Eltern verlangen heute vermehrt nach natürlichen Alternativen in der Behandlung ihrer Kinder. Heilpflanzen-Präparate kommen diesem Bedürfnis entgegen. Prof. Karin Kraft hat sich in der Zeitschrift „ Kinderärztliche Praxis“ zu Verträglichkeit, Akzeptanz und Dosierung von Phytotherapeutika in der Kinderheilkunde geäussert:
„Verträglichkeit und Akzeptanz von Phytopharmaka im Kindesalter sind sehr gut, zumal durch die Beimengung von Geschmackskorrigentien oder durch die Anwendung von wohlschmeckenden Sirup- und Saftrezepturen eine zufrieden stellende Akzeptanz erzielt werden kann. Zudem stehen für einige Erkrankungen Einreibungen und andere Externa zur Verfügung. Es ergeben sich jedoch einige Unterschiede zur Therapie von Erwachsenen. So wird die Compliance vor allem bei den kleineren Kindern vorwiegend von den Eltern und vom Umfeld bestimmt. Dosierungsangaben haben in der Kinderheilkunde grundsätzlich als Bezugswerte Körpergewicht, Körperoberfläche und/oder Lebensalter zu berücksichtigen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern richtet sich die Dosierung in der Regel nach dem Körpergewicht, bei älteren Kindern nach der Körperoberfläche oder dem Alter. Als Faustregel gilt, dass Kinder von 6–9 Jahren etwa die Hälfte, Kinder von 10–12 Jahren zwei Drittel der Erwachsenendosis erhalten. Es gibt mittlerweile einige klinische Studien zur Anwendung von Phytopharmaka bei Kindern, in denen die Empfehlungen von Expertenkommissionen berücksichtigt wurden, und bei denen Wirksamkeitnachweise erbracht werden konnten. Für die meisten Phytopharmaka muss man jedoch auf empirisch begründete Empfehlungen zurückgreifen. Diese sind in der Regel bei den Dosierungsempfehlungen der Hersteller berücksichtigt.
Viele Phytopharmaka, die schon lange bei Kindern angewendet werden, tragen auf dem Beipackzettel den Hinweis: Nicht anzuwenden bei Kindern unter 12 Jahren. Dieser Hinweis deutet oft lediglich darauf hin, dass weder zu den enthaltenen pflanzlichen Drogen noch zum betreffenden Arzneimittel ausreichende wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bei Kindern vorliegen.“
Quelle:
Kinderärztliche Praxis, Heft 05, 2008 Jahrgang 79
Rubrik: Fortbildung
Seite: 282-289
Kommentar & Ergänzung: Phytotherapie für Kinder – Verträglichkeit, Akzeptanz, Dosierung
– Wenn in der drittuntersten Zeile von „Drogen“ die Rede ist, meint dies im Kontext der Phytotherapie „getrocknete Heilpflanze“. Das ist die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs „Droge“, im Gegensatz zur heute üblichen Verwendung im Sinne von Betäubungsmittel.
– Zur Bedeutung des Begriffs „Compliance“:
„In der Medizin spricht man von der Compliance bzw. Komplianz des Patienten als Oberbegriff für das kooperative Verhalten des Patienten im Rahmen der Therapie. Der Begriff kann als Therapietreue übersetzt werden. Im Englischen wird der Begriff Adherence synonym verwendet. Eine gute Compliance entspricht dem konsequenten Befolgen der ärztlichen Ratschläge. Besonders wichtig ist die Compliance bei chronisch Kranken in Bezug auf die Einnahme von Medikamenten, dem Befolgen einer Diät oder der Veränderung des Lebensstils. Weiter gefasst versteht man hierunter die Bereitschaft des Patienten und seines gesamten relevanten Umfelds, sich gegen die Erkrankung zur Wehr zu setzen.“ (nach Wikipedia)
Die Compliance der Patientinnen und Patienten, Erwachsenen und Kindern, ist bei Heilpflanzen-Anwendungen in der Regel gut, vorausgesetzt, dass es sich um geschmacklich akzeptable Zubereitungen handelt. Schwierigkeiten kann es geben mit sehr Bitterstoff-haltigen Teezubereitungen – vor allem bei Kindern muss dann oft eine geschmacklich neutralere Arzneiform gefunden werden.
– Prof. Dr. med. Karin Kraft ist Inhaberin des Lehrstuhles für Naturheilkunde an der Universität Rostock und eine wichtige Vertreterin der universitären Phytotherapie im deutschsprachigen Raum.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch