Weidenrinde wird manchmal als „pflanzliches Aspirin“ bezeichnet. Das ist zu pauschal, denn Weidenrinde und Aspirin haben ähnliche, aber auch unterschiedliche Wirkungen.
Therapeutisch relevante Wirkungen der Weidenrinde:
schmerzstillend, antirheumatisch, fiebersenkend.
Hauptwirkstoff der Weidenrinde: Salicin
Salicin wird durch die Darmflora in Saligenin (Salicylalkohol) und Glukose zerlegt. Saligenin wird zu über 86 % in den Organismus ausgenommen und im Blut bzw. in der Leber zu Salicylsäure oxidiert. Salicinverbindungen haben demnach „Prodrug“-Charakter. Die fiebersenkende und schmerzstillend-antirheumatische Wirkung beruht auf einer Hemmung der Bildung von für das Entzündungsgeschehen wichtigen Prostaglandinen. Wegen der verzögerten Bildung des Wirkprinzips ist die Anwendung von Weidenrinde bei akuten Kopfschmerzen wenig geeignet.
Die schmerzstillende Wirkung bei Arthrose des Hüft- und Kniegelenkes und bei Rückenschmerzen gilt als erwiesen. Alle Probandenuntersuchungen zeigten gute Verträglichkeit und eine tiefe Nebenwirkungsrate im Vergleich mit synthetischen Salicylaten (z. B. Aspirin = Acetylsalicylsäure). Im Unterschied zu Acetylsalicylsäure beeinflussen Weidenrindenextrakte die Thrombozytenfunktion nicht, weshalb sie auch zur Schmerztherapie nach Operationen angewendet werden können.
Gegenüber Aspirin haben die Salicinverbindungen der Weidenrinde den Vorteil, daß sie keine aggregationshemmenden und damit die Blutgerinnung hemmende Eigenschaften (erhöhte Blutungsneigung) besitzen.
Quelle:
https://www.kup.at/db/phytokodex/datenblatt/Weidenrinde.html
Kommentar & Ergänzung:
Die wichtigsten zwei Punkte hier:
1. Die schmerzstillende Wirkung von Weidenrinde tritt im Vergleich zu Aspirin langsamer ein (hält aber dafür auch länger an).
2. Weidenrinde beeinflusst die Blutfliesseigenschaften nicht (und ist daher kein Ersatz für Aspirin Cardio). Fälschlicherweise wird die Wirkung der Weidenrinde manchmal mit derjenigen von Aspirin Cardio verglichen. An diesem Punkt unterscheiden sich Salicin und Acetylsalicylsäure aber, sowohl was die Wirkung als auch was die unerwünschte Nebenwirkung angeht.
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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