Verstopfung, Schlafstörungen, Schmerzen – das sind häufige Beschwerden. Heilpflanzen-Präparate (Phytopharmaka) erfreuen sich als Alternative zu klassischen Medikamenten großer Beliebtheit.
Zwei generelle Probleme treten bei pflanzlichen Arzneimitteln aber auf: Zum einen sollte man nicht glauben, dass man Heilpflanzen-Präparate bedenkenlos in beliebiger Dosis für einen unbegrenzten Zeitraum einfach einnehmen kann. Zum anderen kann es große Unterschiede bei der Wirksamkeit geben, obwohl die Inhaltsstoffe bei verschiedenen Produkten gleich oder ähnlich sind. Das kommt daher, dass die verwendeten Pflanzen von unterschiedlicher Qualität sein können und auch der Verarbeitungsweg ein anderer sein kann.
Die Zeitschrift Öko-Test hat mehrere Pflanzenpräparate untersuchen lassen und den ersten Teil der Resultate jetzt publiziert. Hierbei ging es um die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Abführmitteln, Schlafmitteln und Schmerzmitteln. Insgesamt sind die Resultate durchwachsen.
Zahlreiche gute Abführmittel
Die Abführmittel haben im Test häufig „sehr gut“ abgeschnitten. Hier kommen hauptsächlich Quellmittel auf Basis von indischen Flohsamen und Flohsamenschalen zum Einsatz. Diese sind allerdings nicht harmlos. Werden sie falsch eingenommen, kann sogar Erstickung drohen.
Manchmal werden auch Wirkstoffe aus Sennesfrüchten und Sennesblättern eingenommen, die zu einer Darmreizung führen. Solche Mittel sollten nicht länger als 14 Tage angewendet werden, weil andernfalls ein Gewöhnungseffekt eintreten kann. Weniger überzeugte die Tester ein Präparat auf Basis der Modepflanze Aloe Vera. Die Chol-Jugeletten von Dolorgiet seien zu stark und die Einnahme über längere Zeit riskant. „Sehr gut“ und günstig ist dagegen der Bekunis Kräutertee N von Roha und auch die Abführtabletten von Midro.
Baldrian-Extrakt als Schlafmittel
Zu wenig Schlaf macht krank und wer regelmäßig unter Schlafstörungen leidet, sollte einen Arzt aufsuchen. Aus der Pflanzenwelt ist immer noch Baldrian ein beliebtes Naturheilmittel. Hier wurden die Tinkturen auf Alkoholbasis (Baldriantinktur) von aus der Baldrianwurzel hergestellten Trockenextrakten abgelöst.
Fünf der 18 von Öko-Test untersuchten Heilpflanzen-Präparate gegen Schlafstörungen waren „ungenügend“. Mit Bestnoten ausgezeichnet wurden von Öko-Test Doppelherz Aktiv Schlaf-Dragees Forte mit Baldrian und Kneipp Gute Nacht Einschlafdragees. Für Kinder unter zwölf Jahren seien die meisten Präparate allerdings nicht geeignet. Doch gerade bei Kindern sollte auch intensiv nach der Ursache der Schlafstörungen gesucht werden.
Nur wenige Schmerzmittel sind wirksam
Die pflanzlichen Schmerzmedikamente konnten im Test nicht wirklich überzeugen. Klassische Arzneimittel bei Rheuma-Erkrankungen sind Acetylsalicylsäure, Diclofenac und Ibuprofen, die zwar schmerz-, entzündungs- und schwellungslindernd sind, jedoch viele Nebenwirkungen auslösen können. Eine gut verträgliche pflanzliche Alternative wäre sehr zu begrüssen. Öko-Test liess 15 rezeptfreie pflanzliche Schmerzmittel begutachten. Die meisten davon brachten es nur auf ein befriedigendes oder ausreichendes Resultat.
Mit einem „gut“ wurden die Doloteffin Filmtabletten von Ardeypharma und Rivoltan Teufelskralle 480 mg Filmtabletten von Krewel Meuselbach beurteilt. Bei beiden Heilpflanzen-Präparaten wird der Wirkstoff aus der Teufelskrallenwurzel gewonnen und die Wirksamkeit ist belegt. Die Präparate werden unterstützend zur Behandlung bei Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates eingesetzt.
Quelle:
http://www.n-tv.de/ratgeber/Pflanzliche-Arzneimittel-im-Test-article3206011.html
Kommentar & Ergänzung: Heilpflanzen-Präparate im Test
Zu Flohsamen und Flohsamenschalen muss man ausreichend trinken. Davon, dass jemand daran erstickt ist, habe ich aber noch nie gehört. Das scheint mir etwas gar dramatisch dargestellt.
Bei den Abführmitteln wäre ich mit Präparaten auf der Basis von Sennesblättern / Sennesfrüchten sehr zurückhaltend, auch bei den mit „sehr gut“ taxierten Bekunis und Midro.
Bei den Heilpflanzen gegen Schlafstörungen steht tatsächlich Baldrian im Zentrum. Nicht vergessen werden sollte aber, dass es darüber hinaus weitere interessante Heilpflanzen mit schlaffördernder Wirkung gibt: Hopfen, Passionsblume, Melissenblätter / Melissenöl, Lavendelblüten / Lavendelöl.
Bei den Schmerzmitteln würden mich die Beurteilungskriterien interessieren, die zur Anwendung kamen. Pflanzliche Schmerzmittel unterscheiden sich in vieler Hinsicht von synthetischen Mitteln wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac.
Zum Beispiel wirken die mit „gut“ beurteilten Teufelskrallen-Präparate erst nach längerer Einnahme. Ihre Wirkung ist inzwischen in klinischen Studien belegt und die Verträglichkeit ist ausgezeichnet.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch