So betitelt das Magazin „Focus“ einen Abschnitt, in dem es um die günstigen Effekte des Knoblauchs für unsere Gesundheit geht:
„Im Krieg verwendeten russische Soldaten in der Not Knoblauch als Penicillin-Ersatz. Denn der Inhaltsstoff Allicin wirkt ähnlich wie ein Antibiotikum und hemmt Bakterien.
Auch sonst ist die Knolle gut für die Gesundheit: Sie schützt vor freien Radikalen, Krebs und Thrombosen. Die Auswahl von Knoblauch ist einfach, denn jede Sorte ist gesund. Seine gesundheitsfördernde Wirkung steigt, wenn er nach dem Zerkleinern zehn Minuten ruht, bevor er erhitzt wird. Der Grund: Das wertvolle Allicin entsteht, wenn die Aminosäure Alliin Kontakt zu dem hitzeempfindlichen Enzym Alliinase hat. Bei sofortigem Erhitzen wird das Enzym zerstört und es entsteht kein Allicin mehr. Das passiert übrigens auch in der Mikrowelle.“
Quelle:
http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/gesundessen/naehrstoffe/granny-smith-gesuender-als-golden-delicious-apfel-ist-gleich-apfel-oder-etwa-nicht_id_4182944.html
Kommentar & Ergänzung:
Knoblauch ist eine durch und durch interessante Kulturpflanzen und auch als Heilpflanze seit Urzeiten im Gebrauch.
Der Tipp, den Knoblauch nach dem Zerkleinern zehn Minuten ruhen zu lassen, ist nachvollziehbar. Jedenfalls spricht viel dafür, dass beim sofortigen Erhitzen das Enzym Alliinase zerstört wird und seine „Arbeit“ nicht mehr machen kann.
Enzyme sind Eiweissstoffe und die werden durch Hitzeeinwirkung denaturiert.
Der Vergleich mit dem Antibiotikum Penicillin ist aber ein bisschen überzogen. Allicin wirkt zwar tatsächlich gegen verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien, was sich im Labor gut zeigen lässt.
Zitat aus „Arzneidrogen“, von Theo Dingermanm, Karl Hiller, Georg Schneider, Ilse Zündorf, Spektrum Verlag 2004:
„Allicin (0,4 – 1,0 % in der Frischdroge)……..hemmt…in einer Verdünnung bis 1 : 125 000 das Wachstum von grampositiven und gramnegativen Bakterien (bes. Staphylokokken, Streptokokken und Typhusbakterien), ist also ein Antibiotikum auch gegen Krankheit-erregende Darmbakterien.“
Diese antibakterielle Wirkung von Allicin kann man lokal auf haut und Schleimhäuten sowie im Verdauungstrakt erwarten. Von Penicillin erwartet man aber mehr. Es verteilt sich im ganzen Organismus und wirkt so systemisch beispielsweise auch gegen eine Infektion in der grossen Zehe. Ein solcher systemischer Effekt ist von Allicin aber nicht zu erwarten.
Um eine Verdünnung von 1 : 125 000 im Organismus zu erreichen, braucht es bei einem 80 kg schweren Menschen rein rechnerisch 0,64 g Allicin – und weil es da auch noch einiges an Knochen hat, runden wir auf 0,5 g ab. Wenn frischer Knoblauch maximal 1% Allicin einhält, wären 50 g Knoblauch nötig, um eine wirksame antibakterielle Konzentration im Organismus zu erreichen. Allicin zerfällt im Organismus rasch in Abbbauprodukte. Also müsste der permanente Umbau und die laufende Ausscheidung ständig ersetzt werden, um einen antibakteriell wirksamen Spiegel zu erhalten.
Solche Mengen wird niemand freiwillig einnehmen – insbesondere auch wegen der sozialen Nebenwirkungen….
Mir ist klar, dass diese Rechnung sehr theoretisch und ungenau ist. Sie zeigt aber die Grössenordnung auf. Eine systemische antibakterielle Wirkung von Knoblauch ist nicht zu erwarten. An diesem Punkt gibt es eine grosse Differenz zu Penicillin.
Damit will ich natürlich nicht den Knoblauch als Heilpflanze schlechtmachen.
Aber man muss wissen, wo eine Heilpflanze ihre Stärken hat und wo nicht.
Knoblauch hat vor allem auch noch ein paar interessante Eigenschaften im Kreislauf-Bereich:
– Knoblauch verbessert die Blutfliesseigenschaften durch Hemmung der Thrombozytenaggregation.
– Knoblauch hat eine leicht lipidsenkende Wirkung (Blutcholesterinwerte werden reduziert).
– Knoblauch kann eine leichte Blutdrucksenkung bewirken.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch