Das Interesse an Aphrodisiaka ist ungebrochen hoch. Ein problematischer Aspekt dieses Booms ist der unkontrollierte Handel über das Internet, bei dem häufig unwirksame bis toxische Produkte an den Endverbraucher gelangen. Fragwürdig und reisserisch sind auch viele Berichte in Büchern und anderen Medien zu diesem Thema. Die Österreichische Apothekerzeitung (2 / 2011) publizierte dagegen kürzlich einen fundierten Text von AO. UNIV.-PROF. DR. SABINE GLASL-TAZREITER über Aphrodisiaka.
Von den zahllosen angebotenen Produkten sind nach wissenschaftlichen Maßstäben nur wenige gut untersucht. Dazu gehört auch die Ginsengwurzel, die als Tonikum, Adaptogen und Aphrodisiakum eingesetzt wird.
Hier ein paar Zitate aus dem erwähnten Text:
Roter Ginseng & Weisser Ginseng
„Panax ginseng ist die Stammpflanze von Weißem und Rotem Ginseng. Letzterer wird erst nach 6 Jahren geerntet und noch bevor der Trocknungsprozess beginnt, mit Wasserdampf behandelt – man bezeichnet ihn auch als Koreanischen Ginseng.“
Inhaltsstoffe und Wirkungen von Ginseng
„Bedeutende und gut untersuchte Inhaltsstoffe sind die Ginsenoside; dabei handelt es sich um Triterpensaponine vom tetracyclischen Dammaran-Typ. Jüngst publizierte Arbeiten geben Überblick über Anbau, Identifikation der Stammpflanzen, Phytochemie und Analytik (Jiaet al., 2009a). Die Wirkungen des Ginseng sind vielfältig, wie z.B. antihyperglykämisch, immunstimulierend, neuropharmakologisch aktiv, aphrodisierend etc. (Jiaet al., 2009b). Für die Ginsenoside sind vasodilatierende, antioxidative, antiphlogistische und antiproliferative Eigenschaften beschrieben. Darüber hinaus wurden für einzelne Substanzen molekulare Mechanismen, Signaltransduktionswege und Rezeptorinteraktionen aufgeklärt (Lüet al., 2009).“
Klinische Studien mit Ginseng
„Es existiert eine erstaunlich hohe Anzahl von klinischen Studien, die im Zusammenhang mit Rotem Ginseng bei erektiler Dysfunktion durchgeführt wurden. Janget al. allerdings stellen in ihrer Übersichtsarbeit fest, dass lediglich sieben Studien die Mindestkriterien – doppelte Verblindung und Placebokontrolle – erfüllten. Die Datenlage weist auf die Wirksamkeit von Ginsengwurzel beim Mann hin. Das Ergebnis der Meta-Analyse zeigt für Ginsengwurzel eine stärkere Verbesserung der sexuellen männlichen Performance im Vergleich zum Placebo. Konkrete Rückschlüsse seien jedoch vorerst noch nicht möglich, da die Studien teilweise methodische Mängel zeigen bzw. die Patientenkollektive eine zu geringe Größe aufweisen (Janget al., 2008). Daraus resultiert die Forderung nach mehr Studien mit hoher Qualität und gutem Design. Eine eindeutige Aussage zur aphrodisierenden Wirkung kann derzeit nicht getroffen werden. (Shamloul, 2010).“
Quelle:
http://www3.apoverlag.at/pdf/files/OAZ/OAZ-2011/OAZ-2011-02.pdf
Kommentar & Ergänzung: Ginseng als Aphrodisiakum
Bei Ginseng-Produkten gibt es grosse Qualitätsunterschiede.
Ergänzend hier noch Informationen aus Wikipedia zu den Unterschieden zwischen Weissem Ginseng und Rotem Ginseng:
„Je nach Verarbeitung unterscheidet man zwei Sorten:
Der weiße Ginseng: die Wurzel wird nach der Ernte geschält, gebleicht und getrocknet. Heutzutage gibt es aber auch weißen Ginseng, der nicht geschält und gebleicht wird, dadurch behält er mehr Inhaltsstoffe.
Der rote Ginseng: die frische Wurzel wird nach der Ernte mit Wasserdampf behandelt und dann getrocknet.
Roter Ginseng wird öfter für Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente verwendet. Entgegen der weit verbreiteten Meinung enthält das Konzentrat aus weißem Ginseng etwa doppelt so viel Ginsenoide wie jenes aus rotem Ginseng.“
Quelle: wikipedia
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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