Ein wässriger Extrakt von Mungo-Bohnen (Vigna radiata) könnte gegen Blutvergiftungen wirksam sein. Gemäss einem amerikanischen Wissenschaftlerteam vermindert Mungo-Bohnen-Extrakt die Produktion des Proteins, das die Entzündung im Körper transportiert. Mäuse, die mit dem Bohnen-Extrakt gefüttert worden seien, hätten die Krankheit mehr als doppelt so häufig überlebt wie Tiere, die mit Kochsalzlösung gefüttert wurden.
Man spricht von einer Sepsis, wenn sich Krankheitserreger vom Entzündungsherd her über den ganzen Körper ausbreiten. Das bewirkt eine heftige Immunreaktion, die im schlimmsten Falle Organe wie das Herz, Nieren oder das Gehirn angreift. – In Deutschland gibt es gemäss Bundesforschungsministerium jährlich über 150.000 Betroffene. Bei mehr als der Hälfte von ihnen endet die Krankheit tödlich.
Quelle:
http://wissen.dradio.de/nachrichten.59.de.html?drn:news_id=152492
http://www.hindawi.com/journals/ecam/2012/498467/
Kommentar & Ergänzung:
Was sind Mungo-Bohnen?
„Die Mungbohne (Vigna radiata), auch Mungobohne, Jerusalembohne oder Lunjabohne genannt und auch als Mung Dal oder Mung Daal bekannt, ist eine Pflanzenart aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Im deutschsprachigen Raum werden die Keimlinge oft auch fälschlicherweise als Sojasprossen bezeichnet. Diese Nutzpflanze ist nahe verwandt mit einer Reihe anderer „Bohnen“ genannter Feldfrüchte, insbesondere mit der Urdbohne (Vigna mungo). Die Mungbohne wird seit einigen 1000 Jahren in Indien angebaut und ist heute in ganz Südostasien verbreitet.“
(Quelle: Wikipedia)
Mungo-Bohnen werden bisher vor allem als Nahrungsmittel genutzt, in der traditionellen chinesischen Medizin dienen sie aber auch als Heilmittel.
Wunderheiler Zhang setzt auf Mungobohnen
In China gab es einen Wirbel um den angeblichen Wunderheiler Wuben Zhang, der behauptete, dass viele der weltweit chronischen Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck und sogar einige Krebsarten mit einer großen Dosis Mungobohnen, weißem Rettich und Auberginen geheilt werden können. Dieses Heilsrezept machte den Textilarbeiter zum berühmten Erfolgsautor, verschaffte ihm Zulauf und Einnahmen aus ganz China. Interessant ist, dass es solche Phänomene offenbar überall in der Welt gibt.
Fang Zhouzi, ein bekannter Kommentator, schrieb in seinem Blog, „Die Enttäuschung der Öffentlichkeit über die moderne medizinische Versorgung hat die Menschen dazu geführt, sich von zugelassenen öffentlichen Krankenhäusern zu distanzieren und den Schwerpunkt auf schnelle Lösungen zu legen, um Krankheiten vorzubeugen.“ Solch eine überwiegende öffentliche Mentalität würde auch von einigen Unternehmern festgestellt und dann ausgebeutet, stellte er fest.
Tian Xiangyang , ein medizinischer Sachverständiger beim China Health Education Center, sagte dazu:
„Die Medien sollten die Schwelle zur Veröffentlichung gesundheitsbezogenen Informationen an die Öffentlichkeit erhöhen. Sie müssen sicherstellen, dass die medizinischen Experten, die sie eingeladen haben, über echte Qualifikationen verfügen. Und die gesundheitsbezogenen Inhalte, die sie veröffentlichen, sollten auch sorgfältig geprüft werden.“
Quelle: http://german.china.org.cn/china/2010-06/02/content_20172614.htm
Das wäre auch eine Diskussion in Europa wert. Viele Medien veröffentlichen zu Themen wie Gesundheit, Heilmethoden und Heilmittel vor allem was Quote, LeserInnen und Inserate bringt. Die Qualitätskontrolle ist über weite Strecken miserabel. Kritische Kommentare zu Medienberichten im Bereich Gesundheit, Komplementärmedizin, Alternativmedizin finden Sie regelmässig auf diesem Blog. Ich schreibe sie nicht aus „Besserwissertum“, sondern weil die kritische Auseinandersetzung mit solchen Meldungen nötig ist.
So, nach dieser kleinen „Medienschelte“ nun aber zur Bedeutung von Mungo-Bohnen in der Küche:
„Die Mungbohnen sind leichter verdaulich als die in Mitteleuropa verbreiteten Gartenbohnen und verursachen keine Blähungen. Sie haben allerdings auch deutlich weniger Eigengeschmack. Man kann die Bohnensprossen, die frischen Hülsen oder die getrockneten Bohnen verwenden. Mungbohnen keimen leicht. Diese Eigenschaft wird in vielen Haushalten dazu genutzt, die Keimlinge in speziellen Keimschalen selbst zu ziehen. Mung-Sprossen werden häufig fälschlicherweise als „Sojakeime“ bzw. „Sojasprossen“ bezeichnet und gehandelt, da sie den Sojabohnen sehr ähnlich sind. Mungbohnenkeimlinge sind ein klassisches Wok-Gemüse, finden aber auch Verwendung in Salatmischungen. Aus ihrem Mehl werden unter anderem die asiatischen Glasnudeln hergestellt. In Indien ist die Mungbohne Grundnahrungsmittel und eine wichtige Proteinquelle. Sie wird zu Dal verarbeitet und als Snack gegessen. Hierzu werden die getrockneten Bohnen in Wasser eingeweicht, wieder getrocknet und anschließend in Öl frittiert.“
(Quelle: Wikipedia)
Zu einer medizinischen Wirkung der Mungo-Bohnen gegen Blutvergiftung gibt es bisher keine belastbaren Belege.
Experimente mit Mäusen in einem Sepsismodell lassen sich nicht einfach auf die Situation bei einem erkrankten Menschen übertragen. Für Selbstbehandlungen von Sepsis mit Mungo-Bohnen besteht also keine Veranlassung!!
Die Wissenschaftler erforschen bei den Mungo-Bohnen einen Wirkungsmechanismus via Hemmung des Proteins High-Mobility-Group-Protein B1 (HMGB1). Scheint eine ziemlich komplexe Geschichte zu sein.
Was ist HMGB1?
„ High-Mobility-Group-Protein B1 (HMGB1), ist ein High-Mobility Group-Protein, das von abgestorbenen Zellen freigesetzt wird (Nekrose) und physiologisch als körpereigener Alarmstoff dient. Hohe Konzentrationen im Blut deuten häufig auf ernste bis tödliche Erkrankungen hin, zum Beispiel bei Blutvergiftungen (Sepsis) oder dem Endstadium der Malaria. HMGB1 spielt auch bei Tumorentwicklung und Immunabwehr eine wichtige Rolle. Im Tiermodell und in klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass HMGB1 auch an der Entstehung von zahlreichen rheumatischen Erkrankungen beteiligt ist. In gesunden Zellen ist HMGB1 zudem an der Genexpression, dem Lesen der Erbanlagen, beteiligt (Transkription).
HMGB1 wird aufgrund seiner komplexen Funktionen derzeit intensiv erforscht. Die Inhibierung (Hemmung) von HMGB1 verspricht neue Möglichkeiten der Therapie zahlreicher ernsthafter Erkrankungen.“
(Quelle: Wikipedia)
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch