Mir scheint es immer wieder wichtig darauf hinzuweisen, dass es bei Heilpflanzen-Präparaten sehr grosse Qualitätsunterschiede gibt.
Der „Giessener-Anzeiger“ berichtete vor kurzem über einen Vortrag der Apothekerin Ingrid Fischer bei den Landfrauen Lollar-Treis.
Der Text bringt Qualitätsunterschiede ausgezeichnet auf den Punkt. Darum hier ein Zitat:
„Bei den pflanzlichen Arzneimitteln muss man zwischen den rationalen und den traditionellen Phytopharmaka unterscheiden. Die rationalen Phytopharmaka müssen die gleichen Zulassungsverfahren durchlaufen wie chemische Arzneimittel. Wirkung und Verträglichkeit muss durch Studien nachgewiesen werden. Sie müssen einen Mindestgehalt an wirksamen Stoffen haben und die Herstellung der verwendeten Extrakte erfolgt nach standardisierten Verfahren. Die Pflanzen, die zur Extraktherstellung benötigt werden, stammen überwiegend aus kontrolliertem Anbau, damit immer die gleiche Qualität gewährleistet ist. Rationale Phytopharmaka müssen genaue gesetzliche Angaben auf der Packung haben: zum Beispiel eine genaue Indikationsangabe, der verwendete Pflanzenteil, das Extraktionsmittel, die Menge Extrakt pro Dosis, und Dosierung.
Traditionelle Phytopharmaka findet man hauptsächlich in Supermärkten. Die herstellenden Firmen müssen keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen. Es müssen nur die Verträglichkeit und Unbedenklichkeit garantiert werden. Diese pflanzlichen Arzneimittel dürfen nicht zur Heilung von Krankheiten eingesetzt werden, wie die rationalen Phytopharmaka. Auf diesen Packungen steht zum Beispiel folgender Text: „traditionell eingesetzt zur Besserung des Allgemeinbefindens“. Aus Sicherheitsgründen hat der Gesetzgeber bei den traditionellen, frei verkäuflichen Arzneimitteln die Dosierung auf zehn bis 30 Prozent der aus wissenschaftlicher Sicht wirksamen Dosis reduziert.“
http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/kreis-giessen/lollar/10276611.htm
Kommentar & Ergänzung: Qualitätsunterschiede bei Heilpflanzen-Präparate
Dieser Vortrag – das legt der Bericht nahe – hat die Konsumentinnen wohl tatsächlich informiert und nicht nur – wie das ziemlich oft geschieht – mit tollen Versprechungen eingelullt.
Er entspricht damit genau denn, was mir selber auch am Herzen liegt.
Grossartige Heilungsversprechungen gibt es nämlich im Bereich von Komplementärmedizin und Pflanzenheilkunde mehr als genug.
Ergänzend vielleicht noch:
Traditionelle Phytopharmaka (Heilpflanzen-Präparate) sind nicht grundsätzlich unwirksam. Es ist aber für die Konsumentinnen und Konsumenten wichtig zu wissen, dass sie seitens der Arzneimittelbehörden eine Zulassung als Medikament bekommen, ohne dass sie ihre Wirksamkeit dokumentieren müssen. Ohne Wirkungsnachweis als Heilmittel verkauft werden auch Produkte aus den Bereichen Homöopathie, Anthroposophischer Medizin, Spagyrik, Bach-Blüten, Schüssler-Salze.
Die Aussage, dass traditionelle Phytopharmaka ohne Wirkungsnachweis vor allem im Supermarkt verkauft werden, würde ich zumindestens für die Schweiz nicht teilen. Für einen sehr grossen Teil der in Apotheken und Drogerien verkauften Naturheilmittel liegt keinerlei Wirkungsnachweis vor. Konsumentinnen und Konsumenten müssten darüber meines Erachtens transparent informiert werden, was leider nicht der Fall ist.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch