Der Einsatz von Cannabis zur Behandlung Schwerkranker findet in Deutschland einer Umfrage zufolge breite Zustimmung. Bei einer Emnid-Befragung im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft «Cannabis als Medizin» (ACM) waren über 75 Prozent der angerufenen Bürger dafür, Cannabis-Produkte zur Behandlung chronischer Schmerzen oder zur Linderung der Spastiken bei Multipler Sklerose zuzulassen. Das teilte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „Cannabis als Medizin“, Franjo Grotenhermen, mit. Die Zustimmung gehe quer durch die Bevölkerung, stellte Grotenhermen fest. Am meisten Zustimmung gab es in gebildeten Schichten, bei Männern und bei Anhängern der kleineren Parteien FDP, Grüne und Linkspartei. Auffallend ist die mit 55 Prozent vergleichsweise geringe Akzeptanz von Cannabis-Medizin bei Schülerinnen und Schülern.
Das Resultat der Befragung von 1001 Bürgern hat wenig mit dem eigenen Cannabis-Konsum der Befragten zu tun. Der Großteil der Interviewten gab zu Protokoll, selber nie Cannabis geraucht zu haben. Trotzdem sprachen sich auch aus dieser Gruppe 73 Prozent für die medizinische Nutzung aus. Die ACM hatte auch fragen lassen, wie die Bundesbürger zur Übernahme der Kosten für eine Cannabis-Therapie stehen. Rund zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten sprachen sich für eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen aus.
Bisher müssen Betroffene oft langwierig mit Behörden, Ärzten und Kassen um die Nutzung von Cannabis-Medizin und die Übernahme der Kosten kämpfen. In Deutschland dürfen laut Grotenhermen nur 40 Patienten Cannabis aus der Apotheke beziehen. In anderen Ländern wie zum Beispiel Kanada und Spanien seien verschiedene Cannabis-Medikamente zugelassen. «Außerdem werden Kranke, die sich selber mit Cannabis versorgen, in diesen Ländern strafrechtlich nicht verfolgt», erklärte Grotenhermen.
Quelle:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de
Kommentar & Ergänzung: Bevölkerung akzeptiert Cannabis als Arzneimittel
Unabhängig von der Rauschdrogenproblematik rund um Cannabis gilt es meines Erachtens festzuhalten, dass dieses Gewächs zweifellos zu den Heilpflanzen gehört. Aufgrund der Illegalität wird die Wirkung von Cannabis nur in wenigen Phytotherapie-Fachbüchern umfassender besprochen. Eine gute Zusammenfassung findet sich beispielsweise im „Heilpflanzenlexikon“ von Dietrich Frohne. Gut durch Studien belegt ist die Linderung der Spastik bei Multiple Sklerose, die appetitfördernde Wirkung bei Krebspatienten und AIDS-Patienten sowie die Linderung von Übelkeit und Erbrechen bei Krebspatienten unter Chemotherapie.
Dass schwer kranke Menschen, die sich mit Cannabis Linderung verschaffen können, potentiell oder defacto kriminalisiert werden, ist meiner Ansicht nach unakzeptabel. Dass ein überwiegender Teil der Bevölkerung – jedenfalls in Deutschland – dies inzwischen offenbar auch so sieht, ist erfreulich.
Ich schreibe dies als jemand, der selber mit Cannabis nichts um Hut hat, aber im Falle einer entsprechenden Erkrankung gerne auf diese Heilpflanze zurückgreifen können möchte.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch