise gefunden, dass wirklich Kapseln verwendet wurden, doch ist es bei oraler Applikation so zu erwarten. Und in der Patentanmeldung der Firma Schwabe ist jedenfalls ausdrücklich von Kapseln die Rede. Ich werde dieser Frage noch nachgehen.
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