Bei geriatrischen Patienten mit Schlafstörungen ist bei der Behandlung auf die Verstärkung alterstypischer Beschwerden durch Medikamente zu achten.
Bei älteren Patienten werden zur medikamentösen Behandlung von Schlafstörungen oft ältere, sedierende Antihistaminika eingesetzt, die jedoch anticholinerge Nebenwirkungen auslösen können.
Die anticholinergen Nebenwirkungen können zu Schwindel führen, Mundtrockenheit und Miktionsbeschwerden verursachen oder verstärken und sogar zu einem deliranten Syndrom führen.
Problematisch bei älteren Patienten sind auch Benzodiazepine und Benzodiazepin-analoge Z-Substanzen. Durch deren muskelrelaxierende Wirkung könne es zu Gangunsicherheit oder Stürzen kommen, welche im fortgeschrittenen Alter oft zu Knochenbrüchen führen.
Darüber hinaus kommt es manchmal zu paradoxen psychiatrischen Reaktionen (Unruhe, Reizbarkeit, Halluzinationen) und geistigen Beeinträchtigungen.
Die im Herbst 2010 eingeführte Priscus-Liste (www.priscus.net) kann Ärzten und Apothekern bei einer seniorengerechten Auswahl von Medikamenten helfen. Die Priscus-Liste umfasst 83 Wirkstoffe, die als potenziell ungeeignet für geriatrische Patienten gelten.
Heilpflanzen-Präparate als gute Option bei Schlafstörungen
Alternativ schlägt die Priscus-Liste bei Schlafstörungen hoch dosierte Baldrianpräparate oder nichtmedikamentöse Therapie (Schlafhygiene) vor.
Die pflanzlichen Präparate bieten dabei nicht nur eine gute Wirksamkeit, sondern darüber hinaus noch weitere Vorteile.
Dazu gehören das Erreichen eines natürlichen Schlafprofils und der Wegfall des Abhängigkeitsrisikos oder eines „Hang-over“ am nächsten Morgen. Durch die sanfte Wirkweise sind Phytosedativa für Senioren besonders geeignet.
Quelle:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/schlafstoerungen/article/828283/schlafstoerungen-phyto-arznei-vorteilen-aeltere.html?sh=1&h=-535704940
Kommentar & Ergänzung:
Synthetische Schlafmittel bergen ein hohes Abhängigkeitsrisiko. Das ist schon seit langem bekannt, ohne dass angemessene Massnahmen ergriffen worden wären.
Erst seit kürzerer Zeit wird das erhöhte Sturzrisiko bei Seniorinnen und Senioren unter Beruhigungsmitteln und Schlafmitteln ein Thema, vor allem wegen der erhöhten Gefahr von Knochenbrüchen.
Darum ist es sehr sinnvoll, pflanzliche Alternativen zu prüfen.
Wissenschaftlich am besten dokumentiert sind die in der Priskus-Liste erwähnten hochdosierten Baldrianpräparate sowie Kombinationspräparate aus Baldrianextrakt und Hopfenextrakt.
Es gibt aber auch gute Gründe für die Anwendung von ätherischen Ölen als Einschlafhilfe (Lavendelöl, Melissenöl) oder von Kräutertees (z. B. Melissentee, Orangenblütentee). Bei letzteren liegen zwar keine wissenschaftlichen Studien vor, welche die Wirksamkeit bestätigen.
Ein grosser Vorteil dieser Kräutertee – und auch von Einreibungen zum Beispiel mit Lavendelöl in fettem Öl – liegt im Ritual, das damit verbunden ist.
Solche Abendrituale bringen eine Wirksamkeit ins Spiel, die über den pharmakologischen Effekt hinaus geht und mit dem Schlucken eines Dragées nicht genutzt werden kann.
Siehe auch:
Süchtig nach Schlafmitteln – Phytotherapie bietet gesunde Alternative
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch