Anis zählt zu den klassischen Gewürzen der Weihnachtszeit. Egal, ob als Backzutat für Kuchen und Plätzchen, für die Würze in Süßspeisen oder für den Anislikör: Der süßliche, lakritzartige Anis-Geschmack gibt den Speisen und Getränken die spezielle Note.
Konsumentinnen und Konsumenten sind beim Einkauf oft unsicher: Anis oder Sternanis? Stehen beide Namen für das gleiche Gewürz?
Nein! Obwohl Geschmack und Geruch ähnlich sind – bei Anis und Sternanis handelt es sich um zwei völlig verschiedene Pflanzen! Hier ein paar Ausführungen zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Anis und Sternanis.
Anis (Pimpinella anisum): Anis zählt zur Familie der Doldenblütler, wie beispielsweise auch Dill, Kümmel und Fenchel. Die Anis-Pflanze ist einjährig und krautig, sie bevorzugt sonnige Standorte. Als Gewürz nutzt man die getrockneten Früchte (Samen), die von August bis September geerntet werden.
Das Aroma der Anisfrüchte wird schon seit Urzeiten geschätzt.
Überlieferungen zufolge schwärmte schon der griechische Philosoph Pythagoras von Anisbrot und der römische Dichter Virgil berichtete von köstlichen Aniskeksen. Anistee ist ein altes Hausmittel bei Husten oder Verdauungsbeschwerden. Anis enthält viel ätherisches Öl. Dieses Anisöl wirkt schleimlösend und lindert Krämpfe.
Knoblauch-Liebhaber schätzen Anissamen, denn gut zerkaut vertreiben ein paar Aniskörner rasch den Knoblauchgeruch im Mund.
Sternanis (Illicium verum) besteht aus jeweils 6 bis 10 sternförmig angeordneten Kapseln mit je einem Samenkorn. Vermahlen werden beim Sternanis nicht nur die Samen, sondern die ganzen Früchte. Auch wenn Sternanis wie Anissamen duftet – im Geschmack ist er intensiver, süßlich-scharf bis feurig. Sternanis gehört zusammen mit Pfeffer, Zimt, Nelken und Fenchel in das bekannte Fünf-Gewürze-Pulver der chinesischen Küche.
Anis oder Sternanis einsetzten? In Europa wird Sternanis ähnlich genutzt wie Anis, auch in seiner Anwendung als Naturheilmittel. Denn beide Pflanzen bzw. Samen oder Früchte enthalten im ätherischen Öl den gleichen Hauptwirkstoff: Anethol. In der Praxis macht es deshalb kaum einen Unterschied, ob man mit Anis oder Sternanis würzt. Zu beachten ist lediglich, dass Sternanis kräftiger im Aroma ist.
Ganze Sternanisfrüchte kann man zudem gut in ein Duftpotpourri mischen oder für weihnachtliche Dekorationen nutzen. Die kleinen Sterne sehen nicht nur schön aus, sie verbreiten auch einen angenehm beruhigenden Duft.
Quelle:
http://www.topagrar.com/news/Familie-Kochen-Backen-Kuechentipps-Anis-Sternanis-Was-ist-was-629339.html
Kommentar & Ergänzung:
Anethol kommt in den ätherischen Ölen von Fenchel, Anis und Sternanis vor und ist „zuständig“ für das charakteristische Anisaroma.
Anethol wird sehr vielseitig eingesetzt:
„Anethol kommt als Duft- und Aromastoff vor allem in Seifen und Mundpflegemitteln zum Einsatz. Wichtig ist daneben die Verwendung in der Spirituosenfabrikation als Aromatiseur für Liköre (Pernod, Anisette, Ouzo) und in der Lebensmitteltechnologie als Bestandteil von Aromen, hauptsächlich in Fruchtaromamischungen mit der Geschmacksrichtung Himbeere und Erdbeere.“
(Quelle: Wikipedia)
Zudem zeigt Anethol interessante Heilwirkungen:
„ Anethol wirkt in der Lunge schleimlösend (sekretolytisch, sekretomotorisch) und schwach antibakteriell. Gleichzeitig zeigt es eine spasmolytische Wirkung, weswegen es als Expektorans und Karminativum eingesetzt werden kann.“
(Quelle: Wikipedia)
Expektorans = auswurfförderndes Mittel bei Husten
Karminativum = Mittel gegen Blähungen
Das sind die beiden Hauptanwendungsgebiete der anetholhaltigen Heilpflanzen Anis, Fenchel und Sternanis. Neben diesen Gemeinsamkeiten gibt es also wie erwähnt auch Unterschiede zwischen Illicium verum und Pimpinella anisum.
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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