Die Österreichische Apothekerzeitung (22 / 2010) publizierte einen Artikel zum Thema „ Stärkung des Immunsystems mit Phytopharmaka – Pflanzliche Immunmodulatoren und Adaptogene“. Ein interessanter Abschnitt darin handelt von der Taigawurzel, Eleutherococcus senticosus. Hier einige Zitate (kursiv) mit kurzen Kommentaren von mir.
In welchen Bereichen wird Taigawurzel eingesetzt?
„Eleutherococcus senticosus (Rupr. & Maxim) Maxim. (Sibirischer Ginseng, syn. Acanthopanax senticosus (Rupr. & Maxim) Harms, Araliaceae), die Taigawurzel, wird zur Erhaltung und Aktivierung der körpereigenen Widerstandskraft, besonders bei außergewöhnlichen körperlichen, seelischen und geistigen Belastungen, einge-setzt. Sie steigert die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit bei Erschöpfungszuständen und ist vor allem als »Adaptogen« bekannt.“
Taigawurzel gehört wie Ginsengwurzel (Panax ginseng) zu den Heilpflanzen mit adaptogener Wirkung. Bei beiden Heilpflanzen gibt es ausserdem Hinweise auf immunstimulierende Effekte:
„In einer Studie an gesunden Probanden kam es nach 4-wöchiger Therapie mit einem ethanolisch-wässrigen Flüssigextrakt zu einer hochsignifikanten Zunahme immunkompetenter Zellen, vor allem von T-Lymphozyten, aber auch Killerzellen. Eine signifikante Stimulierung der Phagozytose wurde von Szolomicki und Mitarb. an 35 Probanden nach täglicher Einnahme von 75 Tropfen eines Flüssigextraktes über 30 Tage beobachtet. Auch das Auftreten von Herpes simplex type II Infektionen konnte nach Einnahme eines Trockenextraktes von Eleutherococcus senticosus (400 mg) erheblich verringert werden.“
Zu den Inhaltsstoffen von Taigawurzel:
„Die Taigawurzel enthält als Hauptinhaltsstoffe (Eleutheroside) Saponine, Lignane und deren Glykoside, monomere Phenylpropane, Cumarine und Sterole. Außerdem sind immunstimulatorisch wirkende Polysaccharide enthalten. Eleutherosid B (4-O-β-D-glucosid Syringin) ist bioverfügbar und erreicht bereits nach 15 Minuten das Konzentrationsmaximum im Blut. Es wird innerhalb von 48 h vor allem zu 90% über die Nieren wieder ausgeschieden.“
Die Inhaltsstoffe der Taigawurzel sind sehr unterschiedlich. Auch die Wechselwirkungen (Interaktionen) mit anderen Medikamenten waren Gegenstand von Untersuchungen:
„An gesunden Probanden konnte bei gleichzeitiger Gabe der Taigawurzel (970 mg) und CYP2D6- (Dextromethorphan) und CYP3A4- (Alprazolam) Substraten keine Interaktion festgestellt werden. Die an einem Einzelpatienten reproduzierbar beobachtete Interaktion mit Digoxin konnte durch eine Studie an 10 Patienten mit Bluthochdruck und regelmäßiger Einnahme von Digoxin nicht bestätigt werden. 300 mg eines Eleutherococcus-Trockenextraktes hatten während einer 8-wöchigen Einnahme keinen Einfluss auf den Digoxin-Blutspiegel. Digoxin ähnliche Substanzen in der Taigawurzel gaben vermutlich ein falsch positives Ergebnis in der Digoxin-Serum-Analyse.“
Und zur Dosisempfehlung:
„Von der EMA wurden Eleutherococcus-Zubereitungen als »Traditional Herbal Medicinal Products« eingestuft. Sie sollten nicht länger als 2 Monate mit einer Tagesdosis von 2 bis 3 g Droge eingenommen werden.“
Unter der Bezeichnung „Droge“ versteht man in der Phytotherapie getrocknete Heilpflanzen. Taigawurzel wird allerdings kaum als Tee angewendet, oft jedoch als Fluidextrakt.
Die Einschränkung der Anwendungsdauer auf 2 Monate gründet auf fehlenden Langzeitstudien und theoretischen Sicherheitsüberlegungen. Schilcher / Kammerer / Wegener legen im „Leitfaden Phytotherapie“ auf drei Monate und fügen an, dass eine erneute Anwendung nach weiteren etwa zwei Monaten mögliche ist.
Quelle:
http://www3.apoverlag.at/pdf/files/OAZ/OAZ-2010/OAZ-2010-22.pdf
Ergänzend Infos zu Botanik und Vorkommen von Eleutherococcus senticosus (nach Wikipedia):
„Die Borstige Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus, Syn.: Hedera senticosa Rupr. & Maxim. (basionym), Acanthopanax senticosus (Rupr. & Maxim.) Harms), auch kurz Taigawurzel, Teufelsbusch, Stachelpanax, Sibirischer Ginseng, Eleutherokokk genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Araliengewächse (Araliaceae).
Die Borstige Taigawurzel ist beheimatet in Sibirien, im Amurgebiet, auf der Insel Sachalin, in Japan (auf der Insel Hokkaidō), Nordkorea, im nordöstlichen China (in den Provinzen: Hebei, Shanxi, sowie in der Mandschurei, das sind die Provinzen Heilongjiang, Jilin und Liaoning).“
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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