Die Behandlung mit einem Kürbissamenextrakt lindert bei Patienten mit benigner Prostatahyperplasie (gutartiger Prostatavergrösserung) die charakteristischen Beschwerden beim Wasserlassen – vor allem ständigen Harndrang und Nykturie (vermehrtes, nächtliches Harnlassen). Kürbissamen verbessern die im IPSS-Gesamtscore erfasste Lebensqualität. Zu diesem Ergebnis kam die Placebo-kontrollierte G.R.A.N.U.-Studie, wie GlaxoSmithKline Consumer HealthCare mitgeteilt hat.
Je ein Drittel der total 1430 Studienteilnehmer mit einem IPSS-Gesamtscore zwischen 13 und 19 Punkten, also mit mittelschweren Beschwerden, nahm ein Jahr lang entweder täglich 2 x 500 mg Kürbissamenextrakt, täglich 2 x 5 g gereinigte Kürbissamen oder Placebo ein.
Zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden sei es schon nach vierwöchiger Einnahme der Kürbissamen-Präparate gekommen: Die Nykturie ging von 2,5 auf 1,7 zurück (Placebo: 2,6 auf 2,0). Die per IPSS festgestellte Lebensqualität verbesserte sich von 3,5 auf 2,2 (Placebo: von 3,5 auf 2,5). Im weiteren Verlauf sei es in beiden Kürbissamen-Gruppen zu einer kontinuierlichen Besserung von Nykturie und Lebensqualität gekommen, während mit Placebo nach sechs Monaten keine signifikanten Änderungen mehr feststellbar gewesen seien
(G.R.A.N.U.: German Research Activities on Natural Urologicals)
Quelle:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/urologische-krankheiten/prostata/article/625592/studie-bestaetigt-kuerbissamen-bessert-nykturie.html?sh=18&h=-14188817
Kommentar & Ergänzung: Kürbissamen bessern Nykturie bei Prostatavergrösserung
Kürbissamen scheinen mir bei gutartiger Prostatavergrösserung in den leichteren Stadien eine interessante Behandlungsoption. Das sieht auch die Phytotherapie-Fachliteratur so.
Die Meldung – basierend auf einer Mitteilung von GlaxoSmithKline – lässt aber noch viele Fragen offen:
Die beschriebene Studie wurde offenbar (noch?) nicht in einer Fachzeitschrift veröffentlicht, sonst wäre dieser wichtige Punkt erwähnt worden. Die Publikation in einer Fachzeitschrift stellt ein gewisses Gütezeichen dar, weil die Studie dann vorgängig von Fachleuten auf ihre Qualität hin begutachtet wird.
Die Studie soll placebokontrolliert durchgeführt worden sein. Beim Kürbiskern-Extrakt lässt sich eine Placebokontrolle leicht durchführen, indem eine gleichartige Placebokapsel abgegeben wird.
Daher wird das Placebo eine Kapsel gewesen sein. Die Kürbissamen sind aber wohl kaum verblindet worden. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen wie man da ein Placebo erstellt. Also dürften die Kürbissamen-Konsumenten gewusst haben, dass sie ein Verum einnehmen.
Studie placebokontrolliert
Die Studie soll placebokontrolliert durchgeführt worden sein. Aber war sie auch doppelblind? Nur wenn die abgebenden Aerzte und Aerztinnen auch nicht wissen, ob der Patient ein Placebo oder ein Kürbissamen-Präparat bekommt, wird eine unbewusste Beeinflussung ausgeschlossen. Solange „doppelblind“ im Bericht nicht erwähnt wird, muss wohl davon ausgegangen werden, dass die Studie nur „einfachblind“ war.
War die Studie randomisiert? Nur wenn per Zufall entschieden wurde, ob jemand in die Placebo-Gruppe oder in die Kürbissamen-Gruppe kommt, ist die Qualität der Studie vertrauenswürdig. Leider fehlt diese Information im Bericht.
Positiv scheint mir, dass die Kürbissamen-Studie über ein Jahr lief.
Heilpflanzen-Präparate gegen Beschwerden bei gutartiger Prostatavergrösserung brauchen eine langdauernde Einnahme, damit sie ihr Potential voll entfalten können.
Neben den Kürbissamen gibt es in der Phytotherapie noch weitere Heilpflanzen zur Linderung der Beschwerden bei gutartiger Prostatavergrösserung, zum Beispiel Sägepalme (Sabal serrulata, Serenoa repens, Sabal-Früchte) oder Brennesselwurzel.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch