Die im Granatapfel enthaltene Ellagsäure hemmt das Wachstum von Brustkrebszellen. Diese Wirkung beruht auf dem Stoffwechselprodukt Urolithin B, funktioniert im Labor und bisher allerdings nur theoretisch auch im menschlichen Organismus.
Inhaltsstoffe im Granatapfel bremsen das Wachstum von Östrogen-positivem Brustkrebs. Dafür verantwortlich sind offenbar die sogenannten Ellagitannine, zu denen auch die Ellagsäure zählt, wie US-Wissenschaftler in Laborversuchen mit Zellkulturen zeigen konnten. Diese Polyphenole reduzieren das Enzym Aromatase, das männliche Sexualhormone zu Östrogen umwandelt und bei der Entstehung von Brustkrebs eine Schlüsselrolle spielt.
Die Wirkung der Ellagitannine gründet offenbar auf dem Stoffwechselprodukt Urolithin B, wie die Zellbiologen aus dem kalifornischen Duarte im Fachblatt „Cancer Prevention Research“ schreiben. Allerdings benötigten die Wissenschaftler in ihren Laboruntersuchung große Mengen der Substanzen, um das Wachstum der Krebszellen zu vermindern. Menschen können solche Werte nicht erreichen, weil Ellagitannine aus dem Verdauungstrakt nur schlecht ins Blut aufgenommen werden.
Quelle:
http://diepresse.com
Originalpublikation:
“Cancer Prevention Research“, Vol. 3, S. 108-113
Kommentar & Ergänzung: Ellagsäure aus Granatapfel hemmt Brustkrebs im Labor
Dem Granatapfel (Grenadine, Punica granatum) werden wundersame Wirkungen zugeschrieben. So soll er Prostatakrebs und Brustkrebs hemmen, Herz-Kreislauf-Beschwerden lindern, den Blutdruck senken und gegen Entzündungen wirken, zum Beispiel gegen Gelenkbeschwerden bei Arthritis. Es gibt eine Reihe von Studien und experimentellen Untersuchungen zum Granatapfel.
Der Text im Fachblatt Cancer Prevention Research zeigt aber auch eine Tücke vieler dieser Studien: Zeigt sich eine krebshemmende Wirkung im Labor, kann daraus noch lange nicht auf eine entsprechende Wirkung bei Krebskranken geschlossen werden. Oft sind die im Labor verwendeten Dosen im lebenden menschlichen Organismus einfach nicht erreichbar, zum Beispiel wegen geringer Resorbierbarkeit aus dem Verdauungstrakt. Wenn aus dieser Studie der Schluss gezogen wird, dass Inhaltsstoffe aus Granatapfel das Wachstum von Östrogen-positivem Brustkrebs bremsen, dann stimmt das nicht. Gehemmt wurde das Wachstum von Brustkrebszellen im Labor.
Dr. med. Jutta Hübner ist Sprecherin des Arbeitskreises komplementäre Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft und Autorin des Buches “Aloe. Ginkgo & Co”, in dem sie pflanzliche Wirkstoffe auf ihre Eignung für die unterstützende Krebsbehandlung bewertet. Zum Thema Granatapfel schreibt sie:
“In verschiedenen Laborexperimenten konnten Extrakt und Öl des Granatapfels das Wachstum von Tumorzellen vermindern. Dies wurde auch in einem Tierversuch bestätigt. Eine erste Untersuchung an Patienten mit Prostatakarzinom zeigte bei fortgeschrittenen Tumoren einen verlangsamten Anstieg des Tumormarkers PSA.”
Entscheidend für Patienten mit Prostatakrebs ist aber nicht der verlangsamte Anstieg eines Laborwertes – entscheidend wäre eine Verlängerung der Überlebenszeit oder allenfalls eine Verbesserung der Lebensqualität. Dazu gibt es mit Granatapfel keine Studien. Also stellt sich die Frage nach der Aussagekraft eines verlangsamten Anstiegs des PSA-Wertes.
Das Portal www.medizinauskunft.de schreibt zum PSA und zum Granatapfel:
“ Prostatakrebs-Patienten können offenbar ihren PSA-Wert wesentlich länger stabil halten, wenn sie täglich ein Glas Granatapfelsaft trinken. In einer US-Studie verlängerte das Getränk den Zeitraum, in dem sich der Wert des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) verdoppelte, um 39 Monate auf die vierfache Zeit.
Der PSA-Wert gilt als der wichtigste Verlaufsindikator bei Prostatakrebs. Je langsamer der PSA-Wert steigt, desto besser die Prognose und Lebenserwartung. Alle Patienten der Studie hatten trotz vorheriger Operation oder Bestrahlung wieder steigende PSA-Werte, was ein Fortschreiten der Krankheit bedeutet. Während vor dem Verzehr des Granatapfelsaftes die durchschnittliche Verdoppelungszeit des PSA-Wertes bei etwa 15 Monaten lag, verlängerte der tägliche Konsum von einem Glas Granatapfelsaft die Spanne auf 54 Monate, berichtete im Juli 2006 das Team um Allan Pantuck von der University of California in Los Angeles im Journal ,Clinical Cancer Research‘.”
Das tönt ermutigend, wobei die Aussagekraft des PSA-Wertes in letzter Zeit auch in Frage gestellt worden ist (meines Wissens allerdings im Frühstadium der Erkrankung).
Zum Thema “Granatapfel und Brustkrebs” schreibt Jutta Hübner:
“Aufgrund des Phytoöstrogengehaltes ist der Einsatz von Granatapfelextrakten bei Patientinnen mit hormonsensitiven Tumoren nicht unproblematisch, da es zu einer Stimulation von Tumorzellen kommen könnte. Diese Vermutung wurde erst in einem Laborexperiment überprüft, das kein vermehrtes Wachstum von Tumoren zeigte. Trotzdem brauchen wir bei dieser wichtigen Frage erst weitere Untersuchungen, bevor wir die Einnahme von Extrakten als sicher einstufen können. Der gelegentliche Genuss eines Granatapfels ist sicherlich ungefährlich.”
Abschliessend hält Jutta Hübner fest:
“Zusammenfassend kann Granatapfel ein positiver Teil der gesunden Ernährung sein. Für die Einnahme eines Extraktes gibt es keine ausreichende Begründung. Bei Brustkrebs sind sogar negative Folgen nicht auszuschliessen; aber Granatapfelextrakt könnte günstig für eine Therapie bei Prostatakarzinom sein.”
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