Das Nachschlagewerk „Pharmawiki“ hat vor kurzem einen neuen und informativen  Artikel publiziert zum Stichwort „Phytopharmaka“. Mit dem Ausdruck „Phytopharmaka“ werden Arzneimittel pflanzlichen Ursprungs bezeichnet.

Der Artikel beschreibt den Unterschied zu chemisch definierten Medikamenten so:

„Im Unterschied zu den chemisch definierten Arzneimitteln, die in der Regel nur einen oder wenige Wirkstoffe enthalten, sind Phytopharmaka Vielstoffgemische, die aus hunderten unterschiedlichen Substanzen bestehen. Von diesen werden einige als pharmakologisch aktiv und andere als inaktiv angesehen. Die Wirksamkeit resultiert aus der komplexen Interaktion der Inhaltsstoffe mit molekularen Zielstrukturen, also z.B. mit Rezeptoren, Enzymen und Transportern.“

Man spricht bei Phytopharmaka auch von einer Multi-Target-Therapie.

Siehe dazu:

Phytotherapie – auf die Mischung kommt es an

Als Beispiele für Phytopharmaka, die wie schulmedizinische Medikamente in doppelblinden, randomisierten und kontrollierten klinischen Studien überprüft wurden, führt Pharmawiki auf:

„Johanniskraut zur Behandlung von depressiven Verstimmungen

Pestwurz gegen Heuschnupfen

Ginkgo zur Behandlung von Einbussen der mentalen Leistungsfähigkeit

Traubensilberkerze zur Behandlung von Wechseljahrbeschwerden

Weissdorn zur Behandlung von Herzbeschwerden

Baldrian und Hopfen zur Behandlung von Schlafstörungen.“

In einem speziellen Abschnitt wird der Unterschied zwischen Phytopharmaka und Homöopathika erklärt:

„Phytopharmaka enthalten aktive pharmazeutische Wirkstoffe, die mit Strukturen im Organismus, den sogenannten Drug Targets, interagieren. Sie unterscheiden sich deshalb wesentlich von den homöopathischen Mitteln, welche so stark verdünnt sind, dass fast oder überhaupt nichts mehr von der Ausgangssubstanz vorhanden ist. Die Homöopathie hat im Unterschied zur Phytotherapie keine wissenschaftliche Basis. Ihr Wirkprinzip ist demjenigen der modernen Arzneimitteltherapie fundamental entgegengesetzt.“

Gut verständlich erläutert der Artikel zudem, wie und weshalb heute in der Phytotherapie oft standardisierte Extrakte zur Anwendung kommen:

„Weil Phytopharmaka Naturprodukte sind – wie Kaffee, Wein oder Kakao – hängt ihre Qualität von vielen Faktoren ab. Beispielsweise von der Pflanzensorte, dem Anbauklima, dem Erntezeitpunkt, der Trocknung und der weiteren Verarbeitung. Deshalb ist es möglich, dass die für die Wirkung verantwortlichen Inhaltsstoffe in zwei Tees in sehr unterschiedlicher Konzentration vorhanden sind. Aus diesem Grund werden heute vermehrt Extrakte (Auszüge) hergestellt, die auf die wesentlichen Substanzen eingestellt sind – also immer definierte Mengen der Stoffe enthalten. Dabei können auch unerwünschte Stoffe, welche Nebenwirkungen verursachen, entfernt werden. Extrakte verschiedener Hersteller sind deshalb nur bedingt miteinander vergleichbar. Aus den Extrakten werden verschiedene Darreichungsformen wie Tabletten, Tropfen oder Salben produziert.“

Quelle der Zitate und weitere Informationen zum Thema:

http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Phytopharmaka

 

Kommentar & Ergänzung:

Es gibt allerdings noch einen weiteren Grund, weshalb von den Phytopharmaka-Herstellern oft Extrakte vorgezogen werden: Produziert man sie nach einem Spezialverfahren, können sie in der Regel patentiert werden. Dadurch lässt sich sicherstellen, dass die Forschungs- und Entwicklungsausgaben dem eigenen Produkt und nicht der Konkurrenz zugute kommen.

Wer an Naturheilmitteln interessiert ist, sollte mit Vorteil die Unterschiede verstehen zwischen Phytopharmaka, Homöopathika, Bachblüten und synthetischen Medikamenten. Mir fällt auf, dass das Wissen über diese Unterschiede in weiten Kreisen minimal, fehlend oder schlicht falsch ist.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

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