Die Zeitung „Südkurier“ publizierte einen Beitrag über die Gundelrebe (Gundermann, Glechoma hederacea):
„Gundelrebe: Das Kraut wird auch Gundermann oder falsches Efeu genannt. Es hat kleine herzförmige Blätter und schmeckt besonders gut zu Gemüse oder Salat. Seine markanteste Eigenschaft ist wohl, dass es im Körper Fette verbrennt.“
Quelle:
https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/bad-duerrheim/Gruene-setzen-auf-heilende-Kraeuter;art372507,6021160
Kommentar & Ergänzung:
Es ist einfach erstaunlich, wie faktenfrei manchmal über angebliche Wirkungen von Heilpflanzen berichtet wird.
Weder in der Phytotherapie-Fachliteratur noch in der traditionellen Pflanzenheilkunde ist von einer Fettverbrenner-Wirkung der Gundelrebe die Rede.
Und es ist auch nicht plausibel, wie eine solche Wirkung zustande kommen könnte.
Es gibt dazu weder Studien noch dokumentierte Fallberichte und es sind auch keine Wirkstoffe in der Gundelrebe bekannt, die eine solche Wirkung auslösen könnten.
Wenn jemand eine so ausgefallene Behauptung in den Raum stellt, müsste er oder sie eine Begründung dazu liefern, ausserdem noch genaue Dosierungsangaben. Wieviel Gundelrebe muss man in welcher Form einnehmen? Über wie lange Zeit? Und es müsste in dem Beitrag vermerkt sein, wer für die Aussage verantwortlich ist.
Wir haben Meinungsäusserungsfreiheit und das ist gut so. Es stellt sich aber schon die Frage, wie dann die Qualität solcher Aussagen geprüft und gesichert wird.
Das erwarte ich eigentlich von einer Zeitungsredaktion. Eine Zeitung, die ungeprüft jeden Humbug publiziert, ist das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt ist.
Meines Erachtens ist es für Konsumentinnen und Konsumenten sehr wichtig zu wissen, dass diese Qualitätssicherung in der Berichterstattung über Komplementärmedizin / Alternativemedizin / Naturheilkunde über sehr weite Strecken vollständig fehlt. Ich stosse jedenfalls täglich mehrmals auf derart windige Behauptungen wie diejenige von der Gundelrebe als Fatburner.
Es gibt nur wenige Quellen, die konstant fundierte Information liefern – zum Beispiel die Forschergruppe Klostermedizin an der Universität Würzburg.
Den Konsumentinnen und Konsumenten kann man nur raten, sich selber schlau zu machen und nicht einfach zu glauben, was gedruckt oder gesendet wird.
Die Gundelrebe ist im übrigen durchaus eine interessante und darüber hinaus schöne Pflanze, auch wenn sie nicht als Fatburner taugt.
Gundelrebe eignet sich gut als Zugabe in Suppen, für Salat und Gemüse sollte die Pflanze nur in geringen Mengen verwendet werden, weil sie sonst zu dominierend riecht und schmeckt.
Zum Thema Gundelrebe siehe auch:
Naturkunde: Was blüht gerade: Gundelrebe / Gundermann
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch