Egal ob Spinnenphobie, Panikattacke oder generalisierte Angststörung: Bis zu ein Viertel aller Deutschen erkrankt irgendwann im Leben an einer Angststörung. Seit Februar steht in Deutschland ein Arzneimittel mit Lavendelöl als Behandlungsoption zur Verfügung.

Angst zu haben ist per se nicht krankhaft, sondern sogar überlebenswichtig. Denn wer keine Angst hat, bewertet wichtige Entwicklungen falsch und trifft Entscheidungen, die lebensbedrohliche Folgen haben können. »Angst wird zur Krankheit, wenn sie unangemessen stark ist, zu häufig und zu lange auftritt, zu Kontrollverlust führt und wenn Angstsituationen zu Vermeidungssituationen werden«, sagte Professor Dr. Siegfried Kasper von der Medizinischen Universität Wien auf einer Presseveranstaltung der Firma Spitzner Arzneimittel in Hamburg.

Charakteristische Symptome bei Angst und bei Angststörungen sind Herzrasen, Schwitzen und Schwindel. Oft treten jedoch auch Anzeichen auf, bei denen man nicht sofort an eine Angststörung denkt, etwa Rückenschmerzen oder veränderte Darmaktivität und Blasentätigkeit. In Anbetracht der sehr kleinen Spontanheilungsrate sei es ein Wunschdenken, dass die Angststörung einfach so wieder verschwinde. Was geschieht, wenn nicht behandelt wird? Der Mediziner nannte drei Stichworte: Chronifizierung, Verschlechterung und Begleiterkrankungen.

In der Behandlung komme es hauptsächlich darauf an, früh zu intervenieren. Am besten geeignet sei eine Kombination aus Verhaltenstherapie und medikamentöser Therapie. Bei Letzterer kommen oft Antidepressiva oder Benzodiazepine zum Einsatz. »Die Nebenwirkungen können unglaublich vielfältig sein«, betonte Dr. Volker Schmiedel von der Habichtswald-Klinik in Kassel. Zudem sei es sogar möglich, dass bei diesen medikamentösen Therapien Angst oder eine Verstärkung der Angst als Nebenwirkung auftreten. Er brach deshalb eine Lanze für pflanzliche Alternativen. »Wenn Angst und Depression gleichzeitig auftreten, dann setze ich gerne Johanniskraut-Präparate ein«, erklärte der Mediziner. Bei Angst ohne Depression habe er mit Johanniskraut aber keinen guten Erfolg gesehen. Das Lavendelöl-haltige Präparat Lasea® bietet Schmiedel zufolge eine interessante Behandlungsoption.

Lavendelöl: Angriff am Calciumkanal

Das neu entwickelte Phytopharmakon enthält als Wirkstoff 80 mg Lavendelöl in einer Weichgelatinekapsel. Die wichtigsten Inhaltsstoffe, Linalool und Linalylacetat, lassen sich pharmakologisch am besten als Calciumantagonisten an speziellen Calciumkanälen der Nervenzellen beschreiben, so der Geschäftsführer von Spitzner Arzneimittel, Dr. Traugott Ullrich. Wird der Einstrom von Calciumionen in Nervenendigungen vermindert, so wird die Ausschüttung erregender Neurotransmitter wie Noradrenalin und Serotonin gebremst und damit die natürliche Reizfilterfunktion zwischen den Nervenzellen bei der Informationsweitergabe verbessert.

»Im Vergleich zu anderen Phytos, etwa Baldrian, ist die angstlösende Wirksamkeit des Präparates durch Studien belegt«, erklärte Professor Dr. Hans-Peter Volz vom Krankenhaus Schloss Werneck. Der Mediziner stellte die Resultate von drei randomisierten Doppelblindstudien vor. In den Studien zeigten die Lavendelöl-haltigen Kapseln sowohl ihre signifikante Überlegenheit im Vergleich zu Placebo als auch eine vergleichbare angstlösende Wirksamkeit gegenüber Lorazepam in seiner typischen Anfangsdosierung (0,5 mg). Der Wirkeintritt zeigte sich in den Studien relativ schnell, etwa nach ein bis zwei Wochen. »Kein sedierender Effekt, kein Hinweis auf Gewöhnung oder Abhängigkeitspotenzial«, fasste Volz weitere Eigenschaften des Lavendelöl-Präparates zusammen. Laut Fachinformation wurde bei 7 Prozent der Patienten Aufstoßen und bei 2 Prozent der Patienten Übelkeit als Nebenwirkung festgestellt.

Nicht mit Benzos kombinieren

Als Heilmittel zugelassen ist Lasea für Erwachsene mit Unruhezuständen bei ängstlicher Verstimmung. Als Dosierung wird eine Kapsel pro Tag empfohlen. Weil die Einnahme von Lavendelöl die Wirksamkeit von Arzneimitteln beeinflussen könnte, die über den GABA-Rezeptor wirken, etwa Barbiturate und Benzodiazepine, sollte das Phytopharmakon nicht gleichzeitig mit solchen Medikamenten eingenommen werden. Auch während Schwangerschaft und Stillzeit ist das Mittel tabu.

»Wir richten uns mit dem Präparat vor allem an Patienten mit beginnender Angststörung und an solche, die keine Psychopharmaka einnehmen wollen«, erklärte Ullrich. Ein aktives Ausschleichen von Benzodiazepinen mit Lavendelöl empfehlen wir ausdrücklich nicht, sagte der Geschäftsführer von Spitzner Arzneimittel. Er betonte, dass ein solches Ausschleichen in die Hand eines erfahrenen Arztes gehöre.

Quelle:

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=35169&type=0

Kommentar & Ergänzung: Phytotherapie: Lavendelöl als Angstlöser

Lavendelöl ist in Phytotherapie und Aromatherapie als Beruhigungsmittel und als Mittel gegen Schlafstörungen schon seit längerer Zeit gut etabliert. Die Wirkung von Lavendelöl gegen Angst ist dagegen erst in den letzten Jahren intensiver erforscht worden. Die Lasea Lavendelölkapseln sind ein Produkt dieser Forschung.

Das ist eine Bereicherung für die Phytotherapie. Es ist zu hoffen, dass dieses Heilpflanzen-Präparat bald auch in der Schweiz in den Handel kommt.

Die Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten von Lavendelöl werden detailliert beschrieben in der Broschüre „Ätherische Öle in der Pflege“.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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