Ernährung und Phytotherapie sind beim Deutschen Internistentag in Berlin am 24. September 2009 wichtige Themen. Auf dem Programm stehen naturheilkundliche Interventionen bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.
Bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sollte die Ernährungstherapie vom Beginn der Krankheit an ein selbstverständlicher Teil der Behandlung sein, empfehlen Rheumatologen. Fragt sich nur: Was ist genau eine Rheumakost? Zentral bei der langfristigen Umstellung der Essgewohnheiten ist die Verminderung tierischer Fette. Fettreiche Nahrungsmittel tierischer Herkunft wie Schmalz, Leber, Eigelb oder fettreiche Fleisch- und Wurstsorten meiden! Und nicht mehr als zwei Portionen Fleisch oder Wurst pro Woche sollten konsumieren. Kennen sollten Rheuma-Patienten die Grundsätze einer vorwiegend laktovegetabilen Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidanzien ist.
Empfehlenswert sind Makrele, Lachs und Hering – zweimal wöchentlich. Diese Fische sind enthalten reichlich Omega-3-Fettsäuren. Das gilt ebenfalls für Rapsöl, Sojaöl, Walnussöl und Leinöl. Zum Nutzen von Fischöl, Vitamin D, Vitamin C oder Zink bei Rheumapatienten gibt es neue Daten. Das Stellungnahme zu Omega-3-Fettsäuren in Form von Fischölkapseln wird positiver. Eine Zufuhr von Vitamin D wird künftig empfohlen, ebenso in Einzelfällen die Einnahme von Zink, besonders bei Patienten mit Psoriasis-Arthritis. Die regelmäßige Einnahme von Vitamin C und E oder Selen wird nur im Einzelfall empfohlen.
Die in Gemüse und Obst vorhandenen antioxidativen Substanzen sprechen für den Verzehr von fünf Portionen am Tag.
NSAR-ähnliche Effekte werden salicin- und polyphenolreichen Phytotherapeutika zugeschrieben. Dazu gehören Heilpflanzen-Präparate aus Weidenrinde, Stiefmütterchenkraut, Pappel oder Primeln. Eher kortisonähnliche Eigenschaften sollen Zaunrübe, Süßholz und Weihrauch zeigen. Teufelskrallenwurzel oder Arnikablüten sind hauptsächlich schmerzlindernd.
Quelle: www.aerztezeitung.de
Kommentar & Ergänzung: Internisten diskutieren Ernährung und Phytotherapie bei Rheuma
Schön, dass die Internisten sich mit Ernährung und Phytotherapie bei Rheuma befassen.
Die Hinweise zur Ernährung scheinen mir fundiert, diejenigen zur Phytotherapie dagegen etwas wirr.
NSAR (= nichtsteroidale Antirheumatika) werden ihrer entzündungshemmenden (antiphlogistischen) Wirkung wegen symptombezogen unter anderem zur Rheumatherapie eingesetzt. Bekannte Beispiele sind Diclofenac und Mefenacid. Der Artikel auf www.aerztezeitung.de nennt für eine NSAR-ähnliche Wirkung Weidenrinde, Stiefmütterchenkraut, Pappel oder Primel. Von diesen Heilpflanzen ist die entzündungswidrige Wirkung der Weidenrinde mit Abstand am besten belegt. Bei massiven rheumatischen Entzündungen reicht Weidenrinde allerdings nicht. Bei leichteren rheumatischen Beschwerden hat sie aber den Vorteil guter Verträglichkeit. Zur Anwendung kommen Weidenrinden-Extrakte.
Zaunrübe (Bryonia dioica) wird in der Homöopathie verwendet, nicht aber in der Phytotherapie. Die Pflanze ist nämlich stark giftig. Sie enthält Cucurbitacine, die Erbrechen auslösen, stark abführen und zudem zellschädigend wirken. Bryonia wird daher innerlich nur in stark verdünnten homöopathischen Dosen gegen Rheuma eingesetzt, wobei die Wirksamkeit aber nicht belegt ist. Von einer kortisonähnlichen Wirkung der Zaunrübe zu sprechen, ist daher sehr spekulativ.
Süssholz zeigt in verschiedenen Untersuchungen leicht kortisonähnliche Effekte, doch ist in therapeutisch wirksamen Dosen auch mit kortisonähnlichen Nebenwirkungen zu rechnen. Das macht eine Anwendung in der Rheumatherapie ziemlich fragwürdig. Weihrauch besitzt eine entzündungshemmende Wirkung bei innerlicher Anwendung, die sich in der Arthritisbehandlung nutzen lässt. Es scheint sich allerdings den Studien gemäss eher um eine Leukotrienhemmung zu handeln, so dass ich hier nicht von einer kortisonähnlichen Wirkung sprechen würde.
Teufelskralle
Die schmerzlindernde Wirkung von Teufelskralle ist in den letzten Jahren zunehmend besser belegt worden, doch braucht es für diesen Effekt eine längerdauernde Einnahme von Teufelskrallen-Extrakten.
Die schmerzstillende Wirkung von Arnikablüten wird in der Phytotherapie äusserlich als Arnikasalbe, Arnikagel oder Arnikatinktur (verdünnt mit Wasser zu Umschlägen) genutzt.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch