Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sieht bei Galantamin Belege, bei Rivastigmin-Pflaster zumindest Hinweise, dass die Arzneien den Abbau kognitiver Fähigkeiten bei Alzheimer-Patienten leicht verzögern können.
Dies ist einem vom Kölner Institut publizierten Vorbericht zu entnehmen. Die Analyse ergänzt die Nutzenbewertung der Cholinesterasehemmer aus dem Jahr 2007.
Bei beiden Arzneien lieferten dieselben Studien jedoch auch Belege für einen möglichen Schaden, teilt das IQWiG mit.
Dazu zählten hauptsächlich Nebenwirkungen in Form von häufiger auftretender Übelkeit und Erbrechen sowie von Hautirritationen bei Rivastigmin-Pflaster. Für wichtige andere Behandlungsaspekte wie etwa die Lebensqualität der Patienten oder die Notwendigkeit einer vollstationären Pflege gebe es derzeit keine Daten.
Schon im Jahr 2007 hatte das IQWiG eine Nutzenbewertung der zur den Cholinesterasehemmer zählenden Wirkstoffe Donepezil, Galantamin und Rivastigmin vorgelegt. Eine Aktualisierungsrecherche von 2009 zeigte, dass es zu Galantamin inzwischen weitere, zum Teil unpublizierte Studiendaten gibt und Rivastigmin nicht mehr nur als Tablette, sondern seit 2007 auch als Pflaster zur Verfügung steht.
Wie die Auswertung zeigt, gebe es auch unter Einbeziehung der neueren Studien Belege, dass Galantamin bei Patientinnen mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer Demenz zumindest bei einer höheren Dosis die Denk- und Merkfähigkeit positiv beeinflussen kann, schreibt das IQWiG.
Für den Nutzen der neuen Applikationsform von Rivastigmin als Pflaster seien in den Studien keine Belege festgestellt worden, – und zwar weder für die kognitiven noch für die alltagspraktischen Fähigkeiten. Im Vergleich zu einem Placebo habe sich in der höheren Dosierung bei Patienten unter 75 Jahren ein Unterschied bei der Kognition ergeben, den das IQWiG als Hinweis auf einen Nutzen wertet.
Galantamin ist ein Wirkstoff, der ursprünglich aus Schneeglöckchen gewonnen wurde.
Wikipedia beschreibt Galantamin so:
„Galantamin (auch Galanthamin von galanthus) ist ein tertiäres Pflanzenalkaloid, das aus dem Kleinen Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), dem Kaukasischen Schneeglöckchen (Galanthus woronowii) sowie einigen Narzissenarten wie der Gelben Narzisse (Osterglocke) gewonnen werden kann. Heute kann der Wirkstoff auch synthetisch hergestellt werden. Erstmals isoliert wurde er 1953 aus den Zwiebeln des Kaukasischen Schneeglöckchens. Anfangs setzte man den Wirkstoff unter anderem zur Aufhebung der durch Curare-Verbindungen ausgelösten Muskelentspannungen bei Operationen ein.
Das Alkaloid wird heute vorwiegend als Antidementivum zur Behandlung von Demenzen, insbesondere Alzheimer (hierbei entsteht ein Mangel an Acetylcholin, kurz ACh, einem Neurotransmitter) eingesetzt. Galantamin führt durch einen zweifachen Wirkmechanismus (Modulation von Nikotinrezeptoren und Hemmung der Acetylcholinesterase) zu einer Erhöhung der Acetylcholinkonzentration im synaptischen Spalt. Ein verbreitetes Medikament mit dem Wirkstoff Galantamin ist Reminyl von der Firma Janssen Pharmaceutica. Entwickelt wurde die Galantamin-Synthese von der österreichischen Firma Sanochemia Pharmazeutika.
Bemerkenswert ist auch die starke, mit Morphin vergleichbare, analgetische Wirkung.“
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde