Im „Phyto-Forum“ der „Aerztezeitung“ wurde folgende Frage gestellt:
„Dürfen Patientinnen mit estrogenabhängigen Tumoren (zum Beispiel Brustkrebs) hopfenhaltige Arzneimittel gegen ihre Schlafprobleme einnehmen?“
Die Antwort kam von Professor Karin Kraft (Lehrstuhl für Naturheilkunde, Universität Rostock:
„Das sehr kritische ‚Committee on Herbal Medicinal Products’ (HMPC) der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) hat in seiner Monografie zu Hopfenzapfen keine Einschränkung der Anwendung bei Patienten mit estrogenabhängigen Tumoren formuliert.“
Ein Kilogramm Hopfenzapfen enthalte zwischen 25 und 60 mg des Phytoestrogens 8-Prenylnaringenin (8-PN), schreibt Karin Kraft, und fährt fort:
„Dieses Phytoöstrogen bindet an die Estrogenrezeptoren des Rattenuterus. Die empfohlene Tagesdosis für Erwachsene beträgt für Hopfenzapfen 2 g. Es werden damit bis zu 120 µg 8-PN pro Tag zugeführt. Bei ovarektomierten Mäusen mussten jedoch 100 µg 8-PN /ml Trinkwasser zugeführt werden, um eine Stimulation des vaginalen Epithels zu erreichen.“
Tierexperimentellen Daten
Über diese tierexperimentellen Daten hinaus weißt Karin Kraft auch auf Erkenntnisse aus Studien mit Frauen hin:
„In einer klinischen Studie nahmen zudem gesunde Frauen über fünf Tage vor einer Mammareduktionsplastik mit einem Hopfenextrakt täglich 0,3 mg 8-PN ein. Am Tag der Operation waren die in Blut und Brustgewebe gemessenen 8-PN-Konzentrationen äußerst gering. Damit ist belegt, dass die phytoestrogene Wirkung von Hopfen zu vernachlässigen ist, wenn die üblichen Tagesdosierungen nicht überschritten werden.“
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/schlafstoerungen/article/667163/phytoestrogene-wirkung-hopfen-vernachlaessigen.html?sh=387&h=-1436656583
Kommentar & Ergänzung:
Phytoöstrogene im Hopfen – das ist schon seit langem ein Thema in der Pflanzenheilkunde und es ranken sich darum eine ganze Reihe von fragwürdigen Geschichten – zum Beispiel jene vom Biertrinker, dem infolge der Phytoöstrogene im Hopfen Brüste wachsen.
Das sind aber bisher nur spekulative Anekdoten. 8-PN ist zwar das stärkste Phytoöstrogen im Hopfen, doch kommt es dort nur in Spuren vor und es gibt auch keine Hinweise, dass relevante Mengen dieser Substanz ins Bier übergehen.
Es spricht sehr viel dafür, dass die Phytoöstrogene im Hopfen keine unerwünschten Wirkungen auslösen, dass man von ihnen aber auch keine relevante therapeutische Wirkung erwarten kann. Beispielsweise gibt es keinerlei fundierte Hinweise dafür, dass Hopfen als Hormonersatz gegen Wallungen in den Wechseljahren wirksam ist.
Besser dokumentiert ist die Wirkung von Hopfen als leichtes Beruhigungsmittel bei Einschlafstörungen. Allerdings kommt er hier in der Regel in Kombination mit Baldrian zur Anwendung. Und weil vor allem diese Baldrian-Hopfen-Kombinationen mit Patientenstudien untersucht werden bleibt meistens offen, welchen Anteil der Hopfen an der Wirkung des Produktes hat.
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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