Curry ist nicht nur für die Verdauung bekömmlich, sein Inhaltsstoff Curcumin entwickelte in einer Studie im British Journal of Cancer (2009; 101: 1585-1595) auch eine Wirkung gegen Zellen des Ösophaguskarzinoms (Speiseröhrenkrebs).
Curcumin gibt dem Curry (und als Lebensmittelzusatzstoff E 100 auch vielen Fertigprodukten) seine gelbe Farbe. Der Stoff ist aber nicht nur für die indische Küche bedeutsam. Auch die medizinische Forschung interessiert sich seit einiger Zeit für den längst synthetisch hergestellten Naturstoff.
Nachdem er als Mittel zur Wundheilung und gegen Morbus Alzheimer im Gespräch war, werden nun Hinweise darauf diskutiert, dass Curcumin auch Krebszellen abtöten könnte. Sharon McKenna vom Cork Cancer Research Centre in Irland hat die Zellen des Speiseröhrenkrebses mit Curcumin versetzt. ??Innerhalb eines Tages kam es zum Absterben der Zellen, was die Wissenschaftler auf einen in der Krebsforschung derzeit sehr attraktiven Wirkmechanismus zurückführen. Curcumin scheint offenbar das Ubiquitin-Proteasom-System der Krebszellen zu stören. ?
Stoffwechsel
Über diesen Stoffwechselweg entsorgen Körperzellen “verbrauchte” Proteine. Eine Störung hat nach kurzer Zeit eine Anreicherung von Schadstoffen und den Tod der Zellen zur Folge. Proteasom-Inhibitoren gelten als vielversprechender Ansatz in der Krebsbehandlung. Der erste zugelassene Wirkstoff ist Bortezomib, das zur Therapie des Multiplen Myeloms eingesetzt wird. ??Ob Curcumin sich zum Krebsmedikament eignet, müssen nun zunächst tierexperimentelle Untersuchungen zeigen. Der Weg bis zum zugelassenen Arzneimittel dürfte noch weit sein.
Quelle:
www.aerzteblatt.de
Originalpublikation:
http://www.nature.com/bjc/journal/v101/n9/abs/6605308a.html
Kommentar & Ergänzung: Curcumin – Curry-Inhaltsstoff zeigt Antikrebswirkung im Labortest
Curcumin kommt vor in der Gelbwurzel (Curcuma longa, Kurkuma & Curcuma xanthorrhiza, Javanische Gelbwurz, Temoe Lawak). Die Curcuma-Pflanzen gehören zu den Ingwergewächsen (Zingiberaceae). Vor allem Curcuma longa ist ein Bestandteil der Curry-Gewürzmischung und gibt diesem die gelbe Farbe.
Curcumin ist zweifellos ein interessanter Naturstoff – auch für die Krebsforschung. Bei solchen Meldungen ist aber immer auch festzuhalten, dass es verhältnismässig einfach ist, im Labor verschiedensten Substanzen eine tumorhemmende Wirkung nachzuweisen. Dass aber eine Substanz wie Curcumin im Reagenzglas Krebszellen tötet, bedeutet noch lange nicht, dass sie dies auch im lebenden Organismus von Tumorkranken tut. Bei Curcumin beispielsweise ist nur schon ein Problem, dass die Substanz aus dem Verdauungstrakt schlecht resorbiert wird.
Solche Meldungen sind daher oft ziemlich zwiespältig. Einerseits ist jedes positive Resultat aus der Krebsforschung natürlich begrüssenswert. Andererseits aber schiessen die Versprechungen und Hoffnungen nach jeder solchen Meldung in einem Ausmass hoch, dass Enttäuschungen fast zwingend auf dem Fuss folgen werden.
Terrain zwischen Laborexperimenten und einer wirksamen Krebstherapie
Im weiten Terrain zwischen Laborexperimenten und einer wirksamen Krebstherapie entsteht dann jeweils viel Raum für Figuren, die sich als ultimative Krebsheiler aufspielen und die Hoffnungen verzweifelter Krebskranker ausnützen, um mit grossen Versprechungen ihr Ego aufzupolieren und fragwürdige Geschäfte zu machen.
Das “Ärzteblatt” schreibt daher meines Erachtens sehr zu recht, dass der Weg bis zum zugelassenen Arzneimittel noch weit sein dürfte.
Wenn es denn überhaupt soweit kommt. Unzählige anfängliche Wundermittel haben sich jedenfalls nach und nach in Luft aufgelöst. Darum sollte man meiner Ansicht nach Forschungen wie jene zum Curcumin mit Interesse verfolgen, aber auch mit einer gewissen Distanz. Abwarten, bis sich der Nebel auflöst und die Sache klarer geworden ist, wäre eine angemessene Devise.
Schwierig daran ist allerdings, dass Krebspatienten diese Zeit manchmal nicht haben. Es scheint mir eine grosse Herausforderung für Krebspatienten zu sein, souverän mit all den dringenden Ratschlägen und Heilungsversprechungen umzugehen, mit denen sie konfrontiert werden.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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