Viele Menschen leiden unter Problemen am Anus, darüber sprechen will kaum jemand. Juckreiz tritt dabei als sehr häufiges und quälendes Symptom auf.
Die Medical Tribune veröffentlichte dazu kürzlich nützliche Informationen, wobei auch Empfehlungen aus der Phytotherapie zu Zuge kamen.
Hier eine bearbeitete Zusammenfassung:
Beim Perianalekzem handelt es sich in der Regel um ein irritativ-toxisches Geschehen, das man durch lokale Maßnahmen in den Griff bekommen kann. Differenzialdiagnostisch kommen das atopische Ekzem (Neurodermitis), ein Kontaktekzem oder die Psoriasis (Schuppenflechte) in Frage. In diesen selteneren Fällen steht die Behandlung der Grundkrankheit im Vordergrund, sagte Dr. Frederik M. Mader, niedergelassener Allgemeinarzt aus Nittendorf, auf dem 34. Internationalen Kongress für Allgemeinmedizin “practica”.
Drei Blatt Toilettenpapier – nicht mehr!?
Erstes Symptom des irritativ-toxischen Ekzems ist oft der Juckreiz. Der Untersucher bemerkt neben Rötung, Schuppung und Rhagaden auch Kratzspuren. Bei unvollständiger Kontinenz ( = Fähigkeit, Stuhl und / oder Urin über eine gewisse Zeit zurückzuhalten) und/oder starker Behaarung liegt der Grund für die Hautschäden an dieser feuchtwarmen Stelle auf der Hand.
Wenn fäkulente Absonderungen, beispielsweise Stuhlschmieren bei Hämorrhoiden, oder Fisteln beteiligt sind, sollten die proktologischen Grundkrankheiten nach Möglichkeit beseitigt werden. Auch mechanische Reize können ein Ekzem auslösen oder aufrechterhalten.
“Fragen Sie, wie viele Blatt Toilettenpapier der Patient zum Abwischen braucht”, empfahl Dr. Mader. Häufig hat der Patient weichen Stuhl, der schon bei minimaler Inkontinenz ständig die perianale Haut reizt. Diese Kranken benutzen viel Toilettenpapier und schädigen durch das intensive Abwischen die empfindliche Haut noch mechanisch.
Hier hat Dr. Mader einige praktische Tipps für seine Patienten, wie sie eine bessere Analhygiene betreiben können. Zur Grobreinigung sollen nicht mehr als drei Blatt Toilettenpapier verwendet werden. Mader empfiehlt einfaches weißes Papier, weil hier höchstwahrscheinlich keine allergisierenden Substanzen enthalten sind. Anschliessend wird der Po mit klarem Wasser abgewaschen. Wenn kein Bidet zur Verfügung steht, zeigt der Mediziner seinen Patienten, wie sie sich seitlich auf den Badewannenrand setzen und mit der Handbrause den Analbereich ausduschen sollen. Es reiche jedoch nicht, nur den Wasserstrahl auf den Allerwertesten zu richten. Vielmehr sollen die Patienten die Gegend um den Anus herum mit dem Finger reinigen.
Warnung vor Feuchttüchern?
Durch die einfache Maßnahme der veränderten Analhygiene fühlen sich die Patienten schnell wesentlich besser. Für Personen, die viel unterwegs sind, empfiehlt Mader sein “Bauarbeiter- und Fernfahrer-Set” . In einer verschließbaren Plastikdose nimmt sich der Betroffene einen feuchten Waschlappen mit, den er auf der fremden Toilette benutzt und dann unauffällig wieder mit hinaus nimmt. Er kann jedoch auch Einmalhandschuhe benutzen, und für Personen, die mehr Komfort wünschen, gibt es sogar portable Bidets mit Wassertank und Spritzvorrichtung, schmunzelte der Referent.
Vor der Verwendung von Feuchttüchern warnte Mader ausdrücklich. Die zahlreichen Zusatzstoffe, welche diese Tücher wochenlang geschmeidig halten, schaden der Haut mehr, als sie nützen.
Bei stark ausgeprägtem Ekzems reiche Wasser allein allerdings nicht. Hier gibt der Mediziner ganz pragmatisch zunächst auch einmal Kortikoidsalben. Dazu habe sich in seiner Praxis eine Schüttelmixtur mit Triamcinolon plus Zinkoxid bewährt. Allerdings darf der Patient diese nur kurzfristig einsetzen, um Dauerschäden an der Analhaut zu vermeiden.
Häufig reiche auch eine weiche Zinkpaste ohne Kortikoid, die der Mediziner in der Apotheke anmischen lässt. Das sei kostengünstig und Reizungen durch Zusätze in Fertigarzneimitteln werden dadurch verhindert.
Eichenrinden-Sitzbäder
Eine sehr effektive Maßnahme sieht Mader auch in Eichenrindensitzbäder – mit anschließendem Trockenföhnen. Diese verursachen jedoch viel Aufwand, und der Patient muss Verfärbungen sowohl der Haut als auch der Wanne in Kauf nehmen. “Die kann man hinterher wegwerfen”, stellte der Referent zu diesem Verfahren fest.
Gemahlene Heidelbeeren gegen schmierigen Stuhl?
Zusätzlich könne das Eindicken des Stuhls sinnvoll sein, empfahl der Experte Denn fast immer haben Patienten mit analem Juckreiz weichen, eher sauren Stuhl. Harter Stuhl ist dagegen meist basisch, bringt weniger fäkulentes Sekret im Analbereich mit sich und schont so die Haut. Dr. Mader rät seinen Patienten, 1 bis 2 Teelöffel getrocknete, gemahlene Heidelbeeren täglich zu sich zu nehmen.
Indischer Flohsamen als Stuhlregulans
Auch Indischer Flohsamen kann mit wenig Flüssigkeit eingenommen durch seinen stuhlregulierenden Effekt weichen Stuhl eindicken. Daneben seien Off-Label-Anwendungen von Loperamid oder Ethacridinlactat möglich.
Quelle:
www.medical-tribune.at
Kommentar & Ergänzungen: Tipps gegen Beschwerden bei Perianalekzem
Die Heilpflanzen-Anwendungen am Schluss des Textes sind beste Phytotherapie:
Eichenrinden-Sitzbäder sind bewährt bei Analekzem und auch bei entzündeten Hämorrhoiden. Auch der Hinweis mit der Verfärbung der Badewanne ist relevant. Email ist für Eichenrinden-Anwendungen nicht geeignet. Darum Plastic-Becken nehmen für Sitzbad oder irgend ein altes Gefäss, bei dem‘s nicht darauf ankommt.
Auch Heidelbeeren und Indischer Flohsamen machen aus Sicht der Phytotherapie Sinn.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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