Nelkenöl enthält Eugenol, das antiseptische und antimikrobielle Wirkungen entfaltet. Im Phyto-Forum der Aerztezeitung beantwortete Professor Karen Nieber vor kurzem Fragen zur Anwendung und Dosierung von Nelkenöl
Nelkenöl wirke vor allem stark antiseptisch und antimikrobiell. Es wirke nachweislich bei Entzündungen im Mund und im Rachen und könne wegen des schmerzstillenden Effekts örtlich bei Zahnschmerzen und Zahnfleischschmerzen eingesetzt werden, schreibt Nieber:
„Der wirksamkeitsbestimmende Inhaltstoff des Nelkenöls ist das Eugenol. Eugenol ist ein ätherisches Öl, das im Europäischen Arzneibuch als Eugenolum beschrieben wird. Das flüchtige Öl wirkt gegen Bakterien, Pilze und Viren, wirkt zudem betäubend und schmerzstillend.“
Eugenol zeigt tatsächlich eine prägnante und breite antimikrobielle Wirkung gegen Bakterien, Pilze und Viren und auch bezüglich dem lokal schmerzstillenden Effekt wird es wohl kaum von einem anderen Bestandteil ätherischer Öle übertroffen.
Eugenol ist der Hauptbestandteil des Nelkenöls, das aus Gewürznelken gewonnen wird. Die Formulierung „Eugenol ist ein ätherisches Öl…“ ist allerdings falsch, weil das Nelkenöl sich aus sehr vielen Bestandteilen zusammensetzt und Eugenol in dieser Mischung nur der wichtigste Einzelstoff ist.
Nieber weiss auch darauf hin, dass Nelkenöl hautreizende und allergene Eigenschaften besitzt:
„Eugenol wirkt zytotoxisch und gentoxisch; die gentoxischen Effekte sind abhängig von Aktivierung durch das Enzym P450. Es ist sowohl ein Antioxidans als auch ein Prooxidans; auf Letzterem beruht wahrscheinlich seine (schleim)hautreizende, allergiefördernde Wirkung.“
Früher sei Eugenol in großem Umfang als Zusatz für Wurzelkanalfüllmaterialien eingesetzt worden Da es gewebereizend wirken könne, werde es heute jedoch kritischer betrachtet. Speziell bei Schmerzen rund um die Zähne werde das Nelkenöl meist unverdünnt angewendet.
Nelkenöl verändere den Austausch von Stoffen wie Kalzium innerhalb der Zellen, in dem es direkt auf die Zellwände wirke, wodurch der betäubende und schmerzstillende Effekt eintrete.
Es müsse dringend darauf hingewiesen werden, schreibt Karen Nieber, dass bei größeren als haushaltsüblichen Mengen oder bei oraler Einnahme des Nelkenöls Vorsicht geboten sei.
Nelkenöl sei nämlich in konzentrierter Form gewebereizend. Größere Mengen beziehungsweise die Einnahme von Nelkenöl könnten zu schweren Vergiftungen führen.
Da reines Nelkenöl Haut und Schleimhäute reize und allergische Reaktionen der Haut auslösen könne, solle es zur Selbstbehandlung nicht unkritisch verwendet werden.
Quelle:
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/hno-krankheiten/article/842631/phyto-forum-nelkenoel-wirkt-entzuendungen-mund.html?sh=1&h=-1982822842
Kommentar & Ergänzung:
Nelkenöl wird aus den Gewürznelken gewonnen. Dabei handelt es sich um die getrockneten Blütenknospen des Gewürznelken-Baumes (Syzygium aromaticum), eine Pflanzenart, die zur Familie der Myrtengewächse (Myrtaceen) gehört und ursprünglich auf den Molukken beheimatet ist.
Nelkenöl hat sehr interessante Eigenschaften, doch weißt Karen Nieber sehr zu Recht darauf hin, dass damit sorgfältig umgegangen werden muss. Es gibt bei den ätherischen Ölen grosse Unterschiede bei der Verträglichkeit. Nelkenöl gehört diesbezüglich jedenfalls zu den heikleren ätherischen Ölen. Wo möglich sollte es daher durch verträglichere ätherische Öle ersetzt werden.
So scheint es mit zum Beispiel nicht sinnvoll, die pilzhemmende Wirkung von Nelkenöl gegen Fusspilz zu nutzen. Lavendelöl ist hier eine gute und verträglichere Alternative.
Bei Zahnschmerzen wird traditionell empfohlen, die auf Gewürznelken zu beissen oder die schwmerzende Stelle mit Nelkenöl zu betupfen. Allerdings ist auch hier zu beachten, dass Reizungen am Zahnfleisch auftreten könnten.
Und natürlich geht es dabei nur um eine kurzzeitige Schmerzlinderung, welche keine zahnärztliche Behandlung ersetzt.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Heilpflanzenexkursionen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch