Über 11 000 Arzneipflanzen werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin angewendet. Auch europäische Hersteller von Phytopharmaka durchforschen den reichen chinesischen Arzneipflanzenschatz.
Die 2000 bis 3000 Jahre alten Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), zu deren Arzneischatz über 11 000 Heilpflanzen zählen, haben in China immer noch einen hohen Stellenwert. TCM müsse als kulturelles Erbe hochgehalten werden, betonte Professor De-an Guo vom Shanghai Research Center for TCM Modernization an einem Symposium auf Mallorca. Das Handicap: Es fehle meist an einem systematischen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit und Sicherheit, sowie der Wirkweise der TCM-Arzneimittel. Inzwischen setze jedoch auch die chinesische Regierung auf Wissenschaft und Evidenz bei der Zulassung neuer Arzneimittel. Seit 2003 überwache die State Food and Drug Administration (SFDA) den Nahrungsmittel- und Medikamentenmarkt in China. Seither seien nur 20 TCM-Arzneimittel mit ganz neuen Wirkstoffen zugelassen worden, sagte Prof. Guo. Diese sehr geringe Zahl für einen Riesen-Markt wie China zeigt seiner Ansicht nach, wie strikt die Zulassungsbedingungen geworden sind.
TCM
Die seit Jahrhunderten in der TCM verwendeten Arzneipflanzen stellen eine reiche Ressource für die Forschung dar – und zwar über die TCM hinaus. Als Beispiel für einen wissenschaftlich gut untersuchten, auf einer TCM-Heilpflanze basierenden Wirkstoff sei Artemether erwähnt, ein Artemisinin-Derivat. Dieser Pflanzenstoff aus dem Einjährigen Beifuß (Artemisia annua) wird heute weltweit als Antimalaria-Mittel angewendet.
Ein weiteres Beispiel erwähnt wurde Dan Shen aus der getrockneten Wurzel des Chinesischen Salbei (Salvia miltiorrhiza). Dan Shen wird in der TCM etwa zur KHK-Therapie verwendet (Koronare Herzkrankheit). Prof. Guo selbst erforscht einen der Inhaltsstoffe von Dan Shen. In Phase-III-Studien soll sich die Substanz schon als vielversprechendes Krebsmittel erwiesen haben.
Aber nicht nur chinesische Forscher und Unternehmen haben den Pflanzenschatz der TCM unter der Lupe. Auch europäische Phytopharmaka-Unternehmen sind in China aktiv und durchforschen die Pflanzen. Ziel ist es, auf der Grundlage von TCM-Heilpflanzen moderne Phytopharmaka auch für den europäischen Markt herzustellen. Von der Arzneipflanze abgesehen hätten diese Hightech-Phytopharmaka nichts mehr mit TCM-Arzneien zu tun, vor allem da anders als bei TCM-Mitteln eine konstant hohe Qualität der Wirkstoff-Extrakte garantiert und die klinische Wirksamkeit überprüft sei.
Quelle: www.aerztezeitung.de
Kommentar & Ergänzung: TCM-Heilpflanzen
Keine Frage, dass unter den rund 11 000 Arzneipflanzen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) noch manche interessanten Heilwirkungen zu entdecken sind. Tradition allein kann aber keine Bestätigung für Wirksamkeit sein, weil sie sich auch oft über Jahrhunderte geirrt hat. Das hat offenbar auch die chinesische Regierung erkannt. Auch gibt es immer wieder Zwischenfälle und Sicherheitsprobleme mit TCM-Heilpflanzen. So scheint es mir sehr begrüssenswert, wenn deren Wirksamkeit und Sicherheit systematisch überprüft wird. TCM-Heilpflanzen, welche diese Checks erfolgreich überstehen, werden früher oder später auch den Weg in die westliche Phytotherapie finden.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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