In einem Interview mit einer Apotheken-Kundenzeitschrift wird die Apothekerin Anke Grabow gefragt, welchen Beratungsbedarf es speziell bei pflanzlichen Medikamenten gibt.
Antwort:
„Schwierig ist vor allem, dass sich hinter dem Oberbegriff Phytopharmaka unterschiedlichste Präparate verbergen. Tees zählen ebenso dazu wie Tinkturen und Säfte oder anthroposophische Mittel. Zudem variiert die Qualität der verarbeiteten Pflanzen. Ich empfehle in erster Linie Präparate aus dem nachhaltigen Pflanzenanbau, etwa von Firmen mit eigenen Anbauprojekten.“
Quelle:
https://www.apotheken-umschau.de/Erkaeltung/Pflanzenheilkunde-Gute-Beratung-in-der-Apotheke-wichtig-118551.html
Kommentar & Ergänzung:
Das ist ein wichtiger Aspekt:Es gibt sehr grosse Qualitätsunterschiede bei den Heilpflanzen-Präparaten und es wird auch in Apotheken und Drogerien – geschweige denn im Internethandel – viel unwirksamer „Schrott“ verkauft.
Und zwar bei Naturheilmitteln wie auch bei Präparaten der Komplementärmedizin. Hier besteht nämlich in vielen Bereichen eine Qualitätskontrolle allenfalls pro Forma und greift nicht wirklich.
Fragwürdig ist meines Erachtens, wenn in diesem Interview Anthroposophika zu den Phytopharmaka gerechnet werden. Präparate der Anthroposophischen Medizin basieren auf Grundsätzen, die sich sehr deutlich von den Leitlinien der Phytotherapie unterscheiden.
Anthroposophika:
…..basieren auf Anregungen Rudolf Steiner’s, der sich als Menschheitsführer und als Reinkarnation von Aristoteles und Thomas von Aquin sah, und der davon überzeugt war, dass seine Erkenntnisse aus der Akasha-Chronik stammen.
Die Anthroposophische Medizin schreibt ihren Präparaten okkulte Kräfte zu, zum Beispiel einen Einfluss auf die zwei anthroposophischen Widersachermächte Ahriman und Luzifer.
Das tönt in anthroposophischen Worten zum Beispiel so:
„Substanziell gesehen ist jedoch das Karzinom etwas Luziferisches, das durch das Ahrimanische des Mistelgiftes kompensiert wird.“
(aus: Dietrich Boie, Mistel und Krebs, Eine anthroposophisch-medizinische Studie zur Mistel-Therapie des Krebses, Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft anthroposophischer Ärzte, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1970)
Zubereitungen der Anthroposophischen Medizin bestehen nicht nur aus Heilpflanzen. Manche Präparate enthalten auch Schwermetalle wie Blei oder tierische Komponenten wie lebend verriebene und verdünnte Ameisen (Formica).
Phytopharmaka
…sind frei von dieser esoterischen Einfärbung.
Phytotherapie basiert im Gegensatz zur Anthroposophischen Medizin nicht auf den Ideen eines Einzelnen. Phytotherapie-Wissen entsteht und entwickelt sich in einem kooperativen Prozess ohne vordefinierte Führerfigur.
Meines Erachtens ist es wichtig, solch fundamentale Unterschiede nicht zu verwischen, sondern so gut wie möglich herauszuarbeiten. Nur so können Konsumentinnen und Konsumenten eine informierte und fundierte Wahl treffen.
Ich persönlich halte kooperativ erarbeitetes Wissen für glaubwürdiger als die Erkenntnisse eines angeblichen Hellsehers.
Und ich ziehe Heilpflanzen-Anwendungen vor, die nicht mit Fantasien über ahrimanische und luziferische Einflüsse kontaminiert sind.
Falls Sie an kooperativ erarbeitetem und „geisterfreiem“ Wissen über Wirkung und Anwendung von Heilpflanzen interessiert sind, finden Sie dazu meine Kurse und Lehrgänge oben über den Menüpunkt „Kurse“.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch