Eibischwurzel-Extrakt legt einen Schutzfilm über die Schleimhaut und fördert offenbar auch die Regeneration von Epithelzellen.
Kaltwasserauszüge aus Eibischwurzel werden in der Phytotherapie bei gereizten Schleimhäuten des Rachenraums und des Magens eingesetzt. Grundlagenforscher haben nun mögliche Wirkmechanismen dieser Heilpflanzen-Anwendungen entschlüsselt.
Nach der geläufigen Vorstellung legen sich die polysaccharidreichen Schleimstoffe aus dem Eibischwurzel-Extrakt wie ein Schutzfilm über die Schleimhaut. Dieser Schutz fördert offenbar die Regeneration des Epithels und dämpft im Rachenraum auch Hustenreize. Die adhäsiven Eigenschaften des Extrakts haben Wissenschaftler um Dr. Alexandra Deters von der Universität Münster an der Wangenschleimhaut von Schweinen belegt.
Der Eibischwurzel-Extrakt kann aber wohl noch mehr, betonte Deters auf einer Veranstaltung des Komitees Forschung Naturmedizin e.V. (KFN) in München. Die Wissenschaftler haben in einer Zellkultur humane nasopharyngeale Schleimhautepithelzellen mit einem wässrigen Eibischwurzelextrakt eingebracht, der als Arzneimittel gegen Reizhusten angeboten wird.
Resultat: Verglichen mit unbehandelten Zellkulturen bewirkte der Extrakt schon in einer Konzentration von 10 µg/ml eine signifikante Steigerung der Teilungsrate und eine tendenzielle Zunahme der Stoffwechselaktivität der Epithelzellen. Offensichtlich kann der Eibischwurzel-Extrakt auch aktiv die Regeneration von Epithelzellen fördern.
In einer zweiten identischen Versuchsreihe wurde ein isoliertes Rohpolysaccharid eingesetzt. Dieses Polysaccharid ist mit einem Anteil von elf Prozent der Hauptbestandteil des Eibischwurzel-Extraktes. Resultat: Mit dem Polysaccharid war eine zehnfach höhere Konzentration als mit dem Gesamtextrakt nötig, um eine signifikante Zunahme der Epithelzellteilungsrate zu erzielen.
Dafür war mit dem Rohpolysaccharid der Einfluss auf die Stoffwechselaktivität grösser. Schon in einer Dosis von 10 µg/ml kam es hier zu einer signifikanten Zunahme. Die Wissenschaftler konnten zudem belegen, dass das Polysaccharid in die Epithelzellen eindringt und die Genexpression verschiedener Signalmoleküle beeinflusst.
Eibischwurzel als Kaltwasserauszug
Für eine bestmögliche Heilwirkung der Eibischwurzel ist der Kaltwasserauszug die beste Zubereitungsform. Dabei werden zerkleinerte Eibischwurzeln mehrere Stunden in kaltem Wasser gelöst und dann abgeseiht. Bei heißem Wasser steigt nämlich der Stärkeanteil im Eibisch-Extrakt, was den gewünschten Effekt eher behindert als fördert, erklärt Dr. Alexandra Deters aus Münster.
Da Eibischwurzel-Extrakt lokal wirkt und dieser Effekt ausreichende Adhäsion an der Schleimhaut voraussetzt, ist im Mundrachenraum vor dem langsamen Schlucken ein sanftes Spülen und Gurgeln zu empfehlen.
Quelle: www.aerztezeitung.de
Kommentar & Ergänzung: Eibischwurzel-Extrakt schützt Epithelzellen
Diese Forschungsarbeiten stützen die Anwendung von Eibischwurzel-Auszügen gegen Reizhusten und gegen Stomatitis (Mundschleimhautentzündung).
Das ist auch ein wichtiges Ergebnis für die Krankenpflege. Stomatitis beispielsweise ist ein häufiges Problem in der Palliativpflege, hat aber auch darüber hinaus generell Bedeutung in Spitex, Pflegeheim und Spital.
Eibischwurzel stammt von Althaea officinalis, einem Malvengewächs. Es handelt sich um eine der Heilpflanzen mit hohem Schleimgehalt.
Der Bericht auf www.aerztezeitung.de über Forschungen mit Eibischwurzel-Extrakt ist ein gutes Beispiel dafür, dass in der Phytotherapie nicht nur Behauptungen über Wirkungen von Heilpflanzen aufgestellt werden. Es gibt in vielen Bereichen der Phytotherapie engagierte Bestrebungen, solche Wirkungen genauer zu verstehen, sie fundiert zu begründen und zu dokumentieren.
Darin unterscheidet sich Phytotherapie von vielen Methoden aus dem weiten Feld von Komplementärmedizin / Alternativmedizin / Naturheilkunde.
Dieses grundsätzlich positive Verhältnis zu Forschung, Begründung und Dokumentation ist eine gute Voraussetzung für eine konstruktive Zusammenarbeit von Phytotherapie und Medizin.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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