Kräutertees spielen bei der Behandlung vieler leichter Beschwerden immer noch eine Rolle.
Bei Schnupfen, Husten oder Bauchweh sind Kräutertees beliebte Naturheilmittel, um für rasche Linderung zu sorgen. Sie sind jedoch mehr als nur ein Hausmittel zur Eigentherapie saisonaler Wehwehchen. Die Naturheilkunde kennt Aufgüsse mit Kräutern seit langem als wirkungsvolle Heilmittel, mit denen sich die unterschiedlichsten Beschwerden behandeln lassen.
Schon in medizinischen Texten aus dem 5. Jahrhundert vor Christus sei die Rede davon, wie Heilpflanzen in Wein oder Wasser eingelegt werden, erklärt Johannes Gottfried Mayer von der Forschergruppe Klostermedizin in Würzburg. Im Anschluss daran wurde der gesamte Inhalt samt Pflanzenbrei eingenommen. «Vor der Zeitenwende scheint dann das Kochen in Wasser oder Wein üblich geworden zu sein, wobei der Sud dann abgeseiht und die zurückbleibende Flüssigkeit getrunken wurde.»
Aus hygienischen Gründen
Im Mittelalter habe man Wein bevorzugt – vermutlich aus hygienischen Gründen, weil sauberes Wasser häufig schwer zu bekommen war, vermutet Mayer. «Zum anderen ist es auch pharmakologisch sinnvoll, denn viele Inhaltsstoffe lösen sich in Alkohol besser als in Wasser, zum Beispiel die ätherischen Öle.» Erst in den letzten 200 Jahren habe sich Kräutertee, wie er heute genutzt wird, als Arznei- oder Genussmittel durchgesetzt.
In Deutschland spielten Kräutertees heute hauptsächlich in der Hausapotheke eine Rolle, sagt Bernhard Uehleke von der Charité Universitätsmedizin Berlin. Von der Schulmedizin werden sie zur Behandlung kaum verschrieben – wohl auch darum, weil Tees nicht von den Krankenkassen erstattet werden. Man setze hier eher auf Extrakte aus den Heilpflanzen.
Eine deutlich größere Bedeutung haben Kräutertees dagegen noch in der Naturheilkunde.
Verbraucher sollten sich jedoch nicht selbst irgendetwas zusammenbrauen, weil man kann mit Kräutertees auch viel falsch machen kann. Ihre Wirkung sollte nicht unterschätzen werden, bestätigt Naturheilkunde-Experte Uehleke. Immerhin könnten manche wasserlöslichen Bestandteile könnten in Kräutertees hohe Dosierungen erreichen, die mit denen anderer Arzneimittel vergleichbar seien.
Unbedenklich sind dagegen die gängigen Kräutertees aus der Hausapotheke. Er sei ein großer Anhänger dieser Tees, weil sie eine preiswerte und natürliche Alternative sind, erklärt Uehleke. Zubereiten können Konsumentinnen und Konsumenten diese Arzneitees selbst. Die Zutaten, meist getrocknete Pflanzenblüten –blätter oder -samen, sind im Reformhaus, in der Drogerie oder Apotheke erhältlich. Im Gegensatz zu Kräutertees aus dem Supermarkt ist dort gleichbleibende Qualität garantiert.
Und auch wenn das Arzneiteetrinken auf eigene Faust viel Gutes bewirkt und selbst Ärzte die Präparate zur Begleitung der schulmedizinischen Behandlung empfehlen: Patienten sollten die Grenzen der Selbstmedikation im Auge behalten. «Wenn eine Erkältung gar nicht mehr weggeht oder mit hohem Fieber verbunden ist, sollte besser ein Arzt aufgesucht werden», empfiehlt Uehleke. Auch bei Gliederschmerzen sei das anzuraten, um keine notwendige Behandlung zu versäumen. Zumindest sollte der Arzt beurteilen, ob nicht eine andere Krankheit dahintersteckt, die gesondert behandelt werden muss.
Quelle:
https://de.news.yahoo.com/26/20100917/thl-aufguss-mit-wirkung-krutertees-gegen-b930478.html
Kommentar & Ergänzung: Kräutertees auch heute noch aktuell
Kräutertees werden in der modernen Phytotherapie eher etwas stiefmütterlich behandelt. Zu unrecht, scheint mir. Ein wesentlicher Grund für diese Vernachlässigung liegt darin, dass es zur Wirkung von Kräutertees kaum wissenschaftliche Studien gibt. Studien werden hauptsächlich mit Extraktpräparaten durchgeführt. Firmenspezifische Extrakte lassen sich patentieren, so dass Forschung sich für die Hersteller lohnt.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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