Kräutertees sind beliebt. Sie werden beispielsweise getrunken, um Husten zu lindern oder den Magen zu beruhigen. Öko-Test hat 23 Arzneitees untersucht.
Unter die Lupe genommen wurden je fünf Blasen- und Nierentees, Magen- und Darmtees, Schlaf- und Beruhigungstees und acht Husten- und Bronchialtees. Die Teemischungen wurden auf ihre Wirksamkeit und Qualität hin untersucht.
Die Husten- und Bronchialtees – darunter die drei in Apotheken erhältlichen Tees von H&S, Heumann (Winthrop) und Sidroga – bekamen alle das Urteil „ausreichend“. Die Wirksamkeit bei Husten stuft Öko-Test allerdings durchweg mit „wenig überzeugend“ ein. In allen Arzneitees wurden Spuren von Ochratoxin A festgestellt, bei den Tees von H&S und Heumann sogar ein erhöhter Wert des Pilzgiftes.
Zudem stellten die Tester Pestizide fest.
Eine Höchstgrenze werde zwar nicht überschritten.
Mehrfachrückstände hinterließen jedoch ein ungutes Gefühl, bei denen niemand wisse, ob sie harmlos seien, hält Öko-Test fest.
Auch die Magen-Darm-Tees sowie die Schlaf- und Beruhigungstees wurden allesamt nur mit „ausreichend“ beurteilt.
Unter anderem untersucht wurden „Salbeiblätter“ von H&S und „Kamillenblüte“ von Bombastus sowie der „Magen-Darm-Beruhigungstee“ von Sidroga. Sowohl bei den Tees gegen Einschlafstörungen als auch gegen Magen-Darm-Beschwerden beurteilt Öko-Test die Wirksamkeit mit „nicht überzeugend“. Bei dem Magen-Darm-Tee von H&S kam als Manko noch hinzu, dass in der Verpackung PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe gefunden wurden.
Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der untersuchten Kräutertees würden im Wesentlichen aus der traditionellen Anwendung, ärztlicher Erfahrung und Anwendungsbeobachtungen abgeleitet, schreiben die Öko-Test-Experten. Sie kritisieren, dass moderne klinische Studien im Bereich der Arzneitees Mangelware. Seien. Sie stufen die Arzneitees gerade noch als ‚wenig überzeugend‘ und nicht als ’nicht nachgewiesen‘ ein. Die Bedeutung des Rituals der Teezubereitung sei nicht zu unterschätzen, stellt Öko-Test fest. Darüber hinaus sei die subjektiv empfundene Verbesserung der Befindlichkeit bei leichten Beschwerden wichtig.
Nur die Blasen- und Nierentees wurden etwas besser beurteilt. Die drei in Apotheken erhältlichen Tees bekamen die Noten „ungenügend“ (H&S), „befriedigend“ (Heumann) und „gut“ (Sidroga). In dem Tee von H&S, der unter den Blasentees am schlechtesten abschnitt, wurden diverse Pestizide festgestellt. Ausserdem wurden in der Verpackung PVC//PVDC/chlorierte Kunststoffe gefunden. Auch wurden Gegenanzeigen nicht aufgeführt.
Bei Patienten mit Herz- oder Nierenschwäche, die sich unter anderem in Wassereinlagerungen im Gewebe äußern können, sei eine Durchspülungstherapie nicht angezeigt. Einen entsprechenden Warnhinweis vermissen die Öko-Test-Experten beim H&S Blasen- und Nierentee. Sie weisen zudem darauf hin, das der Tee Bärentraubenblätter enthalte, in denen Arbutin enthalten sei. Aus Arbutin entstehe Hydrochinon, ein krebserregender Stoff.
Quelle:
http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/panorama/arzneitees-ueberzeugen-oeko-test-nicht
Kommentar & Ergänzung:
Die Einschätzung von Öko-Test scheint mir im Grossen und Ganzen nachvollziehbar. Tatsächlich gibt es kaum Studien zur Wirksamkeit von Kräutertees. Die meisten Studien in der Phytotherapie werden mit Spezialextrakten durchgeführt, die von den Herstellerfirmen patentiert wurden. Hier lohnt sich für die Hersteller die Investition in die Forschung, weil die Resultate nur für diese bestimmten Extrakte verwendbar sind.
Forschung im Bereich von Kräutertees, die in der Regel keinen Patentschutz haben, ist dagegen für die Firmen nicht lukrativ.
Bei den Arzneiteemischungen sind die Rezepturen oft sehr willkürlich und kaum fachlich begründbar. Es gibt nur wenige Kräuterteemischungen, die wirklich überzeugen und Sinn machen.
Ein Arzneitee kann auch bezüglich Wirkstoffgehalt in vielen Situationen überzeugen, doch würde ich in den meisten Fällen einen gut ausgewählten Einzeltee vorziehen.
Zu Recht erwähnt Öko-Test die Bedeutung des Teerituals. Diesen Aspekt sollte man meines Erachtens nicht gering schätzen. Teetrinken ist in dieser Hinsicht mehr als eine Pille schlucken. Es ist zum Beispiel ein sinnliches Erlebnis.
Zum Bärentraubenblättertee bei Blasenentzündung:
In Nieren-Blasen-Teemischungen, die über längere Zeit zur Durchspülungstherapie angewendet werden, sind Bärentraubenblätter fehl am Platz. Bärentraubenblättertee macht nur Sinn, wenn eine akute Blasenentzündung vorliegt, und in einem solchen Fall würde ich ihn als Einzeltee anwenden, damit eine ausreichende Dosis zustande kommt. Die Anwendungsdauer wird dabei auf sieben Tage beschränkt – sicherheitshalber, wegen dem Hydrochinon. Wenn eine Blasenentzündung nicht rasch wieder abklingt, braucht es aber eine ärztliche Untersuchung.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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