Anlässlich einer Pressekonferenz des Komitees Forschung Naturmedizin wurde unter anderem ein Statement veröffentlicht zum Thema „Phytosedativa – Schlaftherapie ohne Risiko?“.
Der Autor Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin E. Keck kommt darin auch auf Baldrian zu sprechen:
„Mit Baldrian Monopräparaten gibt es zu der Indikation „Schlafstörungen“
zahlreiche klinische Studien. So ist in mehr als 16 klinischen Studien, an
denen fast 1100 Patienten mit Schlafstörungen teilgenommen haben, die
Wirksamkeit von Baldrian-Präparaten geprüft worden. In sechs der größeren
Studien wurde dabei eine statistisch signifikante Verbesserung des Schlafes
im Vergleich zu Placebo dokumentiert. Die Verträglichkeit erwies sich als gut.
In einer Doppelblindstudie mit 202 Patienten, die an nicht-organischen Schlaf-
störungen litten, konnte eine vergleichbare Verbesserung unter einem
Baldrian-Präparat dokumentiert werden wie unter Oxazepam.“Zur Verträglichkeit der Baldrian-Präparate schreibt Keck:
„Baldrian-Präparate zeichnen sich durch eine sehr gute Verträglichkeit aus:
Für Baldrian-Monopräparate sind allenfalls seltene Magen-/Darmbeschwerden
und sehr selten allergische Hautreaktionen bekannt. Auch für Baldrianwurzel-
/Hopfenzapfen-Extrakte sind nur sehr selten (allergische) Hautreaktionen
beschrieben worden.“
Und wie stehen Baldrianpräparate im Vergleich zu synthetischen Schlafmitteln / Beruhigungsmitteln da?
Der Vergleich der Wirksamkeits- und Verträglichkeitsprofile zwischen
chemisch-synthetischen Sedativa beziehungsweise Beruhigungsmitteln und
pflanzlichen Arzneimitteln zeige, dass bestimmte Baldrian-Präparate eine gute
evidenzbasierte und von den Patienten akzeptierte Alternative darstellen, schreibt Professor Keck.
Quelle:
http://www.phytotherapie-komitee.de/News/pk_18_04_12/Prof-Keck-Statement.pdf
Kommentar & Ergänzung:
Baldrian ist die am besten erforschte Heilpflanze im Bereich der Behandlung von Schlafstörungen. Relevante Studien gibt es allerdings nur für Baldrianextrakt-Präparate, nicht für Baldriantee und Baldriantinktur.
Baldrian kann Oxazepam (z. B. Seresta, Anxiolit) bei weitem nicht in allen Situationen ersetzten. Falls es aber Situationen gibt, in denen Baldrian und Oxazepam vergleichbar wirken – wie in der erwähnten Doppelblindstudie – dann ist Baldrian eindeutig vorzuziehen, weil Oxazepam Risiken mit sich bringt, die dem Baldrian fehlen (z. B. Abhängigkeit, möglicherweise erhöhte Sturzgefahr bei Senioren)
Neben Baldrian werden in der Phytotherapie einige weitere Heilpflanzen bei Schlafproblemen angewendet:
– Lavendel (Lavendelöl, Lavendelbad)
– Melisse (Melissentee, Melissenöl, Melissenbad)
– Hopfen (Hopfentee, Hopfenextrakt)
– Passionsblumenkraut (Passionsblumenextrakt)
Interessant sind zudem die Orangenblüten, die als Orangenblütentee zum Beispiel in der Krankenpflege beliebt sind.
Vor allem Kinder schätzen als Schlaftrunk auch den Goldmelissentee.
Zur Wirkung von Orangenblütentee und Goldmelissentee gibt es keine fundierten Erkenntnisse. Das spricht aber nicht dagegen, Orangenblütentee oder Goldmelissentee als Einschlafhilfe zu verwenden, wenn jemand gute Erfahrungen damit macht.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch